Dienstag, 24. August 2010

BÖSE BUBEN UND EIN KÖNIG

Keine Sterne diese Nacht?
Von wegen! Immer heller wird es - ein Vergnügen! Heute darf ich ... R.G. BELLE, BINE und DieMia im Geschichtenhimmel mit Freude begrüssen.
Ihr solltet mich mal sehen, wenn ein neuen Sternchen leuchtet. Da wird geforscht, geschaut, gelesen, gefreut - in Gedanken mache ich Purzelbäume und Loopings inkl. gestreckter Schraube. In Realität strahle ich und finde das so toll!
WILLKOMMEN ihr Drei, herzlichst. Wünsche euch eine gute Zeit hier, kurzweiliges Verweilen. Schönes, Spannung, Freude, Spass und auch Tiefgang. Schön seid ihr hier!
Eben Leben.

Und nun muss ich euch dringend erzählen ...

... dies hätte ich nicht gedacht.
Nie im Leben!
Dass ich mal den bösen Buben beim "Hosenlupf" zuschaue und davon begeistert bin.

Dabei war ich ja früher selber ein "böses Mädchen". Zumindest in der Art der Light-Variante.
Keine 8 Jahre alt war ich, Rädelsführerin einer Bande. Hatte ein Dutzend Jungs hinter mich gerottet - und Mädchen die aussahen wie Jungs. Jede/n davon habe ich als meinen Bruder ausgegeben - Einer gefährlicher als der Andere. Ich habe gerauft, trug immer schon Jeans, kurze Haare, aufgeschürfte Knie und ein Lachen.
Am liebsten spielte ich Indianer-Häuptlingsöse oder Robinia Hood, mein Besenstielpferd war in meinem Fühlen wilder als jeder freilebende Leit-Hengst.
Im Wald und in der Prärie unterwegs für Alle, die schwächer waren. Oder ein bisschen anders. Menschen wie Tiere.
Würde ich noch heute so machen .... bzw., mache ich! Meine Bande nennt sich heute Freunde und ist auf Zuruf zum Kampf für das Gute bereit.

Bloss ... Angst vor Spinnen hatte ich schon damals.
Aber - wozu hat man Brüder? :-)

Doch zurück zu den bösen Buben. Die SchweizerInnen unter meiner Leserschaft werden jetzt wissend lächeln. Die Gazetten schweizweit sind voll davon! Ich rede vom Schwingen. Schwingen ist so typisch schweizerisch wie Käsefondue, Toblerone und Matterhorn. Der Schweizer Nationalsport - nebst Hornussen und Steinstossen. Ihr wisst - wir sind ein bisschen eigen.
Schwingen geht so: 2 starke Mannbilder schauen böse drein, ziehen sich kurze Hosen aus Jute über, stolzieren mit durchgedrücktem Kreuz in den weich gepolsterten Sägemehlring, packen sich an besagten Hosen und tun alles, den Gegner mittels einer der Schwünge - die da heissen "Brienzer", "Wyberhaage", "Churz", "Lätz", "Hüfter" und noch andere zungenverknüpfende Ausdrücke - auf den Rücken zu legen. Wer mit 3/4 der Schulterpartie im Sägemehl liegt, hat verloren. Der Gewinner reicht ihm die Hand, zieht ihn hoch und wischt ihm das Sägemehl von Rücken.
Irgendwie ... sehr urchig das Ganze. Bodenständig vom Gröbsten. Und wenn ich jeweils zuschaue, wie viel Sägemehl so ein Schwinger pro Gang zu mampfen kriegt - ob er will oder nicht - habe ich keinen Appetit mehr!

Warum ich aufs Schwingen komme? Am Sonntag wurde das eidgenössische Schwing- und Älplerfest in Frauenfeld ausgetragen. In einer Arena, in welcher fast 50'000 Zuschauer Platz haben, gekommen waren aber um die 250'000 Menschen! Für die Verhältnisse unseres kleinen Landes sozusagen exorbitant.
15km Kabel wurden verlegt, das Budget betrug 20 Millionen Franken und die Liveübetragung von 18 Stunden Schwingen erreichte die kleinste Ecke im Lande.
Die Schweiz schaut aufmerksam hin, wenn Mannen von der Grösse um 1.90m und grösser, einem Lebendgewicht von um die 150kg, einander in die Hände fallen. Aber hoppla!
Und erst der Preis für den König - so heisst der gestandene Mann, der im Schlussgang die Hände in die Höhe reckt, von einer stürmischen Menge bejubelt und bestaunt wird: Der Preis ist heiss - er heisst diesmal Arnold, ist 1,60 Meter gross, wiegt 1100 Kilogramm und mit seinen drei Jahren ist der Siegermuni bereits sechsfacher Vater.
Für EU- und andere Bürger ausserhalb der Schweiz: Muni = Stier.

Irgendwie bin ich gar nicht traurig, dass mein Schätzu-Katerli mit seinen 1.73m und um die 80kg gar nie in so einen Sägemehlring wird steigen dürfen - geschweige denn, König werden! Wo bitte sollte ich den Siegermuni verstauen? Vielleicht auf dem Balkon zwischen Basilikum und Schnittlauch? Im Reduit, zwischen den Konserven? Könnte Probleme geben ...

