Dienstag, 7. Dezember 2010

QUATSCH MIT SOSSE!

Ich habe einen 80% Job. So rein theoretisch.
Und es gibt aber wahrhaftig, wirklich Wochen, da ist das nicht nur auf dem Papier so.
Meist teile ich diesen freien Tag in zwei Halbtage auf ... heute Morgen war so ein Halbtag.

Was heisst: ich darf ausschlafen. So bis 9.00h - glatte 4 Stunden mehr als normal. Exorbitant genial!
So spazierte ich gerade mit blossen Füssen in diesem herrlich warmen, schneeweissen Sand dem einsamen Strand auf dieser Insel im indischen Ozean entlang, als ich lautes Geklingel vernahm. Kurz, heftig. Aber eben sehr laut. Mein Traum gab mir zu verstehen, dass wahrscheinlich gerade das Mittagsbuffet unter blauem Himmel eingeläutet worden sei. Frische Salate, süsse Früchte, leckere Fische ... alles was das Herz begehrt. Ich hatte meinen Traumgedanken noch nicht umgesetzt - mein Ich stand nämlich noch immer bis zum Knöchel im kristallklaren Meer - als der vermeintliche Buffetmann schon wieder klingelte.
Und in diesem Augenblick lösten sich Sand, Strand, Sonne, Meer und Insel mitsamt dem noch nicht in Augenschein genommenem Mittagsbuffet in meinem Innersten auf, ich blinzelte in den frühen Morgen und mein Blick fiel auf den Wecker: 07.55h. An der Türe klingelte jemand nun zum unheilig dritten Mal.

Teeren? Federn? Vierteilen? Oder doch einfach den berüchtigten Fuss-Kick in die Magengrube? Nein, den Fuss-Kick konnte ich gleich knicken, dafür war ich noch viel zu sperrig und zu müde. Zum Teeren und Federn fehlten mit die Materialien. Blieb also ergo bloss noch Vierteilen. Dieses gute japanische Damastmesser drüben in der Küche ... da stand doch in der Anleitung, dass man sogar Stahl schneiden könne ...?

Beim vierten Klingeln schrufte ich gen Türe und war bereit. Zu schier allem. Ich öffnete die Türe, atmete tief ein und ... "Guten Morgen Frau Sternenzauber - wunderschön Sie an diesem Sonnentag anzutreffen. Geht es Ihnen gut? Habe ich Sie etwa geweckt?"
Wie er bloss darauf kam? Vielleicht der Schlafanzug? Vielleicht der Knitter-Kissenabdruck auf der Wange? Vielleicht der Silberblick? Vielleicht die total derangierte Un-Frisur? Vielleicht weil es erst kurz nach 8 war? Vielleicht weil ich so durch die Nase schnaubte? Vielleicht weil mein Ich die Bereitschaft zeigte, was zu tun, was mich Jahre hinter Gitter bringen könnte?

Zum besseren Verständnis: Eine gute, richtige, echte Schweizer Hausfrau steht um 08.00h schon fix und fertig zurecht gemacht in der Küche. Am Bügelbrett. In der Waschküche. Wo auch immer - sie ist "schaffig", wie man bei uns so schön sagt.
Ich meinerseits bin das Ergebnis eines Toskanischen Vaters und einer Pariser Mutter. Und gerne Langschläferin - wenn ich denn mal kann!

Da stand er also, der Herr Häberli. Kurt Häberli.
Seines Zeichens Handelsreisender in Sachen Bouillon. Gemüseboullion, Rindsbouillon, Hühnerbouillon, Fischbouillon, mit und ohne Fett, fettreduziert, mit herkömmlichem Salz, wahlweise mit Meersalz, mit und ohne Kräuter, gekörnt, als Paste, flüssig, als Pulver, als gallertartige Masse. 250gr, 500gr, ein Kilo.
Dazu kommen noch so Dinge wie: Rahmsosse, Tomatensosse, Pilzsosse, Bratensosse, Currysosse ... kurz, alles Sossen der Welt. Selbstverständlich jede Einzelne auch hier mit und ohne was auch immer, gross und klein, als Dose, Nachfüllbeutel oder Streuer.


