Donnerstag, 1. Dezember 2011

ALLER ABSCHIED IST LEICHT!

Nein - zugegebenermassen nicht wirklich. Sogar meistens nicht.
Aber gestern, gestern habe ich einen Abschied erlebt, der mir ... entgegen all dem was ich meinte zu denken ... leicht fiel. Sogar noch viel mehr ... mir fiel eine Last von den Schultern, vom Herzen, von der Seele.
Der Schlusspunkt.
Fertig.
Ende. Aus.
Komisch.

Gestern war offizielle Wohnungsabgabe. Ein Termin, welcher uns Schweizer stets bange ums Herz werden lässt. Zittrige Knie, patschenasse Schweisshändchen, Herzklopfen und Nervenflattern. Ganz im Gegensatz zu deutschen Landen, wo eine Wohnungsabnahme eine eher formlose Übergabe besenrein geputzter Räume ist.
Der Mieter dort entweder beim Einzug oder beim Auszug renoviert.
Hier, in der properen Schweiz, ist die Wohnungsabnahme / abgabe einer Charakterprüfung gleichzustellen. Jeder kleine Kratzer wird analysiert, jedes Fitzelchen Boden genaustens begutachtet. Alles muss lupenrein, stahlend schön, ungebraucht (und falls nicht: ersetzt oder repariert), hygienisch einwandfrei, klinisch sauber sein. Bis zu einem gewissen Grad ist dies ja auch völlig in Ordnung - Jede/r will gerne in eine saubere Wohnung einziehen. Aber dass der WC-Spülkasten spurenlos rein sein muss und man problemlos daraus trinken könnte (...falls man dies wollen würde ...!), dies scheint mir übertrieben. Alleine in den beiden Spülkästen habe ich 2 x 3 Stunden kopfvoran bis zu den Ellbogen gesteckt. Das WC-blau wegzukriegen ist nämlich gar nicht so ohne! Mit Zahnbürste und teilweise winzig kleinen Zahnzwischenraum-Flaschenbürstchen habe ich jede Schraube, jeden Hebel, jeden Winkel in diesem weissen Ding auf Hochglanz poliert. Im Wissen: hier trinkt nieeee im Leben einer draus! Gemacht musste es trotzdem werden.
Da ich jahrelang selber Wohnungsabnahmen gemacht habe, weiss ich genau, auf was es ankommt.
Wir hier haben auch fix eingebaute Küchen. Die bleiben. Und so eine Küche MUSS zwingend schier steril geputzt sein, sonst gibts es Ärger. Ergo tagelange Putzarbeit.

Den grössten Teil hat das von uns engagierte Team erledigt - und so ein paar Stunden meinereiner.
Habe ich schon erwähnt, dass mir die Knie, die Schultern und der Rücken weh tun? Ganz besonders die Knie.

Tja - und dann war es gestern also soweit. 11.00h.
Komplikationslos konnten wir die Wohnung unseren Nachmietern übergeben. Damit auch die Abwaschmaschinenbewilligung (ja, auch das ist eine Besonderheit in vielen Schweizer Haushalten - man braucht eine Bewilligung um eine Abwaschmaschine installieren zu dürfen. In unserer Ueberbauung hatte nur ich, als ehemalige Hauswartin, diesen Sonderstatus. Den Sonderstatus, den durfte ich weitergeben - ansonsten verfällt die Bewilligung). Eine Waschmaschine hat übrigens KEIN Haushalt - wir Mieter haben im Keller eine Gemeinschaftsmaschine. Ja, so ist das hier.

Nach Unterschrift unter das Protokoll verliess ich schier fluchtartig die Wohnung, das Haus, die Überbauung.
Dabei hatte ich doch noch am Morgen den Fotoapparat eingepackt - wollte noch den Abschied im Bilde festhalten. Aber nein, ich wollte dann ganz bewusst irgendwie doch nicht. In mir weigerte sich alles. Und erst diese Erleichterung, als all die vielen Schlüssel samt und sonders übergeben waren!
Kein Blick zurück - und sogar die alten Namensschilder schmiss ich noch an Ort und Stelle in den Müll.
Weg. Weg. Weg.

Es ist geschafft!
Es ist vollbracht!
Und jetzt ...

... ENDLICH NACH HAUSE GEHEN!

7 Kommentare:

et von roundaboutme hat gesagt…

Durchatmen und neu booten :) im neuen Haus. Willkommen zuhause!

