Donnerstag, 5. November 2009

VON WEGEN EITEL!

Was kann ich denn dafür, dass mein Schätzeli gestern Abend früher nach Hause kam? Normalerweise schubst er seine Kugeln jeweils des Mitttwochs bis gegen 22.00h auf der Bahn rum. Und ich - ich gönne mir in dieser Zeit den ultimativen Wohlfühl-Schönheits-Wellness-Entspannungs-Aufpeppungs-Abend.

Erst mal mariniere ich solange in einem entschlackenden, straffenden, bindegewebeverträglichen und selbstverständlich feuchtigkeitspendenden Maharadscha-Bad, bis meine Fingerspitzen zu schrumpeln beginnen. Wohlduftende Blütenextrake glätten meine Seele, die Oberschenkel und Hüften. Gut so.

Bin ich dann erst mal in dieser Feelgood-Stimmung, dann gehts aber rund. Bei Grösse 46 heisst die Rundumbehandlung nicht nur so - sie ist es auch!
Nachdem ich also den Fluten entstiegen bin, wird meine Haarpracht einbalsamiert - die Pampe ist knallrot, garantiert mir aber dafür einen Seideneffekt mit Depotwirkung. Wunderbar sag ich da nur. Herrlich.
Auf die Zähne wird nun dieses ekelhaft riechende, klebrige Zahnweissgel aufgetragen - wer schön sein will, muss leiden.
Kaum stehe ich dann also im quitschgelben Bademantel, den roten Haaren und den schneeweissen Zähnen da, wird meine Gesichthaut mittels einer Art Schleifpapier babypopofein gemacht - um mir dann den Luxus einer sündhaft teuren Maske aus diesem hochkarätigen 3-Phasenprogramm mit dem Hauch Blattgold zu gönnen. Die Maske ist grün, die Goldpartikel schimmern punktuell dekorativ.
Ist dies alles soweit geschafft, klemme ich mir anschliessend Wattepuschel in diversen Regenbogenfarben zwischend die Zehen und lackiere die Nägel. Das Tüpfelchen auf des Sternenzaubers i.

So drapiere ich mich dann also mitsamt all dieser Farbenpracht aufs Bett, höre dazu schöne Musik, mache begleitend Beckenbodenmuskeltraining und lasse wirken.
Nach 10 Minuten reizt das Zahngel die Schleimhaut, der Haarbalsam ist soweit eingetrocknet dass ich an einen Igel erinnere - und gesichtsmaskenmässig ist das Stadium erreicht, wo bloss nichts mittels eines Lächelns irritiert werden darf ... weil das Ganze sonst zu bröckeln beginnt. Und glaube es mir - das ist nicht unbedingt ein Schritt in Richtung Stärkung des Selbstvertrauens...

Genau in diesem delikaten, persönlichen, intimen Moment - dreht sich der Schlüssel im Schloss und mein Herr und Gebieter tritt ein.
Meine wie seine Schreckensschreie lagen laut Schätzung der herbeigeeilten Nachbarn an der Grenze des Toleranzwertes.
Und dann sagte mein Schatz den verhängnisvollen Satz: "Frau, Du bist eitel!".

Bin ich üüüüüüberhaupt nicht. Bloss auf Optimierung und Ausschöpfung der Möglichkeiten - die da noch sind - bedacht. Das ist alles. Von wegen eitel!!!!

Als wir heute Morgen mit dem Roller wie gewohnt zum Bahnhof fuhren, musste ich - natürlich - nach dem Ausziehen des Helmes meine Frisur wieder richten. Mein Schatz sah grinsend zu und sagte: "Eitel!". Ich lächelte ihn vergebend an, küsste ihn - und legte neuen Lippenstift auf.

Während der ICE auf dem Perron einfuhr, habe ich in den spiegelnden Fenstern meine farbigen Haarfransen mit den Fingerspitzen nochmals nachgerichtet, mir zugelächelt - und darüber sinniert, wie mein Katerli bloss auf sowas kommt .... ich und eitel! PFFFF!

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