Gestern Abend habe ich es doch wahrhaftig und wirklich geschafft, dank hilfsbereiten Menschen meine Kontakte aus dem Adressbuch meines Handys auf meinen Laptop zu transferieren. Welch Hochgefühle ... und diese spezielle Art von Sicherheit - eine Art Nabelschnur zu Menschen.
Komisch. Lustig. Eigenartig.
Was haben wir Alle eigentlich gemacht, als es noch keine Handys und Compis gab? Als man noch nicht mittels Klick "FreundIn hinzufügen" konnte?
Hatten wir weniger Freunde? Andere?
Ach, ich ufere schon wieder aus, beziehungsweise meine Gedanken gehen Spazieren. Aber das kennt ihr ja.
Zurück zum Datentransfer. Der wurde nämlich möglich, weil ich all meine Kontakte von der SIM-Karte aufs Gerät kopierte. Erst so konnte ich Namen und Nummer dann rüber schaufeln.
Der einzige Haken an der Angelegenheit: Jetzt hatte ich plötzlich alles im Doppel, jeder Name, jede Nummer. Das hat dann mein Handy massivst irritiert und es hat mir gar nicht mehr sagen wollen, wer jetzt gerade anruft.
Ergo musste ich die doppelten Nummern wieder raushauen. Techni-Doofis wie ich machen das per Hand ... jede Nummern einzeln bearbeiten, nicht per 1-Mal-Klick. Ich will euer Kopfschütteln, euer Gekicher jetzt weder erahnen noch erhören. Dazu war es zu viel an Arbeit! Ganze 423 Nummern!
Heute Morgen war ich 10 Minuten zu früh am Bahnhof. Beissend kalt, Schneeflöckchen um mich rum, Hände klamm. Was mich aber keineswegs davon abhielt, schon mal die "A's", die "B's" und "C's" zu bearbeiten. Aber schon bei der dritten Nummer nahm alles eine ganze andere Richtung ...
... A wie Alain. Oh! Der Alain! Meine Erinnerungen schalteten auf den Lebens-Durchlauf-Modus und spulten sich zurück zu meinem dritten Lebensjahr. Mein inneres Auge sah Alain und mich im Sandkasten in trauter Gemeinsamkeit. Schaute uns später als Schulkinder zu - wir hatten einen gemeinsamen Weg. Als Jugendliche uns gegenseitig tröstend - der erste heftige Liebeskummer. Er war bei meiner Heirat dabei - ich bei ihm. Und der erste Besucher, als Mischa zur Welt kam - ich bei seinem ersten Mädchen. Alain reichte mir Tempos rüber, als sich mein erster Mann von jetzt auf gleich aus dem Staub machte. Und mein Telefon klingelte in der Nacht, damals, als unser gemeinsamer Freund Daniel an Krebs verstarb.
Alain. Ein Teil von mir. Schon mein ganzes Leben lang.
Wie es ihm wohl gerade geht? Ich habe ihn lange nicht gesehen. Ich werde mich bei ihm melden - versprochen.
Ein Weihnachtskärtchen schreiben, nicht nur Floskeln. Vielleicht sogar besser noch einen Brief ...?
Am besten, ich ruf gleich mal an.
Heute noch.
Und so ging das weiter. Mein Zug war schon längst in Thun abgefahren, als ich in Gedanken Alain, Alexandra, André und Anna besucht hatte.
In Münsingen kamen noch einige Freunde dazu.
Als der Zug in Bern einfuhr, da war ich erst grad eben bei der "B's" angekommen. Sass gefühlt inmitten meiner Freundefamilie. Und all das schon nur an A und B! Gedankenverloren und voller Dankbarkeit, tränenfeucht meine Augen - und ganz warm mein Herz. Was haben mir all die vielen Menschen dieses Jahr nicht alles geschenkt? Zeit, Aufmerksamkeit, Gedanken, Mut, Worte, Taten. Alleine schon nur meine "A's"!
