Sonntag, 23. Oktober 2011

LEIDER MÜSSEN WIR IHNEN MITTEILEN ...

"... dass wir einem Mitbewerber den Vorzug gegeben haben."

Solche Briefe - Absagen auf Bewerbungen - kriegen wir, bzw. der Kater, momentan oft.
Ich persönliche kenne das Gefühl nicht, ich habe noch nie eine Stellenabsage bekommen, jeden Job den ich wollte, kriegte ich auch.
Heute weiss ich, dass ich grosses Glück hatte / habe.

Die letzten Wochen habe ich erfahren, wie sich dieses flaue Kribbeln im Bauch anfühlt, wenn man den Briefkasten öffnet und ... wieder ... dieses bestimmte, grosse Kuvert drin findet. Da atme ich jeweils tief ein, beisse auf die Zähne. Und in der nächsten Sekunde beginnt der Kampf um Arbeit neu. Nach vorne schauen.
Immer wieder neu, immer wieder neu motiviert.
Wenn es schon für mich belastend ist - wie mag das erst für ihn sein?

Ich selber muss auch öfter mal solche Briefe schreiben. Ganz besonders viele sind es immer, wenn wir einen Lehrling suchen. Durchschnittlich 100 junge Menschen bewerben sich, ca. 20 ermöglichen wir eine Schnupperlehre, 1ne oder 1nen nehmen wir dann.
Ich tue mich sehr schwer, die Absagen zu formulieren, gehe tagelang schwanger damit, feile an meinem Brief rum. Der ja letztendlich aussagen muss "leider nein", der aber nie Hoffnungen nehmen darf, weh tun darf.
Die letzten Jahre ist mir das glücklicherweise ganz gut gelungen - und nicht selten kriege ich Mails oder Anrufe von Eltern oder Jugendlichen, welche sich dafür bedanken. Für das Gefühl, die Hoffnung, die Motivation, das Daumen drücken, welche ich stets versuche zwischen die Zeilen zu legen.
Ich bin in meinen Absagen immer sehr ehrlich - und jeder einzelne Brief ist persönlich, individuell. Ich erkläre darin nämlich auch das WARUM. Ist eine Bewerbung mit Schreibfehlern gespickt, dann sage ich das. Liebevoll und einfühlsam, aber er/sie muss es wissen. Und vor allem: Ich biete Hilfe an.
Nicht selten werden diese Angebote angenommen, das finde ich gut.
Und wenn es einfach nicht passt, dann tröste ich, spreche Mut zu und probiere zu vermitteln, dass das NUR eine Absage ist - und die nächste Chance schon wartet.

Für meine Abschlussarbeit an einer höheren kaufmännischen Schule habe ich mal einen Preis gewonnen, die beste Bewerbung wurde prämiert. Es war meine Bewerbung. Im meine ein gutes Gespür für solche Arbeiten zu haben - und helfe wirklich gerne, keine 0815 Bewerbung zu basteln. Und Bewerbungsgespräche zu üben. In der Wahl der richtigen Kleider zum Bewerbungsgespräch zu beraten. Auf wichtige TO-DO's hinzuweisen, ebenso wie auf wichtige NO-GO's.
Manchmal sind es grosse Kleinigkeiten, welche das Zünglein an der Waage spielen.

Na ja - so viel zu meinem Umgang mit Bewerbungen / Absagen. Ich persönlich empfinde grosse Verantwortung im Schreiben einer Absage. Umso mehr lese ich natürlich mit grosser Aufmerksamkeit all die Briefe, welche ins Hause Sternenzauber flattern.
Tun sie es denn überhaupt. Schlimm finde ich, wenn gar keine Reaktion kommt und man selbst die Bewerbungsmappe nicht mehr zurück kriegt. Nicht schön sind auch diese Standardbriefe, in denen manchmal sogar eine falsche Anrede steht - da merkt man, dass man als MENSCH gar nicht wahr genommen wurde. "Nur" ein gesichtsloser Bewerber.

Erfreulich die anteilnehmenden Absagebriefe, welche wirklich ein Gefühl des Bedauerns fühlen lassen. Das finde ich jeweils bemerkenswert und habe auch schon ab und an reagiert, mich bedankt dafür. Und hinterlegt, wie wichtig dass das ist.
Ganz besonders gut gefiel mir der Brief von OTTO'S - wenn man von "gefallen" bezüglich einer Stellenabsage reden will. OTTO's ist ein Laden, in dem man Lebensmittel / Kleider / Möbel - einfach alles kriegt. Kennt man gut in der Schweiz. Der Gründer, Otto Ineichen, ist als soziale Persönlichkeit bekannt.
Sein Werdegang findet sich sogar in einem Wikipedia-Eintrag.