Eigentlich und ursprünglich eine ganz tolle Sache - und ich kaufe ihm auch immer was ab. Aber nicht um 08 in der Früh, aus Träumen und Bett und Schlaf gerissen!
Himmelherrgottnochmal, Herr Häberli!

Herr Häberli blickte mich an wie eine kalbernde Kuh.
Er verstand meine frühmorgendliche Irritation so gar nicht. Und dass ich jetzt nicht ... man stelle sich das vor ... vor meinem ersten Kaffee über Bouillon und Sosse reden möge! Und die Auskunft verweigerte, ob ich einen Schuss Cognac in die Rahmsosse geben würde, über entsprechende Genüsse und Erfahrungen nicht diskutieren wollend!
Nicht um 08.00h am Morgen.
An meinem freien Morgen!

Da stand er dann also. Völlig aus dem Alltag enthebelt - und das wegen mir. Sein schütterer Haarkranz sträubte sich leicht und die assortierten 7 (es mögen an guten Tagen 8 sein) Haare ... sorgfältigst nach links über die blanke Kugelglatze geklebt ... kräuselten sich leicht. Seine Lippen zitterten leicht und er wagte noch eben zu fragen, wo denn Frau Meyer aus dem Parterre hingezogen sein. Meine Antwort - zwischen zusammengebissenen Zähnen heraus gequetscht: "Weiss ich nicht".
Herr Häberli bäumte sich nochmals vorwurfsvoll vor mir auf: "...Sie brauchen echt und wirklich gar nichts heute? Ich komme erst im Frühjahr wieder!!".

"Nein Herr Häberli, ich will jetzt wirklich nichts. Und wenn Sie dann im Frühjahr wieder kommen (er kommt eh jeden Monat einmal), dann bitte nicht vor 10 an meinen freien Tagen!".

Er drückte mir wortlos und ein bisschen bleich um die Nase einen Bestellzettel in die Hand: "falls Sie zwischendurch doch noch was brauchen".
Ich habe beschlossen, momentan Nichts von Herrn Häberli zu brauchen. Nicht heute. Auch wenn seine Produkte wirklich gut sind.

Nicht vor ...

... 08.00h IN DER FRÜH!

11 Kommentare:

dieMia hat gesagt…

Ich finde, solche Menschen sollte man/frau auf Schmerzensgeld wegen Schlafentzug und Freier-Morgen-Ruin verklagen dürfen. Das ist aber auch eine unchristliche Zeit... Ts. *Latte M. rüberschieb*

LG, dieMia

Sternenzaubers Geschichtenhimmel hat gesagt…

Liebe Mia

*SCHLÜRF* - so, jetzt geht es mir wieder besser :-)

♥lichst mit Lächelgrüesslis
Fränzi Sternenzauber

Frierefritz hat gesagt…

Oh weh, ich kann dich gut verstehen. An solchen Tagen bin ich auch immer hin u.hergerissen, wenn ich Tel.- oder Türklinigel höre: es könnte ja etwas Wichtiges sein.... Meist ist es ein Paket für die Nachbarn.
LG Ute

Ismiwurszt hat gesagt…

Sehr unverschämt von dem Herrn Häberli, sehr! Un denn noch nich ma nen Weihnachtsgeschenk dalaß is ja noch unverschämter! Also, ich muß sagen, ich hab die Leutens im Griff. Die traun sich alle nich mehr vor 10 Uhr morgens bei mir klingeln, denn ich bin ein freundlicher, netter, liebenswürdiger Mensch, ABER NICHT, wenn ich ausm Schlaf gerissen werde. Da werde ich zur Höllenismi! Ich wünsch Dir einen schönen Tach, mein Funkelsternlein. Ich hab watt für Dich hingetan auf meinem Blog, falls Du magst...
Und ich freu mich so für den Katerli, datt ihm die Arbeit bei Euch Spaß und Erfüllung bringt.