So viele neue Nummern in diesem Jahr ... ich blättere mal kurz durch. Nebst den Herz-Menschen, sie sich in den letzten Monaten mir und meinem Lebensweg anschlossen ... die Notrufzentrale des Krankenhauses Thun ... Krisenintervensionszentrum Uniklinik Bern ... Privatklinik Meiringen ... Hotel TINA FLORA Rhodos ... Ärzte ... Therapeuten ... Arbeitgeber ... Arbeitsgericht ... Anwalt ... Apotheke ... Selbsthilfegruppen - um nur einige davon zu nennen.
Ist es der Schnee, das Kerzenlicht auf meinem Bürotisch, die Weihnachtsbeleuchtung in Bern und Thun? Doch nur das schnulzig-schöne Lied der Bee Gees, welches gerade im Radio läuft? Oder die Anspannung, dass wir immer noch so dringend und immer dringender auf Bericht warten, ob der Kater-Schätzu nun wirklich am Montag zur "Arbeit" einrücken muss? Haben bis zum jetzigen Augenblick trotz mehrfacher Anrufe unsererseits und einem Einschreiben mit der Bitte um Benachrichtigung keinen Ton vernommen. Vielleicht aber bin ich auch sehr berührt von der Tatsache, dass morgen der Klinik-Austrittstag von Jörg ist, unser gemeinsames Abschlussgespräch mit der Ärzteschaft.
Nach insgesamt 6 Monaten Krankenhaus ... es war eine harte Zeit.
All das wohl - dieser Mix aus Weihnachtlich-Schönem, Erlebnissen, Schrecken, Spannung, Warten, Hoffen, Sehnen, Erkenntnissen - lässt mich heute sehr gefühlig sein, ein bisschen dünnhäutig, ein bisschen nachdenklich.
Nah nah am Wasser gebaut. *WO-SIND-MEINE-TEMPOS?*.
Ich denke an all meine A's - Z's.
Ich denke auch an euch hier, meine BlogfreunInnen.
Und finde plötzlich, dass das Ding mit dem Handy - den doppelten Nummer, all der Arbeit darum ... eigentlich alles andere als ein Unding war.
Und schon gar kein Unglück.
Eher ein Hinweis von wo immer auch. Den ich verstanden habe.
Dafür bin ich dankbar.
Ich habe heute Geschenke gemacht. Gedanken-Päckli.
Eines war auch für Dich dabei.
Denn heute ...
… DA HAB ICH AN DICH GEDACHT
12 Kommentare:
hallo Süsse
Ach hast du wieder so wunderschön geschrieben....es geht tief hinein, und ich reich dir ein Tempo, hab grad zwei in der Hand.
Weisst du was? ich fühle mich natürlich auch angesprochen, obwohl ich nicht auf deinem "Handy" eingetragen bin.
A'S'...meine Initialen....kommen hier im Text vor, und das ist ein Teil von mir :-)
und falls du noch Platz hast, würde ich dir gerne auch einmal die dazugehörige Nummer schicken.
Danke, dass du an uns alle gedacht hast, es ist nicht selbstverständlich, auch wenn das Handy gestern noch streikte und nun wieder intakt ist.
Einen wunderschönen Tag wünsch ich dir und
lass Dünnhäutigkeit zu, es gehört in diese vorweihnachtliche Zeit!
Mit lieben ♥lichen Grüssen
Alice
Liebe Alice
Ja gerne - schick mir Deine Handynummer!
Mein Handy muss immer noch zur Reparatur - aber ich muss noch den Terminplaner per Hand kopieren ... dann bring ich das Teil.
Und kauf mir ein Neuens!
Danke für Tempo und Verständnis :-)!
Herzlichst und mit Lächelgrüesslis
Fränzi Sternenzauber
Meine liebe Freundin,
wie schön. Auch ich fühle mich angesprochen :-) Ich darf doch, oder? Auch wenn meine Telefonnummer nicht in deinem Speicher liegt?