Nun sollte ich wahrscheinlich noch irgendwie die Brücke zum Anfangssatz schlagen. Kurz gesagt - ich hab bloss kurz mal "reinschauen" wollen, in das Tun der starken Mannen. Und blieb hängen! Am Sägemehlring, bei Arnold, der Spannung und diesem Riesenfest. Sowas von gemütlich, sowas von friedlich! Und das bei so viel Testosteron ... erstaunlich.

Erzählt habe ich nun viel - vielleicht sollte ich jetzt noch Bilder sprechen lassen:

Der Hosenlupf

So sieht ein gewonnener Gang aus

Dem Verlierer trotzdem Respekt zollen - und ihm das Sägemehl vom Rücken wischen

Der neue König der Schweiz:
Wenger Kilian (recht) und Arnold, der Preis-Muni :-)

Für mehr Bilder:
http://swissimages.orphea.com/index.pgi?Language=ge&UserName=SWIM&PassWord=GUEST&query=ESAF2010%20

Schätzu-Katerli meint, er wolle da unbedingt mal dabei sein. Jaja, mein Deutscher! :-)
Bis gestern habe ich ihn ausgelacht.
Jetzt suche ich dringend 2 Tickets fürs nächste Jahr (was ziemlich aussichtslos ist, man wartet 2 - 3 Jahre auf ein Ticket!) ... fragt mich bitte nicht warum.
Ist so, weil ist so.

ES JUCKT MICH EINFACH!

15 Kommentare:

malesawi hat gesagt…

Klingt alles sehr sympatisch, euer Hosenlupfen.Scheint ja ein Riesenereignis zu sein. Ich wünsche dir einen schönen Tag.

Sternenzaubers Geschichtenhimmel hat gesagt…

Liebe malesaswi

Wie gesagt ... auch für mich Neuland. Irgendwie faszinierend. :-)
Muss selber ob mir staunen.

Auch Dir einen wunderschönen Tag und ganz liebe Lächelgrüesslis
Franziska Sternenzauber

dieMia hat gesagt…

Hallo Franziska,
ich habe noch nicht alle Zusammenhänge in deinem Blog verstanden, aber ich bin ja noch neu hier und lese mich erstmal rein, bevor ich anfange meinen Senf abzugeben. Schön bei dir. Ich bleib wohl da :-)

Sternenzaubers Geschichtenhimmel hat gesagt…

Liebe Mia

Nimm Dir ruhig Zeit. Ich freue mich aber schon jetzt auf Deinen Senf. :-))

Ganz liebe Lächelgrüesslis
Franziska Sternenzauber

Elisabeth J.-S. hat gesagt…

Das war mir auch neu. Aber es gibt ja auch hier in Bayern so Sitten und Gebräuche...und bei manchen macht das Zuschauen schon Spass.
Doch so lange auf Eintrittskarten warten, das ist ja wie bei einem Konzert von Superstars. Da muss man auch Monate vorher die Karten kaufen.
Aber wenn Ihr dann mal dort gewesen seid, dann werden wir es erfahren, oder? Mit Fotos, bitte.
Elisabeth

Sternenzaubers Geschichtenhimmel hat gesagt…

Liebe Elisabeth

Dein Wunsch sei mir Befehl! :-)
Ja echt, dass war auch die Stimmung eines rockkonzertes. Und der Schwingerkönig wird momentan rumgereicht, von der hohen Politik geehrt und erhält wohl auch das Ehrenbürgerrecht seiner Wohngemeinde.
So mancher Star leckt danach die Finger ...
:-)

In 2 - 3 Jahren werde ich zu berichten wissen.

Liebe Grinsegrüessli
Franziska Sternenzauber

Rahel hat gesagt…

Schööönä Muni!! Über den Mann möchte ich kein Urteil sprechen :-) Du weisst, ich bin im Simmental gross geworden, da ist der Bauernadel noch ganz hochgehoben. Mein Herz zittert doch wieder ein wenig ob dieser Bilder vom Schwingen... Ach, ich werd halt immer eine Eidgenossin bleiben und wenn man in die Ferne zieht, dann umso mehr :-)
Danke!

Heidegeist hat gesagt…

Von dieser Sportart habe ich wirklich noch nie gehört. Ist ja einfach herrlich skurill. Ich drücke die Daumen für die Karten. LG Inge

Sternenzaubers Geschichtenhimmel hat gesagt…

Liebe Rahel

Bitte, gerne geschehen. Es ist lustig, wenn ich solches schreibe, dann denke ich oft ganz besonders an Dich und Ratafia. :-).
Bald gibt die Kari Dällenbach-Story - am Samstag gehts zur Seebühne am Thunersee. Freue mich. Die Bilder werden dir dann sicher auch gefallen.

Liebe Lächelgrüesslis
Fränzi Schtärnezouber

Sternenzaubers Geschichtenhimmel hat gesagt…

Liebe Inge

Jaja, wir sind halt wirklich in diversen Dingen eigen. :-).
Du kanntest Schwingen nicht? Schön, wenn ich Dir das ein wenig näher bringen konnte.

