Montag, 5. Juli 2010

JULIETTE IN SEENOT!

Können Marienkäferchen schwimmen? So genau weiss ich das nicht. Ich tendiere zu nein.
Aber dass Juliette, "mein" Glückskäferkind, zumindest nicht wasserfest ist - dies weiss ich mit Sicherheit seit gestern.

Ihr erinnert euch an vorletzte Woche? Als ich damals ohne Absicht und bösen Willen Juliette, das kleine Marienkäferkind, erst K.O. geschlagen, anschliessend wiederbelebt und als krönenden Abschluss wieder der Sonne entgegen geschickt habe.
Ich habe oft noch an die Kleine gedacht.

Meine heutige Geschichte nahm den Anfang von Samstag auf Sonntag. Da hat es nämlich geregnet wie aus Kübel! Es donnerte, blitzte - ein Riesengewitter. Unsere Balkonpflanzen wurden reichlichst begossen und ich somit entfiel das tägliche Wässern. Trotzdem hab ich meinen Pflanzenkindern samt und sonders ein Besüchlein abgestattet, ihnen freudigst fürs bunte Blühen gedankt, die ersten grünen Tomaten ganz stolz beguckt und die knallrosa Clematis von allen Seiten fotografiert. Wenn schon mal was blüht ....!

Gleich neben der Clematis steht auf dem Boden ein noch unbenutzter, kleiner, blauer Keramiktopf. Ich hab da noch nie reingeguckt - aus unerfindlichen Gründen verirrte sich mein Blick, blieb an dem Keramiktöpfchen hängen - und ich äugte ganz aufmerksam rein.
Halb voll mit Regenwasser ... und darin trieb wie ein kleines, rotes Miniinselchen - JULIETTE!
Ich erkannte sie sofort wieder - und ich bitte an dieser Stelle, dass mir diese Illusion erhalten bleibt - Freunde erkennt man ohne Worte und auf den ersten Blick. Immer.


Ich schrie erst mal laut nach meinem Schätzu "bring ein Taschentuch - sofort! - sie ertrinkt!", schickte ein Stossgebet gen Himmel und fischte das getupfte Käferkind mit dem Zeigefinger aus den kalten Nass, hielt sie in das Warm der Sonne und überlegte fieberhaft, wie ich das Wasser auf ihren Lungen kriege soll. Ehrlich.


Ich legte meine Juliette auf das Tempotüchlein, tupfte sie ganz sachte trocken, hauchte warmen Atem in ihre Richtung und flehte sie an zu atmen - ein und aus und ein und aus. "Mädchen, Dich habe ich ganz bestimmt nicht vor ein paar Tagen ins Leben zurück geholt, damit Du mir heute hier ertrinkst! So geht das nicht! Huste mal, schnäuze Dich, schüttel Dir das Wasser aus den Ohren - beweg Dich endlich, bitteeeeee!!"
Und wenn ich euch jetzt erzähle, dass sich auf dem Tempotuch kleine feuchte Flecken zeigten, so ist das weder meinem Wunschdenken noch den kleinen, künstlerischen Freiheiten zuzuordnen. Es war so. Ob sie vielleicht meine Worte gehört hat? Wasser ausgespuckt hat? Jedenfalls war es fast wie beim letzten Mal - plötzlich ruckelten ihre Zwergenbeinchen und sie wankte ein wenig orientierungslos vom Tempo auf meinen Finger. Da verweilte sie die nächsten paar Minuten, putze sich, streckte sich, erholte sich.

Ich sah ihr mit grossen Augen, noch grösserem Herz und viel viel Interesse zu. Mir war, als fühle sie sich wohl bei mir. Nach einer ganzen Weile erklärte Juliette sich damit einverstanden, dass ich sie auf eines der Efeublätter setzten konnte.


Dort breitete sie ihre fein maserierten Flügelchen aus, liess sie trocknen und muss wohl dabei vor lauter Erschöpfung eingeschlafen sein. Jedenfalls sass sie die nächste Stunde da, besuchte dann das eine, dann das andere Efeublatt, übte immer wieder das Fliegen an Ort, faltete ihr Fluggerät aber immer wieder zusammen und blieb Gast bis am Abend.

Hätte unserer Juliette so gerne etwas zum futtern angeboten - wir hatten grad Poulet und Grillkäse auf dem Feuer, Fenchel-Gurken-Peperonisalat und warmes Brot auf dem Tisch ... aber ich liess mich belehren, dass Marienkäferchen Dinge wie Blattläuse und dergleichen bevorzugen. Damit hätte ich schon oft dienen können, diesen Sommer ausnahmsweise noch nicht! Für uns besser, für Juliette war leider Diät angesagt. Na ja, ihre runden Konturen liessen erahnen, dass sie trotzdem keines Hungertodes sterben würde.

