Samstag, 15. Januar 2011

DAS LAUBERHORNRENNEN UND ICH

Eben habe ich mit meinen Lieben die Lauberhorn-Abfahrt beäugt und mitgefiebert.
BRAVO an Alle, die es geschafft haben! Und Gratulation dem Sieger!


Wenn auch ihr das Rennen mitverfolgt habt, so wart ihr beinahe bei mir, bei uns zu Hause.
Wengen und das Lauberhorn liegen sozusagen in "Spuckweite". Als Kind habe ich dort das Skifahren erlernt, bin jedes Wochenende auf den Pisten um Wengen (Männlichen, Eiger, Lauberhorn usw.) rumgelümmelt und verweilte in vielen vielen Wochen Skiferien an diesen Orten.
Früher standen da selbst die olympisch oder weltmeisterlich geadelten Fahrer mit uns "Fussvolk" in der Schlange vor dem Skilift oder der Bahn. Wenn ich Glück hatte, hing ich mit einem der ganz Grossen Fahrer am Bügel. Wie war ich stolz!
Oh - das waren noch Zeiten!

Ich befürchte allerdings, dass mein Name noch heute in einem der Rapporte beim Schweizer Fernsehen - rot angestrichen und mit einem Totenkopf versehen - zu finden ist. War ich doch der Grund eines bösen ERRORS. Ich zeichne nämlich verantwortlich für den 10-minütigen Unterbruch in der Liveübertragung im Jahre 1971.

Und das kam so: Ich rutschte wieder mal mehr auf dem Hosenboden denn auf dem Brettern irgendwo am Hundsschopf rum, als mein neuer Skianzug aus Polywasauchimmer Fahrt aufnahm. Ich sauste mit zunehmendem Tempo in eher horizontaler Art und Weise über die Bodenwellen und hatte Aua.
Ein paar Meter nebenan verlief die Piste des Lauberhorns und das Rennen war im Gange. Aber anstatt dass ich die schnellen Mannen lauthals unterstützen konnte und das herrliche Panorama geniessen durfte, ging es mit mir im wahrsten Sinne des Wortes bergab.
Dumm gelaufen.

Doch plötzlich war die Rettung da! Ein armdickes, knalloranges Kabel. Ich hielt mich daran fest, klammerte mich daran, zog mich daran hoch. Was ich hier in ein paar Worten beschrieben habe, dauerte in Wahrheit ein paar Minuten. Ich hangelte mich dann diesem Kabelstrang entlang diese extrem steile Passage runter und war dankbar für diesen hilfreichen Umstand.

Allerdings kamen plötzlich ein paar sehr zornig dreinschauende Mannen auf mich zugerannt. Sagten Worte, die meine Eltern mir unter Strafandrohung untersagt hatten sie zu gebrauchen. Ich war vielleicht 9, 10 Jahre alt und hatte keine Ahnung, warum man mich so behandelte. Anstatt dass man mir den Schnee aus den Kleidern klopfte! Gopf!
Die Mannen rissen mir anschliessend den Kabelstrang aus den klammen Händchen, schubsten mich weg und verboten mir, in der Nähe nochmals aufzutauchen, geschweige denn, mich nochmals an besagten Kabel rumzuhangeln. Auf mein schüchternes "warum?" kriegte ich nur einen weiteren Schwall an Flüchen und Verfluchungen.
Man packte mich hinten am Kragen und geleitete mich unsanft eigenhändig zur Talstation. Dort nahm mich ein Mann vom Fernsehen in Empfang und wollte meinen Name und die Adresse wissen. "Deine Eltern werden von uns hören. Weisst Du eigentlich was Du gemacht hast? Hast eines der wichtigen Übertragungskabel ausgerissen und damit die Live-Übertragung gestört. Das wird teuer!"

Ziemlich kleinlaut beichetete ich am Abend den Eltern mein Tun. Und wirklich - die Übertragung des Rennens war für einen längeren Moment unterbrochen gewesen. Bestätigten meine Eltern. Und strichen mir per sofort das Taschengeld. "... und an Ostern kriegst Du auch nix!...".

Und wahrlich ... ich kriegte keine Schoggihasen und auch sonst nichts. Bange warteten wir auf die Strafe, welche ich verursacht hatte.
Das ist jetzt gut 40 Jahre her. Wir warten übrigens noch heute. Ich gehe davon aus, dass ein Jemand entschieden hat, dass meine dicken Tränen und der Schrecken für mich genug an Strafe seien.

Aber jedesmal wenn ich die Lauberhornabfahrt im Fernsehen mitverfolge, kommt mir diese Geschichte wieder in den Sinn. Und ich lache.
Nächstes Jahr will der Kater-Schätzu auch mal live dabei sein - wo wir doch sozusagen in der Nachbarschaft wohnen. Tja ... also falls es 2012 einen Unterbruch geben sollte ... so kennt ihr jetzt ...

... DEN EVENTUELLEN GRUND DAFÜR! :-)

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Keine O-Hasen... das ist aber gemein!!! Du armes unschuldiges Schneehäschen!!
Vielleicht kannst du es mir glauben, aber ich schaue NIE Sportsendungen.....Ich finde echt, das sowas nicht gut für meine Gelenke ist!! ....und stell dir vor, ich bin zwar nicht speziell beweglich, aber meine Gelenke sind für's Alter ohlala!!
Mit intensiven B-Druck bbbbb

SUSIBELLA hat gesagt…

Oh wie hab ich gelacht konnte mir das so bildlich vorstellen. Du böses Kind aber auch. lach.Na wenn ich das vorher gewußt hätte wäre ich ja gar nicht überrascht, wenn es plötzlich geheißen hätte eine kurze Unterbrechung.... wir bitten um Geduld.Liebe Grüße aus Wien sagt dir herzlich Ilse.

alice hat gesagt…

oh, vielleicht sass ich ja damals gerade vor dem Fernseher und hab das miterlebt...man weiss es ja nicht.
Aber im Nachhinein tust du mir wirklich sowas von leid. Ich möcht dich grad knutschen, für das was du da böses erleben musstest.
Ich schaue eigentlich eher keine Skirennen mehr. Ich vermisse einfach die zeit von Russi, Klammer, Colombin....oder Maria Walliser, Erika Hess, Vreni Schneider und wie sie alle hiessen.

Danke für deine süsse Geschichte, eigentlich ist sie traurig, (irgendwie hab ich einfach ein wahnsinnig weiches Herz) aber natürlich zauberte sie auch ein Schmunzeln in mein Gesicht.
herzliche Grüsse,Alice

malesawi hat gesagt…

Das hast du wieder herrlich beschrieben. Kleine Ursache- große Wirkung! Eigentlich hätten alle froh sein müssen, dass dir nichts passiert ist. Aber diese "kleine" Ungerechtigkeit hast du bestimmt großmütig verziehen.
Liebe Grüße

Frierefritz hat gesagt…

Du Arme, welch Angst mußt du gehabt haben! Schön, dass man mit etwas (oder etwas viel) Abstand über solche Erlebnisse dannn doch lachen kann.
LG Ute

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