Wernicke Margit hat gesagt…

hmmm, solche Leute klingeln gar nicht bei mir, ob ich die mal "verschreckt" habe. Ich könnte da recht ungemütlich sein, egal um welche Zeit. Na, nun bist Du munter und sicher schon im Büro und hast gerade Deinen wohlverdienten "büroschlaf". Eh, habe ich was falsch verstanden oder falsch reagiert?
Gut, dann sei schön fleißig, schöne Woche und herzlichen Gruß
margit

ALEXANDRA SCHMID hat gesagt…

Hach, ja... solche Sachen passieren mir oft. Meistens dann, wenn ich es mir erlaube, nach einer wegen einem kranken Kind durchwachten Nacht eine Stunde länger im Pijama liegenzubleiben und dann erst mal noch in den Flauschihäschenschuhen einen Kaffee zu machen. Genau dann - und eigentlich immer nur dann - kommt der Pöstler mit einem Paket zum Unterschreiben oder ein eifriger Vertreter will überteuerte Portemonnaies aus einer Manufaktur aus Hinterfüdlingen verkaufen. Letzterer konnte sich einen Kommentar denn auch nicht verkneifen: "Ich möchte es auch mal so schön haben und bis um halb 9 im Bett herumlümmeln..." Muss ich noch erwähnen, dass ich dem Herrn auch nichts abgekauft habe??? ;-)
Die Sosse hätte ich unter diesen Umständen auch nicht gekauft, und ich weiss, die sind wirklich lecker! Aber alles was recht ist... nicht am morgen vor dem ersten Kaffee! Verstehe Dich vollkommen und schicke sehr mitfühlende Grüsse in Deine Richtung. ;-)
Alles Liebe,
Alexandra

Su hat gesagt…

Achje *lach* Ich würd mitleiden wenn ichs könnt. Ich gehör allerdings zu den Menschlein die kurz nach 5 schon fertig vor der Arbeit stehen ^^

Tagwache also bissl nach 4 *gg*

Und an den freien Tagen?? Na sagen wir mal 6.30 - länger hälts meine Mäuse selten im Bett ^^

LG

alice hat gesagt…

ja, ich kann diesen Satz auch schon bald nicht mehr hören:
"ich hoffe, ich hab sie nicht etwa geweckt?"
Bei mir tönt dieser Satz meist aus dem Telefon.....und ich sag dann immer ganz schön brav: "nein,nein, ich war schon auf"...

Dann gibts noch diese Momente, wo ich meine tägliche TV-Sendung "......." schauen möchte. Es sind 45 Minuten pro Tag, die mir wichtig sind, aber das Telefon klingelt doch meist genau dann....nicht vorher und nicht nachher.

auch von mir mitfühlende Grüsse
Alice

Livia hat gesagt…

Das erinnert mich gerade an das Gesicht des Briefträgers als er vor kurzem an meinem freien Mittwochmorgen mit vielen Paketen vor mir stand. Ich war noch im Nachthemd, barfuss, hatte mir einen riesigen Morgenrock über die Schultern gelegt, die (natürlich noch ungewaschenen) Haare nachlässig hochgebunden und mein Gesich mit einer frischen Knoblauchgesichtsmasse (die ich 15 Minuten später unter der heissen Dusche abgewaschen hätte) bedeckt...

Anonym hat gesagt…

Ist schon eine Frechheit so was!
Ich bin keine Langschläferin und bin spätens 7 Uhr aus dem Bett.
Aber dennoch würde es mich stören.
Ab 9 geht die Welt los und nicht eher! lach
glg Nici

Birgitt hat gesagt…

...welch erfreulicher Moment am Abend nach einem langen Arbeitstag, danke liebe Fränzi.
Ich sehe Herrn Hähähäberle(?) förmlich vor mir -und dich natürlich auch mit deiner Unfrisur (hihi), bleibt bei deiner so plastischen Beschreibung ja nicht aus.
Liebe Grüße von Birgitt

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