Sonntag, 11. Juli 2010

VOM WINDE VERWEHT

Hecheln.
Das habe ich damals bereits in der ersten Schwangerschaft gelernt - noch vor dem typisch schwangeren Entengang.
Kam mir bei beiden Geburten wirklich zu Gute. Das Hecheln meine ich.

Gestern, um 16.00h, waren - wie berichtet im schweisstriefenden Geschichtchen von gestern - die toskanischen Kartöffelchen HEISS, der Grill war HEISS, das Fleisch war HEISS und die Temperatur auf unserem Balkon war die Mischung aus all den beschrieben HEISS's plus 40° Sonne. Gefühlt also knapp gegen 100° - ohne Übertreibung!
Ich habe gehechelt, als hätte ich Presswehen.
Auf Rhodos sehe ich manchmal hechelnd-schwitzende Spatzen (ja, rhodische Spatzen schwitzen, echt!) mit aufgerissenem Schnabel, sich am Rande des Pools ein paar Tröpfchen kühles Nass zu Gemüte führend - und gleichzeitig ihre Flügelspitzen tunkend.
So in etwa dürft ihr euch meinen gestrigen Anblick vorstellen. Mit dem Unterschied, dass ich im Vergleich zum Spatz etwas über 80kg mehr wiege und man mir nie Flügel verliehen hat.
Aber geschwitzt und gehechelt habe ich.

Es hat mich enorm Überwindung gekostet, mir den kühlen Salat nicht auf die überhitzten, geschwollenen Knöchel zu legen, mir mit der angenehm sämigen Salatsauce den Nacken zu kühlen und die frischen Tomatenscheiben auf meine erhitzte Stirn zu legen. Aber die gute Erziehung hat sowas selbstverständlich nur in Gedanken zugelassen.

Umso glücklicher war ich, als nach den Verzehr des Grillkäses - an dem ich mir zu allem Übel auch noch den Mund verbrannt hatte - ein angenehmes Lüftchen aufkam. Das Lammfilet lag noch nicht auf dem Teller, als das Lüftchen zu Luft wurde. Zu heftigem Winde. Unser vegetarischer Gast sah bei der nächsten Windböe seinen Doraden-Fisch eben noch vor sich durchsegeln ... und weg war er!


Das nachgereichte Pengasius-Fischfilet beschwerten wir anschliessend sofort mit den Toskana-Kartoffeln. Und die Gläser stellten wir zum Schutz hinten den Efeu-Topf. Auf dass uns bloss kein kühler Tropfen entgehe!
Auf Dorade kann man an so einem Tag gegebenenfalls noch verzichten, nicht aber auf labenden Trank!

Mit zunehmendem Unwetter wurde mir wohler. Bis zu dem Moment, wo meine schönen Servietten in alle Windrichtungen davon flogen und der Kleiderständer, proppenvoll mit zu trocknender Wäsche, Eigenleben eingehaucht bekam. Heroisch stellte ich mich dem kommenden Unheil in Weg - und unterschätzte weitestgehend die Kraft eines von einem Berner-Oberländer-Mini-Hurrikans getriebenen Wäscheständers!
Ich habe ja so ein Ding mit ausklappbaren Flügeln. Man stelle sich also vor: Das Sternenzauber-Fränzi mit dem Rücken zur Balkonabschrankung. Mittelteil des Wäscheständers am Sternenzauber-Vorbau sturmmässig festgekrallt und die Wäscheständer-Flügelteile das arme Sternenkind förmlich umarmend. Mit Wäscheklammern, Slips, BHs, Shirts in Mund und Nase und Augen probierte ich mittels meiner Kraft Gegendruck zu erzeugen - no chance!
Unser Vegi-Besuch musste mich förmlich aus dem Wäschegefängnis befreien! Besonders Schätzu-Katerlis Pizza-Teller-grosse Boxershorts gaben dem Winde förmlich Futter und fungierten als eine Art Segel. Wie ich mit den Boxerhorts rang ... es muss ein Bild für Götter gewesen sein!


