Am Freitag ist es endlich wieder mal soweit: Familienbesuch in Deutschland!
Darauf freue ich mich immer, sehr - auch wenn die Reiserei nervt. Doch die Zeit die wir da verbringen, ist ganz besondere Zeit.
Meine Schwiegerfamilie, Freunde, Bekannte ... ich hab sie lieb.
Am Donnerstag Abend werden wir dann also unsere 7 Sachen packen, meine Habseligkeiten kommen in den kleinen schwarzen Koffer mit den silbernen Sternen drauf ... die ich mit Leucht-Glitzer-Glimmer-Stift selber draufgemalt habe ... Träumerle, ich.
Und am Freitag laden wir unsere Wilhelmine voll (für Noch-Nicht-Insider: Wilhelmine ist unsere grande dame, ein Mazda 626, schon gesetzteren Alters - aber noch immer rassig!) - und ab geht es, Richtung Düsseldorf.
Mein Schätzeli hat früher das Wort "raschmöglichst" doch sehr wörtlich genommen - mit unserem Wilhelminchen ist das nicht empfehlenswert. Nicht, dass sie nicht könnte - und wie sie kann! Bis 180 km/h hat er sie gedrückt - und da war noch Luft gen oben - sie hat geheult. Ich meinerseits hatte Angst, dass mir die Radkappen um die Ohren fliegen, der Keilriemen reisst, Lack zu bröckeln beginnt und es das Dach lupft. Seither gondeln wir mit Wilhelminchen- und Sternenzauber-verträglichen 120 km/h über die Strassen Deutschlands. Besser so.
Ich bin gewissermassen eine Angsthäsin auf der Strasse - eine ungeliebte Beifahrerin. Er sagt: Schisserin! Ab 130 km/h beginne ich nämlich die nichtexistente Bremse zu drücken, verstrebe mich mit Händen und Füssen am Chassis, halte mich an allen möglichen Dingen fest. Mein Blick wird leicht glasig, Atmung und Puls bedenklich schnell, Haare gesträubt, die Haut überzieht sich mit roten Flecken.
Und wehe, ein Auto drückt sich - für mich völligst unerwartet - gefühlte 1,368 cm vor unsere Wilhelmine ... dann schreie ich! Laut! Spitz! ÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄHHHHHHHHH!
Uiiiiii ... der ansonsten lammfrommste, gutgelaunteste, liebenswerteste und gutmütigste Schatz aller Schätzelis mutiert augenblicklich zu einer Furie. Ich werde mit dem bösesten aller bösen Blicke bombardiert - er greift sich ans Herz und bezichtigt mich allen Ernstes, sein baldiges Ableben zu forcieren. Seine weichen, so schön geschwungenen Lippen sind nur noch als bleicher Strich sichtbar...
Da heisst es dann aber für mich: OBACHT STERNENZAUBER! Ich bin für 5 Minuten mucksmäuschenstill, atme nur ganz flach und tue so, als sei ich gar nicht da. Jetzt bloss nichts riskieren! Ein falsches Wort - und ich mach ab der nächsten Autobahnraststätte Autostop! Sind 5 Minuten um, räuspere ich mich unaufdringlich. Wenn er DANN nicht durch die Nase schnaubt, lege ich probehalber mit der mir angeborenen Sanftmut meine Hand zärtlichst auf seinen Oberschenkel, streichle ganz sachte und frag mit Säuselstimme und Schmachtblick: "Scha-a-a-a-a-a-a-atz - geht es Dir gu-u-u-ut?"
Wenn er sagt: "Weib Du!" - und seine Hand auf die Meine legt, ist alles wieder paletti und Kater liebt sein Weib. Bleibt es aber still, zieh ich ganz schnell die Hand zurück und starte erst nach weiteren 5 Minuten einen Versöhnungsversuch. Dann ist wieder gut - und ich geb mir eine Heidenmühe NICHT mehr zu schreien. Höchstens im Notfall...
Kommen wir ohne Staus durch (...ich höre in meinem inneren Ohr meinen Schatz bitter-höhnisch lachen...), schaffen wir die Strecke in ca. 7 Std. ER möchte am liebsten in einem Ruck durchfahren - ICH brauche mindestens 2x einen latte macchiato ... und 3x ein Klo. Kaffee ist wassertreibend.
Irgendwann ist es dann aber vollbracht, wir parken vor unserem wunderschönen, kleinen Hotel. Uff! Geschafft!
Endlich wieder meine "neue" Familie umarmen - ich mag sie. Nein, ich liebe sie. Sie sind besonders, sie sind gerade heraus, sie sind herzlich, sie sind ehrlich. Sie haben mich liebevoll aufgenommen und wir schätzen uns gegenseitig.
Sie - meine Schwiegermami - backt die besten Waffeln der Welt und kann so wunderbar Geschichten erzählen! Und er - mein Schwiegerpaps - bei ihm lächelt mein Herz stets ganz besonders. Auch wegen ihm und für ihn schreibe ich diese meine Geschichten, weil ich weiss, dass er sie gerne liest. Es ist schön, wenn er lacht.
Meinen Schwiegereltern habe ich vieles zu verdanken - das Beste (zusammen mit meinen Kindern) sowieso: Ihn, meinen Schatz. Haben sie echt gut hinbekommen! MERCI!
Ach Du, ich hätte Dir so viel zu erzählen - von den Menschen die ich da kennengelernt habe. Von meinen Shoppingabenteuern. Von Currywurst und Schaschlik. Vom deftigen Rheinländer-Charme und heftigen Ruhrpott-Storys.
Doch dazu morgen mehr...
Wir lesen uns. Hier.
Gleicher Ort, gleiche Zeit.
Bist Du dabei?
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