Irgendwann man muss dann Juliette wohl beschlossen haben, dass auch das letzte Tröpfchen Regenwasser in ihren kleinen Kniekehlen getrocknet sei, kein Nass mehr in den Flügelfältchen und unter dem getupften Kleidchen.

Wenn Glückskäferchen ADIEU sagen können, dann hat Juliette dies getan. Sie hat wie in Zeitlupe ihre beiden Panzerhälftelchen abgespreizt, mir deutlich das Zeichen zum READY AND GO gegeben, Zeit sie nochmals zu fotografieren - und flog ein weiteres Mal im Sonnenlicht davon und ins Maisfeld rüber.
Ich Sentimentalitärsbombe hab weiss Gott verstohlen ein Tränchen aus dem Augenwinkel gewischt, ihr laut TSCHÜÜÜÜÜSS nachgerufen - und PASS GUT AUF DICH AUF.


Alle leeren Töpfchen habe ich übrigens noch gestern Abend umgedreht. Falls es wieder regnen sollte.
Damit Juliette beim nächsten Besuch nicht wieder absäuft.

GUT SO?

16 Kommentare:

Elisabeth J.-S. hat gesagt…

...und wenn nun Robert bei Dir gewesen wäre, dann hätte er erst geweint (beim Entdecken des Fast-Unglücks)...dann Alles getan um das Käferlein zu retten....dann mich fürchterlich geschimpft, weil ich solche schlimmen Fallen aufgestellt habe...und dann hätte er Deinen Salat aufgegessen und dem wegfliegenden Juliettchen nachgeruften: Bis Morgen! Pass gut auf, ich weiss Du willst noch leben!
...ja, so hätte Robert Dich bei der Rettung erfolgreich unterstützt.
Ich wünsche Dir eine schöne Woche
Elisabeth

Heidegeist hat gesagt…

Wie oft liest man, das Katzen oder Hunde viele, viele Kilometer gelaufen sind , um wieder nach Hause zu kommen. Es grenzt an ein Wunder, das die kleine Juliette dich wieder gefunden hat. Denn keiner weiß, wo sein Schutzengel wohnt...( Juliette schon ).Ihr beide habt euch gesucht und gefunden. Für mich ist diese kleine Geschichte ein Wunder!!! Ganz liebe Grüße von Inge

Schneeflocke hat gesagt…

Ach wie süüüüüüß. Nette Geschichte wieder einmal.

LG Flocke

Gledwood hat gesagt…

:-)

Bine hat gesagt…

Was für eine gute Seele du doch bist, da hat das kleine Sonnenkäferchen wirklich Glück gehabt.
Aber wo sind die Fotos von der Clematis, wenn sie doch so schön blüht?!?

Sternenzaubers Geschichtenhimmel hat gesagt…

Liebe Elisabeth und lieber Robert
Mir ist, als wärt ihr dabei gewesen. Herrlich zu lesen. Danke dafür!
Euch beiden Lieben wünsche ich auch eine wunderschöne, wunderbare Woche mit ganz viel Liebem und Schönen!
Herzlichst und mit Grüessli, Lächeln und Gefühl
Franziska Sternenzauber

Sternenzaubers Geschichtenhimmel hat gesagt…

Liebe Inge
Genau so ehe ich diese kleine Geschichte auch - als mein kleines persönliches Wunder.
Natürlich glaube ich auch sehr gerne daran, dass es meine Juliette gewesen ist. :-)
Aber es hat mich doch sehr berührt, dass wiederum ein Marienkäferchen für einen Moment mein Augenmerk und meine Gefühle beansprucht hat. Immer wieder gerne!
Jaja, die Welt ist voller kleiner und grosser Wunder.
Wünsche Dir einen wunderguten, schönen Tag mit viel an Liebem, Schönem und Gutem!
Mit Grüessli und herzlichem Lächeln
Deine Franziska Sternenzauber

Sternenzaubers Geschichtenhimmel hat gesagt…

Liebes Flöckchen
Ein wunderbarer Moment war das, als sie ihre Beinchen wieder reckte und die Flügelchen streckte.
Manchmal sind die kleinen dinge die wirklich grossen.
Herzlichst und mit liebevollen Lächelgrüesslis für Dich
Franziska Sternenzauber

Sternenzaubers Geschichtenhimmel hat gesagt…

Lieber Gledwood
Dein Lächeön ist mir ganz viel wert!
Wünsche Dir eine wunderbare Woche, einen herrlichen Tag, viel Liebes, Schönes, Gutes!
Herzlichst, mit Grüessli und Lächeln
Deine Franziska Sternenzauber

