Sonntag, 1. November 2009

MEINE 3 MUSKETIERCHEN

Ich arbeite da, wo viele Andere gerne arbeiten möchten. In einem Familienbetrieb, der seinem Namen alle Ehre macht. Ist man mal Teil dieser Crew, gehört man eben zur Familie. Darauf bin ich sehr stolz. Es erklärt einen grossen Teil meiner Begeisterung und Freude hinsichtlich meiner Arbeit.
Ich muss mich wohl fühlen, muss glücklich sein, ausgefüllt - damit ich das Beste geben kann, was ich zu geben imstande bin.
Dazu brauche ich Menschen - nicht bloss Leute. Diese Menschen habe ich gefunden. 3 davon sind...

... "meine Küken" - die Lehrlinge - auf sie habe ich ein besonderes Auge gerichtet. Der mir angeborene Glucken-Instinkt bewacht meine "Kleinen" mit liebevoller Fürsorge und einem stetig wachen Auge. Vielleicht müsste ich der Gerechtigkeit halber noch anfügen, dass die Kleinen mich im Durchschnitt um eine gute Kopflänge überragen, mitten im Leben stehende Männer sind, 18 / 24 und 25 Jahre alt und bis auf den Jüngsten mittlerweile der Lehre entwachsen.
Nicht aber meinem behütenden Augapfel-Beschützer-Blick und dem besonderen Gefühl für sie.

Sie alle möchten bestimmt nicht ihren richtigen Namen hier lesen - ich nenne sie deshalb mit schelmischem Lächeln meine 3 Muske(l)tiere - Athos, Porthos und Aramis. Jeder meiner 3 Helden hat ganz spezielle Fähigkeiten, Charakterzüge und eine ausgesprochene Persönlichkeit.
Jedem Einzelnen meiner 3 Jungs möchte ich hier eine kleine Geschichte widmen - sie sind es wert. Es sind Menschen, auf die ich mich jeden Tag freue, die mich und mein Leben bereichern, die es mit viel Humor und Menschlichkeit verstehen, mich immer aufs Neue für sie einzunehmen.
Für jeden dieser 3 würde ich ohne mit der Wimper zu zucken durchs Feuer gehen, würde mich vor sie hinstellen, für sie da sein. Wer Böses mit "meinen" Musketierchen im Sinne hat - der muss erst mal an mir vorbei.
Soviel zur Ausgangslage.

Da wo ich ganz doll warm kriege, wenn ich an ihn denke - dass ist Athos. Athos ist ein besonnener, ruhiger, zurückhaltender Mann. Er ist einer der besondersten Menschen die ich kenne - und könnte man Menschen unter Artenschutz stellen - Athos Art müsste es sein. Um es ein wenig überspitzt zu sagen: Er ist zu gut für diese Welt. Er ist der Mensch, der niemandem je ein Leid zufügen würde, keiner Sache, keinem Tierchen, keinem Menschen - und vor allem ist er der Mensch, der einem soviel Vertrauen entgegen bringt, dass auch ihm niemand je was Böses tun könnte.
Die einen würden ihn vielleicht arglos nennen , ich finde das passt nicht - er ist für mich ein kleiner Held in dieser unserer Zeit, ein Mensch der keine Stacheln, Ecken und Kanten braucht, keine Gewalt und keine bösen Worte um seine Ziele zu erreichen. Er hat Gentleman-Eigenschaften - und allein dafür macht man ihm und seinem Wesen mit einladender Geste Platz - ich bewundere ihn, schätze ihn und habe ihn wahnsinnig gern, unter anderem genau deswegen. Er ist ein Gutmensch. Und von seiner Sorte müsste es mehr geben.

Seine Witze sind legendär, irgendwie vermasselt er immer die Pointe - vergisst sie, kommt zu früh damit raus. Wenn er mich zu erschrecken versucht - dann so sachte und mit vorsorgerischer Fürsorge, dass ich mich auf keinen Fall erschrecke. Er ist stets höflich und darauf bedacht, dem Anderen nie auf die Füsse zu treten. Und sollten seinem Temperament - welches so glatt ist wie die ruhende See, einmal völlig die Pferde durchgehen, dann tut er dies mit einer Bedachtheit die seinesgleichen sucht. Statt einem dann mit Anlauf auf die Zehen zu trampelt, tippt er leise mal dran und entschuldigt sich auch gleich dafür.

Ich lach mich noch heute schlapp, wenn ich an den Tag denke, als der Fax vermeintlich Faxen machte. Und alles wegen Athos. Ich werde mich nie ganz davon erholen. Was damals war, ist heute legendär und es vergeht nicht ein Monat, wo all das nicht irgendwie irgendwann aufs Tapet kommt und wir uns gemeinsam mit Athos diesem herrlichen Momente in der Erinnerung ergeben.

Athos kam zu mir nach vorne ins Büro - "Duuuuu, Sternenzauber, könntest Du mir mal bitte helfen? Ich muss da was durchfaxen, hab so was noch nie gemacht."
Seine treuen, samtigen, unschuldigen Bernhardineraugen schauten mich an - so dass ich gleich alles stehen und liegen liess, mich dem Wunsche meines Kükens Athos zuwandte. "Klar doch, gib mal her. Wir machen das jetzt zusammen".
Beide gingen wir rüber zum Fax, ich legte das Papier oben ein, wählte die Nummer die Athos mir sagte und drücke START.
Athos sah mir voller Bewunderung zu - der Umgang mit solchen Geräten ist ihm stets ein wenig suspekt und umso mehr ist er des Lobes voll, wenn ein Anderer damit umgehen kann (während er problemlos ganze Autos in ihre Einzelteile zerlegt, repariert und wieder instand stellt - als wäre es das Normalste der Welt).

Zurück zum Fax. Wie gesagt, die Nummer war eingestellt - und es machte TUUUUT TUUUUUT TUUUUUUUUT .... dann kam das berühmte Piepszeichen, das Papier wurde durch den Fax gezogen, somit auch übermittelt - kam unten wieder raus. Alles easy - meinte ich.
Athos Blick stutzte, seine Schultern zuckten sanft und fragend, über seine Lippen kam ein: '"Ojee. Da müssen war dann halt nochmal". Sah mich gross an - "gell, Sternenzauber - kann ja mal was schief laufen".
Öhhhhhhhhm?????? Ähhhhhhhhhhh??????
Ich schaute ein bisschen verwundert zurück - "Athos, da ist alles ok, der Fax ist durch". Athos entgegnete mir darauf, leicht verunsichert und mittelschwer konsterniert: "Das Blatt ist ja aber wieder unten rausgekommen.... ?!?!?!?!?!?!?!?!?!?!?!"

Erst da begriff ich!!!!! Mein Athos war der Meinung, dass der Kurierdienst der Faxologen das Papier ins Gerät einzieht, punktgerichtet in das komplexe Röhrensystem einschleust und mittels der berühmten FAX-Rohrpost-Kobolde zur angewählten Nummer saugt - wo das eingegebene Dokument dann auch zuverlässig ausgespuckt wird. So oder ähnlich.

Die nächsten Minuten gehörten alleine mir und meinem Lachflash. Anschliessend habe ich den ob meiner Reaktion nun doch grob irritierten Athos in die Geheimnisse der Faxologie eingeführt. Er findet das heute noch völlig unlogisch und erzählte gerade letzthin wieder begeistert von seiner Affinität zur Rohrpost - die er in seiner Bank stets aufs Neue bewundert.

Ich werde nie mehr faxen können ohne an Athos zu denken. Und zu lächeln.

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