Deine Stimmung - so schön. Ich mach dir folgenden Vorschlag. Komm her, zu mir aufs Sofa. Ich mummel uns in eine flauschige Kuscheldecke, mache uns Cappucino oder Kakao oder Tee - was du magst. Du erzählst mir von deinen Lieben, ich erzähle dir von meinen. Oder wir schweigen. Kann auch ganz schön sein... Aber ich schätze, früher oder später, werden wir einem Lachflash erliegen ;-)
Ich denk an dich.
Liebe Grüße
drück dich
dieMia
Liebe Mia
Besser und passender und schöner und überhaupt konntest Du das jetzt gar nicht sagen.
Weisst Du, in Gedanken sitz ich schon grad jettz neben Dir - Capu bitte. Und wir wuselns uns durch die ganze Gedanken- und Erlebniswelt.
Heute ist genau so ein Tag für sowas.
Zum Plaudern.
Zum Still sein.
Zum Lachen.
Ich denk auch an Dich! Mit ganz viel ♥!
Drück zurück
mit Lächelgrüesslis
Fränzi Sternenzauber
Hallo schär Caramella habe mir eben drei oder vier... vermutlich vier WEISSE LINDORKUGELN einverleibt.... und deine Adressgeschichte genossen. Wer weiss vielleicht kann ich in 10 Jahren bei dir für mein Eiphone, dass ich vielleicht dann habe Hilfe holen... On verra... aber jetzt bin ich einfach nur onelinie!! und grüsse dich gans cordial... das Leben ist bunt
Bis bâlder bisous B.
Liebes Brischittchen
Wer weiss, wer weiss. Ooo wera - oder so :-).
Roll mal so ein Kügelchen rüber - darauf hätte ich jetzt auch Lust!
♥lichst mit LächelgrüMü's für Dich
Fränzi Sternenzauber
Ach Fränzi
mir waren die Worte verloren...doch wenn ich dann zu dir komm, und lese,lese,lese...dann mag ich nicht gehen ohne zu sagen: Es war so schön hier, und danke für Deine lieben Worte.
Und...ich bin so froh ein "altes" Handy zu haben. Das ist echt nicht meins, das moderne Zeug....(hör mich schon an wie ne Oma!)
Herzliche, ganz liebe Grüsse
Elisabeth
Ich muss ehrlich sagen, dass ich ohne dem ganzen technischen Schnickschnack weniger Freunde hatte.
Ich kann mir ein Leben ohne nicht mehr vorstellen.
Viele meiner Konzertbekannteschaften wären auch welche geblieben, wenn es kein Twitter Facebook und Co gäbe.
gglg Nici
liebe franzi,
schon bei "a" wie "alain" dachte ich mir, was du am ende geschrieben hast.
sei froh, dass du nicht ein
"1 x klick-mensch" bist. du bist viel zu tiefgründig um nicht bei jede nummer an einer kleine geschichte, die dein leben geprägt hat, zu denken.
ich freu mich schon auf die nächsten 422 die noch auf dein handy schlummern.
herzliche grüße
ela
Aaaah, wie schön! Jetzt habe ich mir auch gleich ein Tränlein weggetupft, weil ich mich gedanklich von Dir ganz warm umarmt gespürt habe. Liegt vielleicht dran, dass ich auch ein "A" bin, wenn auch nicht in Deinem Speicher... Aber auch wenn ich ein "Z" wäre, hätte ich mich heute von A bis Z seelengestreichelt gefühlt. Danke, Du liebe Sternenzauberin! Du hast so ein grosses Herz!
Alles Liebe auch für Dich,
"A"lexandra
Ja? Warst Du auch beim "I"? Wie schön! Ich habe auch an Dich gedacht nämlich, wahrscheinlich in genau exakt derselben Sekunde wohl. Und ich denk auch weiterhin an Dich un an Dein Schätzu. Datt alles gut wird un datt Ihr endlich ma so richtich aufatmen könnt. Un dann kommt Ihr her und wir essen lecker Spießbraten, ja? JA?
Sooo schön, das geht einfach ans Herz. Ich habe auch so einen wunderbaren "Alain" der immer für mich da ist und ich werde ihn jetzt gleich anrufen.
Ein spannendes und sentimentales restliches ABC wünsche ich dir
Eponine
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