Sternenzaubers Geschichtenhimmel hat gesagt…

Liebe Rinjehaun
Du hast mir die Idee für die morgige Geschichte gegeben - mein blühender Balkon. Ich die ich sonst immer alles dörren lasse oder ersäufe ... ich hab hier schon mal davon berichtet und VIEL Zusprache bekommen ... dieses Jahr blüht und gedeiht alles, :-).
Danke!
Dir einen wunderschönen Tag, eine gute Woche.
Herzlicht mit Grüessli, Lächeln und lieben Wünschen
Franziska Sternenzauber

Anonym hat gesagt…

Also Cara ist dein Thorax nicht zu klein für all die Liebe die du für alle Lebewesen auf diesem Erdball verstrâust?
Wunderbar ich merke aber auch eindeutig, dass du deinen Lebensretterkurs sicher mit Erfolg bestanden hast und dein Wissen auch immer wieder auffrischst!
Juliette wird bestimmt schon bald einmal bei dir Läuse melken.... bei uns sind sie zum Teil an den Rosen! Habe an ihnen schon wieder mein Karma besudelt.... aber einfach so zusehen kann ich eben auch nicht.... Zwei Rosenstôcke haben mir schon wieder mit Blüten gedankt!!
So nun wünsche ich dir ein gediegenes Mittagschlöfli in Seide... Erhole dich schlâunigst...die Ferien nähern sich schleichend aber sicher!!!
Mit dem ganzen Bisouzauber
Herzlich bbbb

Dies und Das vom Neckarstrand hat gesagt…

Oh, Franziska, ich habe es gewußt. Der Name Juliette kam mir gleich so engelgleich und elfenleicht vor, Diese Wesen mute zurückkommen.
Schön, daß Juilette ins Leben zurückgefunden hat. Und du wirst sehen: Sie besucht Dich noch ein drittes Mal - ganz sichr. Halte die augn auf.
Liebe Grüße und eine innige Umarmung
Irmi

malesawi hat gesagt…

Natürlich war es Juliette. Sicher triffst du sie wieder. Und vieleicht rettet sie mal dich.
Liebe Grüße

die Malerin hat gesagt…

Hallo Franziska,

Dich ernenne ich zur Retterin des Tages und es war ganz bestimmt Juliette. Davon bin überzeugt. Sie wird es Dir bestimmt danken und Dich noch oft besuchen kommen. Erhol Dich gut, bald sind Ferien. Auf jeden Fall werde ich an Dich denken, wenn ich durch die Schweiz fahre.

Bin noch am überlegen, grummel,grummel, so wochenlang ohne Sternenzauber Geschichte ob ich das durchhalte. Ich könnte mir ja ein paar Geschichten ausdrucken und für jeden Tag eine zum Lesen mitnehmen. Dann hätte ich das Sternenzauber Geschichtenbuch.

bisou Lydia

Cloudy hat gesagt…

Das ist ja mal wieder sehr lieb von Dir gewesen, dass Du diesen kleinen Vielfraß vorm ersaufen gerettet hast, obwohl diese Gattung der baugleichen europäischen Marienkäferchen gut ausgebildete und begeisterte Taucher sind. Gut, konntest Du ja nicht wissen, obwohl, doch schon, oder glaubste etwa, dass Dein Juliettchen, dieses zarte Wesen ohne Schwimmflügel in den Bottich gehüpft wäre.
Ach, egal, was soll's, gerettet ist gerettet. Nur solltest Du noch einmal bei Gelegenheit in den Topf schauen, vielleicht kannste ja die Taucherbrille und den Schnorchel noch sicherstellen, und ihn zurückgeben, falls der Vielfraß sich noch einmal zu Dir hin verirrt. Wenngleich, kaum vorstellbar, denn meistens kommen diese Wassersportfreunde nicht dorthin zurück, wo man sie ihres Tauchvergnügens durch Rettungsmaßnahemn beraubthat.
Ach ja, noch ein kleiner Geheimtipp. Diese vielbeinigen Vielfraße lieben auch das surfen. Nur für den Fall, wenn es mal wieder dolle gewittert und regnet, lasse den kleinen ruhig ihren Spaß. Wenn einer von denen in Seenot gerät, dann pfeifen sie ganz laut, dann kannst Du die Rettung einleiten...

Sei lieb gegrüßt und schone Dich!
Kvelli

Johanna Gehrlein hat gesagt…

Hallo Franziska,
du bist ja eine ganz Liebe. Irgendwann wird es dir gedankt und sei es nur,d ass Juliette nun in deiner Nähe Hunderte von Eiern legt, woraus lauter winzige Juliettes schlüpfen und deine Blattläuse vertilgen.
Schöne Grüße, Johanna

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