Sonntag, 20. Dezember 2009

DIE GESCHICHTE VON BETHLI

Bethli heisst wohl eigentlich Elsbeth. Oder Elisabeth? So genau weiss ich es nicht und es tut ja auch nicht wirklich was zur Sache.

Diese kleine Geschichte heute ist von gestern. Um genauer zu sein: Wir - mein Schätzu und ich - haben sie auf der Fahrt ab Bern nach Hause erleben dürfen.
Bekannterweise zelebrierten wir ja gestern einen Tiefkühltag am Weihnachtsmarkt in Freiburg i.B. Und vieles andere mehr ....
Müde und durchgefroren waren wir dann doch froh, den warmen Zug in Basel zu besteigen, den Kopf zurückzulehnen, die Augen zu schliessen und uns nach Hause fahren zu lassen. Kaum Menschen im Abteil - herrlich. Wir hatten unsere Ruhe.
Diese Herrlichkeit hatte aber nur bis Bern Bestand. Da wurde der Zug von Menschenmassen richtiggehend überfallen. So machten dann auch wir die Plätze neben uns frei, stapelten unsere Taschen über und unter uns, wollten die Augen gerade wieder zumachen als ... sich ein Paar zu uns setzte. Höflich, freundliche Menschen. Gut gelaunt und munter plaudernd. Die Frau setzte gerade zum Monologe an, erzählte dem Manne - es muss ein Freund von ihr gewesen sein - ob sie ihm denn schon berichtet hätte, dass eine neue Katze bei ihr eingezogen sei? Er zuckte unwissend mit den Schultern, schüttelte den Kopf  . .. "nein, nicht dass ich wüsste...".

Und schon spürte ich den Knuff in meine Seite. "Wissen Sie, ich habe eine neue Katze - Bethli heisst sie - ein räudiges Vieh! Die Hässlichste die ich je hatte. Unmöglich, unansehnlich - schlimm. Ein wunderbares Katzenwesen!"
Diese Frau war mir - uns - von erstem Momente an sympathisch. Gerade heraus, äusserst humorvoll, herzlich und alles andere als schüchtern. Es hatte also gerade mal einen Satz von ihr gebraucht, sie ins Herz zu schliessen. Mein Schätzu lächelte von einem Ohr zum anderen, ich gluckste kichernd vor mich hin. War gespannt, was jetzt noch kommen werde. Und es kam vieles - eine herrliche Story, welche ich den LeserInnen hier keinesfalls vorenthalten möchte:

Um jetzt nicht immer von "der Frau" oder "der Dame" zu sprechen - so taufe ich sie jetzt einfach mal Heidi Tobler. Sie sah danach aus. Eine aufgeschlossene, lebenserfahrende und kluge Frau um die 50zig. Die weiss was sie will - und vor allem weiss, was sie nicht will.
Ihren Ausagen gemäss wollte sie eigentlich einen 10kg schweren, 70cm langen, jungen, schönen, vollfelligen, autarken, gesunden, vor Kraft strotzenden Monster-Kampfkater mit Gemüt, dem Hang zur Faulheit, Häuslichkeit und Sinn fürs Revier.
Genau so hat sie ihren Wunsch in den diversen Tierheimen und Katzenauffangstationen auch formuliert. Ihr Aufruf traf dann auch voll ins Schwarze: "Ja Frau Tobler, genau solche Exemplare haben wir hier. Kommen Sie doch vorbei und wählen Sie aus!"
Frau Tobler machte sich sofort auf dem Weg ins Katzenheim, hat sich die diversen Kandidaten angeschaut, auf sich wirken lassen. Allesamt hoheitliche Tiere, kugelrund, katertechnisch vollkommen, leicht hochnäsig und gaben ihr klar zu verstehen, dass sie es ja mal mit ihr als Büchsenöffnerin und Fellkraulerin probieren würden. Eventuell. Kater müsse noch schauen. Egomanen allesamt!
Die Tierheimleiterin war gerade daran, die Charakteren der Einzelnen Mitbewerber zu beschreiben als das Telefon schellte. Sie drückte Frau Tobler ein Häufchen Elend an Katze in den Arm "halten Sie mal kurz", eilte ans Telefon ....