Die Bewerbung war höflich, freundlich, gefühlvoll und mit guten Worten abgefasst. Dem Absageschreiben lag dann sogar ein Einkaufsgutschein im Betrage von Fr. 10.00 bei. Das macht zwar aus einer Absage keine Zusage - tut aber trotzdem gut. Das gibt ein paar Trost-Schoggis! Immerhin.
Hinterlässt eine Art von Anteilnahme und man fühlt sich nicht ganz als nur ein Name, als Irgendjemand. Sondern als Mensch, dem man etwas Unerfreuliches mitteilen musste. Leider.
Ich finde diese Geste sehr menschlich.


Der Kater hat schon so viele Bewerbungen geschrieben, hat so viele Absagen kassiert.
Versüsst wurde das noch nie.
Deshalb finde ich es ...


... BEMERKENSWERT!

8 Kommentare:

Dodo hat gesagt…

ARBIETSLOS
Schon wieder ein Monat vorbei.
Woche für Woche,
Tag für Tag,
Stunde für Stunde einerlei.
Schon wieder ein Monat vergangen.
Immer noch suchen,
kaum noch Mut,
noch immer im Warten gefangen.
Schon wieder ein Monat verstrichen.
Einkauf für Einkauf,
Brot für Brot,
knapp jede alte Rechnung beglichen.
Schon wieder ein Monat zu Ende.
Wozu mich bewerben,
Brief für Brief,
warten auf eine glückliche Wende?
Schon wieder ein Monat.
Schon wieder ein Nein.
Glaube bald,
nicht brauchbar zu sein …

Geschrieben am Donnerstag, Juni 28th, 2007

... ich erinnere mich - nicht schön.
Aber es kommt auch wieder anders!

alice hat gesagt…

Ich wünsche und hoffe sehr, dass eines Tages DER Briefumschlag im Briefkasten liegt, in dem eine Zusage drin ist! Und ich hoffe, es wird bald sein! Daumen sind gedrückt!

Also der Gutschein von "Otto's" ist wirklich eine schöne Geste! Alle Achtung!

Noch einen schönen Sonntagabend und ♥lichi Grüessli, Alice

Dodo hat gesagt…

Ah ja, und ich erinnere mich auch gerne an die MERCI-Schöggeli zum Dank, dass ich den langen Weg vom Jurasüdfuss her auf mich genommen hatte, nach dem Bewerbungsgespräch mit Absage in Pohlern! Echt süss!

Elisabeth J.-S. hat gesagt…

Das stell ich mir schlimm vor. Wenn es schon so lang geht und scheinbar nicht aufhört.
Du bist da die Richtige an seiner Seite. Das ist gut für ihn.
Wir haben das beim grossen Sohn hinter uns, er hat ganz oft überhaupt keine Antwort, und auch keine Unterlagen mehr zurückbekommen. Das geht ins Geld und macht mürbe.
Als er schon an gar nichts mehr geglaubt hat...kam der Job. Und...es ist der Richtige. Das wünsche ich dem Katerle auch. Es wird wieder werden, ganz sicher!
Viele Grüsse
Elisabeth

Anonym hat gesagt…

Wenn er doch eine seelische Erkrankung hat, wie ich mal rausgelesen habe in früheren Posts, dann müsste er doch Hilfe in dieser Hinsicht bekommen können.

LG Aurum

Manu hat gesagt…

Fränzi, ich finde es toll, dass Du Absagen individuell gestaltest. Ich denke, dass die Absage dann nicht ganz so hart rüberkommt, denn ein Standardschreiben ist in dieser Situation mehr als ätzend...

Ich drücke Deinem Mann die Daumen, dass es bald klappt mit dem Job. Mein Mann hat auch lange gesucht. War aber noch selbständig, seine Firma lief zwar schlecht, aber mit meinem Gehalt ging es dann doch. Also hat er sich um eine Festanstellung beworben und viele Absagen gekriegt. Selbst nach positiven Gesprächen, was dann richtig weg tat, weil er jedes Mal mit einem Spitzengefühl nach Hause kam. An mir lag es dann wieder ihn aufzubauen, vorwärts zu schauen und den Kopf nicht hängen zu lassen. Dabei war mir selber machmal zum heulen zumute. Aber es hat geklappt und bald ist die Probezeit rum. ALSO: Alles wird gut!!!!

LG

Sternenzaubers Geschichtenhimmel hat gesagt…

Danke ihr Lieben . ja, das sehe ich genau so, Es wird gut. Man muss einfach einen langen "Schnauf" haben.
Ich glaube an das Gute. Immer noch.

Herzgrüessli
euer Fränzi Sternenzauber

Anonym hat gesagt…

Das ist alles reine Psychologie,wie+warum Bewerber nicht in Jobs kommen!Heutzutage ist der Mensch zu teuer,man stellt Fachansprüche!Man hat die macht über den Bewerber!Deshalb steht der Bewerber doof da!

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