Drei Schwäne hat gesagt…

Das ist ja der Wahnsinn, wie das in der Schweiz abläuft, aber gut. Für heute habe ich dann wieder etwas gelernt. Ich wünsche Dir einen guten entspannten Rücken-, Knieschonenden Start in der neuen Wohnung.

Vorweihnachtliche Grüße
Melanie

alice hat gesagt…

ich höre noch heute, obwohl es viele viele Jahre her ist, und mein erster Umzug, die Frau bei der Wohnungsabnahme sagen:

"Muesch nid säge, hesch putzt, wenn du nid hesch putzt!"

Das ist haften geblieben und danach wurde von mir auch jede Wohnung lupenrein geputzt, so, dass man nicht ein kleinstes Fleckchen mehr gefunden hat. Backofen und Co zum Beispiel mit Wattestäbchen gereinigt...

Ich freu mich, dass ihr es geschafft habt! Und ich wünsche euch nun einen ganz tollen Neuanfang in eurer Villa! Habt es schön dort zusammen!
Liebe herzliche Grüsse
Alice

Dodo hat gesagt…

Tja, ich wäre durchgefallen! Ganz bestimmt. Aber ich habe geputzt, Stunden und Tage lang und dies ohne Team. Von lupenrein keine Spur. Sorry. Brauchbar halt, das war in der kurzen Zeit - die doch zu Beginn sooooo lang ausgesehen hatte - nicht mehr besser möglich. Und ich war glücklich, als meine Mieterin sagte, jaja, das geht schon, ist kein Problem, ich weiss ja...

Und wenn ich dich so lese, dann kommen auch mir diese Stimmen in den Sinn von damals, als ich noch meine Schwiegerverwandtschaft zum Putzen meiner Wohnung einlud... wohl deshalb habe ich lieber selbst geputzt.
Und ja, auch ich war froh und wollte nur noch fort. Verstehst du, gell. Willkommen zu Hause. Meins ist es nicht mehr. Irgendwie.

Mein neues Zuhause hat gar niemand geputzt. Da steckt noch der ganze Staub von 30 Jahren drin, kommen Dinge zutage, die ich von damals schon kenne. Was soll's. Ich bin zurück und wieder daheim. :-)

Sternenzaubers Geschichtenhimmel hat gesagt…

Liebe Dodo - eigentlich habe ich ja gar keine Zeit zum schreiben :-), aber Dir MUSS ich kurz antworten.
Ich bin nämlich ganz schön stolz auf euch, auf uns ... wie wir gemeinsam ins Ziel gekommen sind. Jeder hat sein Allerbestes gegeben. Und ich weiss, wie sehr Zahnfleisch das gekostet hat. Und Nerven. Und und und.
Nein, Du bist nicht durchgefallen. Ich sehe uns ein bisschen als Team - und unsere Möglichkeiten. Diese wurden ausgeschöpft. Es war ok, ja wirklich. Das Resultat liess sich sehen, jawoll.
Und das Beste: Wir können zusammen reden. Das gilt. Es war alles im Rahmen ... ich war, ich bin glücklich.
Ja, ich verstehe Dich gut. Sehr gut.
Ich habe das Gefühl, WIR verstehen uns. Das scheint mir wesentlicher als die sauberste aller sauberen Wohnungen.

Von Herzen. Und danke.
Fränzi Sternenzauber

Ismiwurszt hat gesagt…

Öhm, also, ich fürchte, in der Schweiz würde ich NIE umziehn. Jessassgohd! Nö, datt geht gar nich. Ich un lupenrein sin zwei Dinge, die irgendwie so überhaupt nich konform gehn. Bei mir is datt eher so datt "Paßt scho"-Prinzip....
Aber ich freu mich für Dich, dass diese Prüfung bewältigt is un Ihr nu so richtig zuhause angekommen seid.
Un denn schickste mir noch Deine neue Adresse, ja? *Schrei*!
Bussi!

Frierefritz hat gesagt…

Oh je, und ich dachte schon Deutschland wäre pinibel, genau und korrekt! Interessant, was es alles gibt. Sicher gibt es auch Pläne, wer wann waschen darf, wie lange, welche Wäsche an welchem Tag, wo wieviel getrocknet werden darf, wann die Briefkästen zu leeren sind... nein, Spaß beiseite, ich bin ehrlich überrascht.
Dann nochmal alles Gute, werdet in den neuen Wänden glücklich!
LG Ute

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