... und eigentlich hier beginnt auch die Geschichte. Frau Toblers Augen ruhten noch auf den gestanden Katern, als sich das unsagbar hässliche Häufchen Katze in ihrem Arm regte, maunzte und sie verliebt anschaute. Knappe 2kg Katze. Ein grobes, stuppiges Fell das an einen alten, buntcheckigen Flickenteppich undefinierbarer Farbe erinnerte. Der Schwanz abgefahren - da war nur noch ein Stummel. Das Gesicht - so beschrieb es Frau Tobler - voller Flecken. Auf den ersten Blick meine man, das Ding habe Katzenseuche. Beim zweiten Hinschauen verwirft man diesen Gedanken und meint zu wissen, dass Katze einfach nur irgendwo kopfsvoran in den Dreck gefallen ist und zu faul zum putzen gewesen sei. Erst bei genauem Hinsehen entpuppen sich diese Flecken im Gesicht als ... Flecken im Gesicht. Ist so, weil ist so. Katze sieht einfach so aus.



Frau Tobler stand als da, mit dem Bündel WÄÄÄHHH im Arm. "Bist Du aber eine potthässliche Katze!". Die Antwort war ein Schnurren und ein quietschiges MIAU.
"Dich will bestimmt niemand - so wie Du riechst und aussiehst - nein danke!" *NOCHLAUTERSCHNURRRRRRRRRRR* *MIAUUUUUUUUUU*.

Unterdessen kam die Frau vom Tierheim zurück. "So, für welchen Kater haben sie sich entschieden?" - und schaute sich in der Reihe der gelangweilt aus dem Felle schauenden Kater um. Frau Tobler musste nicht lange überlegen und zeigte auf das schnurrende Fellpaket in ihrem Arm. "Die hier!"
Das genaue Gegenteil von dem, was Heidi Tobler an und für sich avisiert hatte.

Kam also mit 2kg Katze nach Hause - und gestand sich immer wieder aufs Neue ein: Boaah - so ein räudiges Vieh!

Schaute man aber Heidi Tobler beim Erzählen in die Augen, dann sah man dieses heisse Funkeln von Zuneigung, von tiefster Zuneigung. Wie sie davon sprach, dass sie doch eigentlich einen autarken Monster-Kater gewollt hätte, bei dem ihr die Beine infolge seines Gewichtes einschlafen - und sie nun halt eine ober-unschöne Katze hätte, bei der ihr die Arme einschlafen, weil diese immer gestreichelt werden wolle.
"Bethli hat nun schon zwei kg zugenommen - aber in die Breite. Die wird immer klein und mickrig bleiben. Habe ihr nun für 500.-- Fr. eine Katzentüre auf Mass machen lassen. Da muss ich langsam aufpassen, dass Bethli da noch durchpasst. Phuuuu - ist das ein räudiges Vieh...!"

Wir haben Tränen gelacht ob ihren Katzengeschichten. Wie sie dann noch weiter ausführte, dass sie in einem eigentlich so wunderschönen Quartier wohnen täte ... so schön ... bis auf Bethli eben. Die sei kein Anblick .... so räudig. So eine tolle Katze! Der freche Siamkater, welcher ansonsten immer unberechtigterweise Heimrecht im Quartier eingefordert hätte, der tauche nun nicht mehr auf. Bethli würde für Ruhe sorgen. Der brauche man auch nur einmal zu pfeiffen - und sie käme angeschossen wie ein Pfeil. Schnurrend, mauzend, flattierend.

Und dass mit Bethli fix abgemacht war, sich das Bad, die Couch und das Bett zu teilen. Das Wohnzimmer und überhaupt - eigentlich alles. Ausser: "Der Küchentisch - der gehört allein mir!!". Bethli sah das aber nicht so, annektierte die eine Hälfte, legte sich der Länge nach hin und lässt sich da seither auch nicht verjagen. Ok ... "ab da teilen wir auch den Küchentisch".
"Wissen Sie" sagte Heidi Tobler beim Aussteigen "Bethli ist die erste Katze, die mich ausgewählt hat. Alle anderen waren arrogant, eitel und faul. Bethli ist eine Freundin durch und durch. Ein räudiges Vieh - ich liebe sie!"

Ich wünschte ihr, ihrer Familie und Bethli noch frohe Weihnachten und ein gutes neues 2010.
Und seither hoffe ich, sie nochmals anzutreffen.
Ich möchte mehr wissen und sie kennenlernen:

HEIDI TOBLER UND BETHLI

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