Liebe Lächelgrüesslis
Franziska Sternenzauber

Dies und Das vom Neckarstrand hat gesagt…

Liebe Franziska,
ich komme, wenn auch spät.
Auch enn ich sehr lange an der Schweizer Grenze (Tiengen) gelebt habe, habe ich diesen Volksssport nie gesehen. Jetzt verstehe ich schon mehr davon.
Naja - und als Rädelsführerin kann ich mir Dich gut vorstellen.
Einen ganz lieben Gruß und einen angenehmen Abend wünscht dir
Irmi

Sternenzaubers Geschichtenhimmel hat gesagt…

Liebe Irmi

Du bist jederzeit herzlichst willkommen,immer und zu jeder Zeit. :-)
Danke für Deine Worte.

Und auch Dir wünsche ich nun einen wunderschönen Abend mit vielen Lächelgrüesslis
Franziska Sternenzauber

lichtundliebe-blog.de hat gesagt…

Hallo Robinia,

damit hast du mich jetzt sehr an meine Kindheit erinnert ... die war einfach herrlich schön ... und sehr wild ... im Wald und in einer Gang ... sehr schön hast du es beschrieben ... diesen Volks-Sport kannte ich noch nicht ... doch es ist sehr lustig anzusehen ... Der Hosenlupf gefällt mir besonders gut ...
herzliche Grüße
Doris

Cloudy hat gesagt…

Als hätte ich's geahnt, nicht erst jetzt, nee, schon viel früher wußte ich woher der Hase kommt, wohin er läuft, so er denn des Laufens willig ist, sollte jedem bekannt sein.
Von wegen Sterne, dann auch noch Zauber, hach ne, den Braten habe ich schon gerochen, da lief der noch auf der Wiese herum, wußte noch nichts von seinem Glück mal in so einer Bratröhre ein ausgiebiges Sonnenbad genießen zu dürfen. Aber so ist es nun mal, irgendwann macht es schwupps, und dann platzt die Blase, gehen selbst die härtesten Nähte der Hosen flöten.
Ne Gangsterbraut also warste, mit 'ner Gang aus verkleideten Mädels im Buschwerk unterwegs, steckbrieflich wohl immer noch auf erster Liste. Schlimm sag ich da nur. Hätte der älteste Opa vom ollen Hood, dieser Tell davon gewußt, er hätte statt Apfel vom Baum einen der Sorte warm vom Pferde zerteilt.
Und ich hab's gewußt, jawoll, als einer der wenigen unter all den anderen keiner.
Sternenzauber kam mir gleich so drittklassisch aus dem Hut vor, bei dieser Vergangenheit. Gut, Billy the Kid nannte sich auch einst anders, als Dieter Hasenbein tourte er durch die Prärie, oder Gundel Gaukeley, sie nennt sich heute Lady Gacka, kennt so auch kein Mensch.
So herum betrachtet passt Sternenzauber dann doch schon wieder. Kommt auf alle Fälle besser an als Dein urpsrünglicher Name auf der Wanted-Liste, da steht immer noch, gesucht wird gegen eine Belohnung von einem halben Silbertaler eine gewisse:
Franzi Rauschebart, Hosenripperin und schwer bewaffnet, schießt schnell und schief...
Nun denn, das nur mal so kurz und knappe dazu.
Von dieser neuen "Hosenrammler" Sportart habe ich bislang auch nicht gehört. Schaut jedoch sehr ästhetisch aus und braucht sicher viele gefühlvolle Trainingseinheiten. Kann ich mir auch gut als neuen Volkssport vorstellen...

Sei lieb gegrüßt
Kvelli

Ingrid - min Rägeboge hat gesagt…

Als ich noch Kind war, sind wir fast jedes Jahr an irgendeine Schwinget, meistens an die Lüdern-Schwinget, gefahren. Mir hat die Atmosphäre immer sehr gut gefallen, so urchig und bodenständig und im kleinen Rahmen! Wer dazu noch ein bisschen mehr erfahren will, soll doch mal unter http://www.esv.ch/news.php nachsehen, da findet man alles Mögliche über diesen Sport. Ist echt interessant! Weckt in mir immer so ein bisschen ein Gefühl von zuhause sein.

Ist sowieso ein komischen Gefühl, dieses Gefühl von "daheim"!! Im Prinzip kann ich mir vorstellen, überall zu leben. Mein Mann ist Afrikaner und Auswandern war früher, als die Kinder noch nicht zur Schule gingen, schon ein Thema. Ich fühle mich auch heute noch pudelwohl, wenn ich in meiner "zweiten" Heimat bin. Und doch ist da dieses Ziehen in der Brust, das mich hier festhält. Ich denke, meinem Mann geht das nicht anders! Und wenn er, in wenigen Jahren pensioniert und nach 35 Jahren in der Schweiz, davon träumt, wieder "heim" zu kehren, kann ich ihn nur zu gut verstehen.

Mit einem lieben Gruss
Ingrid

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