Montag, 10. Mai 2010

ERKLÄRE MIR EINER SCHÖNHEIT!

Der vermeintlich Schönste ist nun also gekürt. Mister Schweiz 2010.

Erinnert mich immer wieder an das eindrückliche Erlebnis von vor X Jahren. Wir trafen auf einem Spaziergang im Wald einen Pfau. Ja, ein schönes Tier, wirklich. Stolzierte an uns vorbei, Kopf hoch gereckt.
Ich applaudierte ... und was tat der Pfau? Schlug sein Rad. Immer und immer wieder - wenn applaudiert wurde.
Eitles Tier. Schade ... die Schönheit ging darunter verloren.


Vielleicht vorne weg meine persönliche Beurteilung:
Schönheitswahlen finde ich in etwa so überflüssig wie Beulenpest und Cholera. Die Schlagzeilen darüber mindestens ebenso!
Nicht nur, dass ich Oberflächlichkeiten allgemein nicht besonders schätze - 08/15, auswechselbar, standardisiert, genormt, angepasst, stromlinienförmig, jasagend, sich für Geld verrenkend ... dafür werde ich mich nie begeistern können.

Ob jemand schön ist, dies will ich erst beurteilen, wenn ich ihn/sie kenne. Worte gewechselt und Aussagen gehört habe. Schönheit ist so viel mehr als auf den ersten Blick ersichtlich! Wenn ich etwas nicht mag, dann das zur Schau stellen des "Huch! Was bin ich der Burner!"

Ich mag den Individualisten, der zu sagen wagt und nicht mit dem Strom schwimmt. Mir gefallen z.B. an jedem Menschen die paar Kilos mehr, mir gefällt die neckische Zahnlücke, Sommersprossen in Hülle und Fülle, die Charakternase, Intelligenz, Eigeninitiative, Charme, Höflichkeit, die Narben und Falten welche zu Menschen - zu ihrem Leben gehören. Vermeintliche "Schönheitsfehler" sind gerade das Besondere.
Ich mag keine Six-Packs ... wer als Frau schon mal den Kopf auf so ein Muskelpaket gelegt hat - weiss das weiche, kuschelige Bäuchlein zu schätzen. Und zu geniessen. Ich will baden im herzlichsten Lachen - nicht im künstlichsten.
Und Hüllen ... Menschenhüllen, Worthüllen ... sind, wie das Wort schon sagt: Nur Drumherum und ziemlich leer.

Ich mag Menschen, die nicht fragen müssen ... "bin ich schön?" ... sondern solche, die diese Frage mit ihrer Ausstrahlung, ihrem Charisma beantworten - ohne Worte.

Die Gazetten sind heute wieder mal reichlich mit Material zum neuen Mister Schweiz gefüllt - für mich stets aufs Neue erstaunlich. Ist das Interesse daran wirklich so gross - oder bin ich wirklich so ganz anders?
Ich sass heute in einem 4er Abteil im Zug, kriegte von 3 jungen Männern neben mir die Diskussion darüber mit. Daraus war zu entnehmen:

Der neue Mister Schweiz 2010 und ich haben Parallelen:
- Wir schminken uns Beide.
- Wir haben Beide noch keinen Führerschein.
- Wir kämpfen in der gleichen Gewichtsklasse - zugegebenermassen ist er 1m 92cm gross. Herkules nennen sie ihn. Mich nicht.

Es gibt aber auch Dinge, die uns auf alle Fälle unterscheiden:
- Ich habe keine Ballermannqualitäten. Zumindest nicht so, wie er sie interpretiert.
- Ich tanze relativ selten - sozusagen nie - auf Tresen und entblösse dazu den gutgebauten Oberkörper.
- Ich kiffe nicht. Habe noch nie! Er anscheinend auch nicht mehr (seine Aussage).
- Ihm winkt eine halbe Million Gage ... mir winkt höchstens der Polizist, wenn ich vor der Schule wieder mal schneller als mit 30 km/h durchfahre ...
- Er macht Kung-Fu. Ich Haushalt.
- Er spielt Klavier. Ich habe schon im Blockflötenunterricht jämmerlich versagt.
- Notlügen erlaubt er sich. Ich bleibe lieber bei der Wahrheit.
- Er hat einen "dunklen, süssen" Wuschelkopf (O-Ton: "Meine Frisur hat vielleicht den Unterschied gemacht!"). Sooo strohblond bin ich nicht!
- Er ist relativ zahm. Ich - effektiv nicht!
- Mister CH ist Single. Aha.


Dem Herrn ... wie heisst er schon wieder? ... möchte ich einfach all meine Jörgs, Raphaels, Marküsser, Peters, Heinzes, Werners, Alains, Kurts, Luciens, Manuels, Olivers, Michaels, Andreasses, Maurizios, Stefans, Thomässer, Christians, Marcs, Florians, Mischas, Jonasses und und und aus meiner kleinen Welt entgegenstellen. Das sind MEINE wahren Schönheiten. Jeder Einzelne für sich eine Schönheit. Weil ich sie lieb habe.

Das musste ich einfach mal gesagt haben!

Zum Abschluss und zur Untermalung meiner Worte, erlaube ich mir, Worte von Khalil Gibran (danke!) auszuleihen:

"Schönheit
Gesichtszüge, welche die Geheimnisse unserer Seele enthüllen,
verleihen dem Gesicht Schönheit und Anmut,
selbst wenn diese seelischen Geheimnisse schmerzlich und leidvoll sind.
Gesichter hingegen, die - Masken gleich - verschweigen, was in ihrem Innern vorgeht,
entbehren jeglicher Schönheit, selbst wenn ihre äußeren Formen vollkommen symmetrisch und harmonisch sind.
Ebenso wie Gläser unsere Lippen nur anziehen,
wenn durch das kostbare Kristall die Farbe des Weines hindurch schimmert."


ES IST ALLES GESAGT

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

*dickesfettesgrinsen,

Danke fürs "regelmässig lesen", genau das werde ich bei dir auch!

Herzlichi Grüess
SabrinaS

Sternenzaubers Geschichtenhimmel hat gesagt…

So schön :-)
Ich freue mich.

Dann also ... danke ... und bis bald!

Franziska Sternenzauber

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