Endlich hatten wir den geflügelten Wäschetrockner dann endlich unfallfrei in die Küche gehievt, als es galt, auch den Rest der auf dem grossen Tisch verteilten Köstlichkeiten ultimativ in Sicherheit zu bringen. Die Kings-Prawns-Spiesse segelten bereits vom Balkon ins Maisfeld, ein Teller ging über den Jordan und der rubinrote Wein taufte die in jungfräulichem Weiss neu gekauften Sitzkissen.
Jetzt haben wir halt beschwipste, rosa Sitzkissen.

Die ersten grossen Tropfen platzen schon auf meinem überhitzten Gesicht, als mein Blick auf die sich im Sturm schier zu Boden biegenden Tomatenstauden fiel: Herrjemineeee! Da waren doch kleine, knallgrüne Tomatenkinder dran! Und so kam es dann, dass ich im prasselnden Regen Tomatenstauden - vor dem tödlichen Knick rettend - am Geländer festzurrte.
Ich sah danach mit meiner Strubbelfrisur aus wie ein windschlüpfiger, patschnasser Igel im Windkanal bei 300 km/h Gegenwind. Dass die Kleider diesmal infolge Regen an mir klebten ... macht euch selber ein Bild.

Heute ist Sonntag. Ich bin immer noch dran, die Schäden von gestern zu beheben. Muss meinen Blümchen ganz schön gut zureden, dass sie sich nicht geschlagen geben. Der Schnittlauch allerdings, der lässt depressiv seine Halme hängen - er ist und bleibt ein Treibhaus-Sensibelchen!
Das Wetter ist wieder megasonnig, bloss ist es zu gestern noch drückender, weil jetzt eben noch die Feuchtigkeit von gestern verdunstet werden will.
Katerli-Schätzu schleicht schon wieder um den Kühlschrank. Ich warte nur darauf, dass er sagt:

DUUU - SCHAAAATZ - WOLLEN WIR HEUTE GRILLEN?

15 Kommentare:

Johanna Gehrlein hat gesagt…

Hallo Fränzi,

was sich so lustig liest, war wohl ein ausgewachsener Sturm. Schade um euer gemütliches Grill-Essen. Aber erfrischend war es bestimmt. Bei uns regt sich kein Lüftchen, nur bleinerne Hitze. Ich weiß gar nicht mehr wie das ist, wenns stürmt.
Schöne Grüße, Johanna

Dörte hat gesagt…

Huhu, das kenne ich! Mit Freunden im hintersten Garten, dort seht die überdachte Pergola, Grill ist an, alles ist lustig, plötzlich duch die Sonne, ein mächtiger Donnerknall und wirklich Sekunden später brach die Hölle los. Keiner konnte mehr ins Haus, die Hunde durften auf den Schoß, ich hielt mir die Ohren zu und so harrten wir etwa 30 min. aus. Danach, oh Wunder, Sonne, genau wie Vorher.
Grad jetzt bringt mich die Hitze fast um, trotzdem sende ich Sonnige Grüße
Dörte

malesawi hat gesagt…

Hechelnde Spatzen und ein patschnasser Igel im Windkanal- herrlich!!!
Liebe Grüße

Coco hat gesagt…

Oje, hört sich lustig an, was es bestimmt in dem Moment nicht war :o) Was würde ich jetzt für ein laues Lüftchen geben *schwitz*
Liebe Grüße, Coco

Gledwood hat gesagt…

Liebe Franziska
Ist es wirklich so heiß in der Schweiz. Auér Horlogerie und Schokolade, uns Engländer denken an Alpen, Edelweiß, The Sound of Music, und frischer Luft - nicht Temperatur von 40 Grad! Hier ist es nur 31, vielleicht 32 aber es fühlt tödlich feucht.
Diese fliegende Fische fliegen nur gegen der Strom. Drüber habe ich in Stern Magazin gelesen. Das ist wichtig für Seemänner, die offensichtlich was mit dem Ruder zu tun wissen usw...
Ach! Ich lalle.
Ich hoffe, dass alles OK geht.
Liebe Grüße
Gleds ;-)

Bine hat gesagt…

Bei uns hier in Berlin hats 40 C°+ und seit Tagen hat es nicht geregnet. In der Wohnung zerfließt man fast und falls es einen tatsächlich nach draußen verschlägt, wird man in der Sonne nicht langsam gebraten, nein eher frittiert. Schnell und plötzlich hat man das Gefühl, man hätte in Sekunden einen Sonnenbrand. Wenn ich dran denke, das ich morgen um zwölf arbeiten muss, fange ich spontan an, zu traspirieren.

