Montag, 14. Dezember 2009

KATERCHENS SCHIER EROTISCHE KOCHKÜNSTE

An und für sich hätte es eigentlich so sein müssen - dass mein Liebster gestern mit sexy Lendenschürze in der Küche stehend, im Lichte der flackernden Kerzen eines 6-armigen Leuchters, eine Arie im dunkelsten Bariton schmetternd, seine imposante Heldenbrust stolz geschwellt, die Lockenpracht mit einer lasziven und trotzdem energievollen Bewegung nach hinten rieseln lassend - die Huldigungen von uns entgegen nimmt.
Wir hätten - leise Bewunderungen murmelnd - den Boden küssen müssen, auf welchem seine Füsse stehen. Wir hätten dankbar, demütig und stillschweigend die uns zugewiesenen Plätze belegend, beim Tischgebet Gott danken müssen, dass sowas wie ER sich unserer Familie angeschlossen hat.

Oh Leute .. wenn ihr wüsstet. Wenn ihr hättet kosten dürfen ... ! Ihr würdet dieses Hohelied auf Katerchen verstehen, kämet ihr einmal in den Genuss seiner Kochkünste.

In Tat und Wahrheit ging es aber wie folgt von statten: Es war so, dass Schätzu in seiner sonntäglich-ausgebeulten Freizeithose (... davon hatten wir es ja schon mal ...) und dem ehemals dunkelroten Shirt - welches aber infolge Kochorgie die Farbe der diversen Gemüse, den Staub vom Mehl, Weintropfen, Milchspritzer und Kartoffelstärke angenommen hatte - uns, seine Familie, zum Tische bat.
Kleine Schweissperlen auf der Stirn, breites Schmunzeln, einladende Handbewegung inklusive. Infolge seiner am Samstag getätigten Vorarbeiten und den kochtechnischen Duftereignissen seit Mittag, stürmten wir dann um 19.00h die Küche. Warfen uns förmlich auf die Stühle, streckten - kämpfend um die Poolposition - ihm zwecks Befüllung unsere Teller hin. Wir hielten es glattweg nicht mehr aus! Dieser Duft! Diese Würze in der Luft! Dieser Hunger!
Wir - das waren gestern übrigens: ich, das Katerchen, Sohn Max und unsere Schierfastschonschwiegertochter. Schade, echt schade, dass Sohn Moritz dieses lukullische Highlight verpasst hat. Gut für uns - es hatte mehr!

Katerchen verbrachte bereits am Samstag etliche Stunden mit den Vorbereitungen. Er liess es sich nicht nehmen, beim Fleischer selber das Stück Rindsbraten auszuwählen, er kaufte mit Bedacht und eingehender Qualitätsprüfung das benötigte Gemüse, nahm sich Zeit für die Wahl des Rotweines zur Marinade, sorgsame Abwägungen in Bezug auf Bouquet und Harmonie treffend. Darin ist es stilsicher wie kein Anderer.
Dann schritt er zur Arbeit: Gemüse klein schneiden. Unglaublich - ein Wunder, dass er nicht noch mit dem Gemüse spricht! Es hat was von Sinnlichkeit, ihn kochen zu sehen. Wie er die Augen schliesst wenn Düfte seine Nase streicheln, wie sich seine Nasenflügel blähen. Es macht mich schier eifersüchtig wenn ich zuschaue, wie er mit dem Finger leicht auf die Marinade tupft und diese dann mit einem "mmmmh!" wegleckt. Wein wird vorher nicht einfach nur probiert - er wird verkostet, degustiert, gewertet. Auf der Zunge in seine Bestandteile zerpflückt. Dann mit einer weichfliessenden Bewegung dem Gemüse zugeführt.

Soll ich euch wirklich erzählen, wie er dann noch die Kartoffelklösse bereitete? Nein! Ich lasse es sein, Leute. Ihr würdet unbedingt unsere Adresse ausfindig machen wollen, wir bekämen im Fernsehen unsere eigene Kochsendung und wären gezwungen Autogrammkarten zu drucken.
Ich müsste zudem diese Geschichte der Zensur unterwerfen oder bei den Geschichten Ü18 einstellen!! Wie er diesen Teig knetet und formt - Himmel!!!!!
Vom Rotkraut schweige ich ganz und gar. Ich sage nichts dazu. Fragt mich bitte nicht! *LEISES STÖHNEN*
Ich hab mir aber die lebenslange Option gesichert, den Topf auslecken zu dürfen.

Heute habe ich ihm des Nachmittags kurz mal die kleine Zwischenfrage gestellt: "Na, wird es was..?" Er hat mir daraufhin erklärt, dass der Braten jetzt seit 3 Stunden von der "Essenz der Düfte umschmeichelt werde" und er annehme, dass das Essen ganz lecker wird. Die Untertreibung des Jahrhunderts!!
Ohne es jetzt wirklich belegen zu können - aber ich bin mir sicher, dass die gesamte Nachbarschaft heute Nachmittag irgendwann auf den Balkon, in den Flur, aus der Wohnung getreten ist, um die Nase schnuppern in diese Duftsensation zu halten, welche über einem weiträumigen Gebiet im Berner Oberland lag.
Es wurden einem die Knie weich, der Magen knurrte und dem einen oder anderen wird der Speichel aus dem Munde getropft sein.

Oh! Und erst der Moment, als die erste Gabel voll der Herrlichkeiten die Geschmacksnerven im Munde erreichte! BOAHHHHH! Ein Knaller, Silvester im Mund, Samba der Geschmacksknospen, kulinarische Eruptionen! Der Wahnsinn! Dieser Genuss!



Ok - es gab ein kleines Zwischentief auf hohem Niveau ... die Kartoffelklösse behielten nicht wirklich ihre ursprüngliche Form ... und so gab es dann dafür leckere Hausmachernudeln. Wen störte es? Uns nicht! Wir schnabulierten wie die Weltmeister.
Resumé: In der eigenen Kochsendung wird er wohl dann die Herstellung von Klössen nicht live zeigen, es wird eine Aufzeichnung geben.

Schätzu findet meine Darstellung leicht übertrieben - aber dies sei mir A) zugestanden und B) der künstlerischen Freiheit unterstellt.

So sieht also mein Versuch aus, euch bei uns um den Küchentisch zu scharen. Diese kleine Geschichte ist meine Möglichkeit, euch daran teilhaben zu lassen.
Und sollte jemand jetzt Hunger gekriegt haben ...

... GUTEN APPETIT!

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