Aber es kommen auch wieder andere Wetter, bei dir und bei uns, also Kopf hoch, schön im Schatten bleiben und viiiiel trinken.

Ratafia hat gesagt…

Liebe Franziska
Jetzt musste ich ab deiner Schilderung wirklich laut lachen! Häng doch in Zukunft den Bratkäse direkt an den Stewi, die Sonne wird ihn auch zum Schmelzen bringen.

Herzlich
Ratafia

Sternenzaubers Geschichtenhimmel hat gesagt…

Liebe Johanna
Ohhh ja, hat dagnz schön um die Ecken gepfiffen, der Wind. Und der Regen prasselte an die Scheibe. und mir ins Gesicht. Aber ... hat gut getan! :-)
Jetzt gerade kühlt es bei uns so ein bisschen ab, bald 22.00h. Ich glaube, ich dreh den Fernseher lauter und setz mich auf den Balkon. :-)
Herzlichst mit Lächelgrüessli
Deine Franziska Sternenzauber

Sternenzaubers Geschichtenhimmel hat gesagt…

Liebe Dörte!
Jajajajaja ... genau so! Ach, ich fühle mich Dir sooo verbunden!
Schicke Dir einen abkühlenden Windhauch und mein herzlichstes Lächeln.
Grüessli von der Franziska Sternenzauber

Sternenzaubers Geschichtenhimmel hat gesagt…

Liebe malesawi
Och ja, so ein bisschen kühlender Galgenhumor bei dieser mordsmässigen Hitze ... tut gut, ist gut.
Ich mag es so sehrt, wenn Du lachst! :-)
Herzlichst Lächelgrüessli
Deine Franziska Sternenzauber

Sternenzaubers Geschichtenhimmel hat gesagt…

Liebe Coco
War irgendwie beides - lustig und nicht so. Gesiegt hat zuletzt aber auf jeden Fall die Lustigkeit, spätestens als ich vor dem Spiegel stand und mir die eine Boxershorts noch schie am Ohr hing ... :-)
Herzlichste Lächelgrüessli
Franziska Sternenzauber

Sternenzaubers Geschichtenhimmel hat gesagt…

Mein lieber Gledwood
Danke, ja, es geht mir ein bisschen besser, ich arbeite wieder halbtags, muss einfach gut auf die Kräfte aufpassen.
Und .... ja, es ist mörderisch heiss hier!Wir wohnen grad unterhalb von Eiger, Mönch und Jungfrau - und das stauen sich jenseits der Berge manchmal die Wolken. Schüttet es dann plötzlich dann, dann rette sich wer kann!
Jaja, die Schweiz :-).
Umarmung und Lächelgrüessli von Deiner
Franziska Sternenzauber

Sternenzaubers Geschichtenhimmel hat gesagt…

Liebe Rinjehaun
Ich beginne bei Deiner Erzähöung vor mich hinzu dampfen und schwitze nicht mehr dezent. Musste lachen ob Deiner Beschreibung. Es geht uns Allen wohl ähnlich im Augenblick. Bald ist 22.00h und so langsam wird es erträglich. Ich schicke Dir einenm kühlen Windhauch.
Herzlichste Lächelgrüessli nach Berlin
Deine Franziska Sternenzauber

Sternenzaubers Geschichtenhimmel hat gesagt…

Liebe Ratafia
Du hast ja Ideen! :-) Aber momentan wäre sie druchaus zu realisieren. Käsefondue könnte man auch machen - Topf in die Sonne und gut ist!
Schön Dich lachen gehört zu haben!
Bis bald und mit ganz lieben Grüessli und Lächeln
Franziska Sternenzauber

die Malerin hat gesagt…

Hallo Franziska,

was für eine Geschichte, ich kann es mir so richtig bildlich vorstellen. Heute hatten wir, es so schlimm, wir haben immer noch Unwetterwarnung Stufe rot und ich war ähnlich wie Du in Action. Sei ganz lieb gedrückt, will mich von Dir verabschieden, bin nur morgen zu Hause und dann gehts nach Follonica in die Toskana. Werde Dich und Deine Geschichten arg vermissen. Ganz viele dicke Knuddel und bisous Lydia, pass gut auf Dich auf.

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