Mittwoch, 28. April 2010

WIE VERKAUFT MAN TROTZ WERBUNG?

Liebe Werbemenschen und solche die denken, sie wären es:

Heute Morgen, beim Duschen, ist es mir wieder aufgefallen. Ich habe da so ein Lieblingsduschzeug. Es pflegt die Haut ganz wunderbar, macht seidenweich und duftet gut. Trotzdem stelle ich es immer hinter die 3 anderen Duschmittel die da heissen: "Magnolia & Silk", "Aphrodite" und "Un jardin sur nil". Warum: Es heisst schlicht und ergreifend: "PRO-AGE".

Ist ja gut und recht - es will die extra pflegende Wirkung der anspruchsvollen Haut benennen - ich sehe da vor meinem inneren Auge auch die Werbung dazu: die attraktive Dame mit dem Kurzhaarschnitt in silbergrau, altersmässig nah an der AHV-Grenze stehend und mit dem Mute der Verzweiflung in die Kamera lächelnd. Wäre ja total in Ordnung. Aber muss das alles immer so einen angestaubten Touch haben? So, dass ich beim Einkauf der PRO AGE-Artikel das Zeug ganz unten im Warenkorb verstaue und an der Kasse das 12-Pack Klopapier verschämt darüber leg?
Klar - ich bin 48 und ein bisschen mehr als "Sunny Melon" erwarte ich von meinem Duschmittel - aber "PRO AGE"? Mir fehlt bei diesem Produkt wirklich nur noch der Gutschein zum Probetag im nächstgelegenen Altersheim!


Dann kürzlich, das muss ich euch unbedingt erzählen - ich fühlte mich kränklich. Das war kurz vor dem Noro-Virus und gleich nach der hartnäckigen Erkältung. Wankte leicht fiebrig angeschlagen zur Apothekerin meiner Wahl und hauchte heiser um Hilfe. Die Apothekerin - sie ist eine äusserst Nette und Kompetente - kam mit dem Mittel ihrer Wahl wieder:
OSCILLOCOCCINUM. Wer dem (zugegebenermassen guten) Mittel seinen Namen gegeben hat, den sollte man in Beugehaft nehmen! Das kann kein Mensch aussprechen. An und für sich hätte ich dieses Mittel gerne in meiner Hausapotheke - aber bevor ich DAS in der Apotheke vortrage, man mir dann stillschweigend die Adresse eines guten Logopäden in die Hände drückt oder mich für intellektuell eingeschränkt hält, werde ich doch lieber krank.

In den Sinn kommt mir auch der nette Herr - den ich zu Unrecht des Jux-Telefones bezichtigt habe. Der arme Mann war aber nur Angestellter eines Call-Centers und damit beauftragt, irgendeinen Anti-Wespen-Spray unter die Menschheit zu bringen. Mein Telefon hat geklingelt, ich meldete mich "Autohaus XY, Frau Sternenzauber am Apparat - wie kann ich Ihnen helfen?", so meine Ansage.
Ich hörte wie jemand tief Luft holte. "Nicht SIE können MIR helfen - ICH kann IHNEN helfen!" - trompetete es durch die Leitung.
Ich: "Ah ja?"
Er: "Aber klar doch - (und dann ganz verschwörerisch), Sie haben bestimmt schon davon gehört, dass uns diesen Sommer eine regelrechte Wespenplage bevorsteht. Gefährlich für Alle, die unter Allergien leiden. Und - bitte schön, unter uns - wer leidet heute NICHT unter Allergien?"
Ich: "Öhhhh - nö, hab nix gehört. Und allergisch bin ich auch nicht".
Er: "Ist denn das die Möglichkeit (in weit überhöhter Lautstärke), da kommt im Sommer eine richtige Gefahr auf uns zu! Sie MÜSSEN handeln! Jetzt!"
Da hatte ich das erste Mal den Verdacht, auf die Schippe genommen zu werden. Es kribbelte in meinem Bauch, ich begann leise zu kichern.
Er: "Unterschätzen Sie das nicht. Die Lage ist ernst! Wespen sind gefährliche Tiere!"
An dieser Stelle bin ich in schallendes Gelächter ausgebrochen, habe japsend gefragt, von welchem Radiosender er sei und ob ich jetzt live auf Sendung bin.
Da konnte der arme Mann auch nicht mehr, stimmte in mein Gelächter mit ein. Als sich die Lage wieder ein bisschen beruhigt hatte und sowohl er wie ich wieder Herr unserer Stimme waren, meinte er lapidar, dass wir Beiden wohl eher nicht ins Geschäft kommen würden, er mir noch einen schönen Tag wünschen würde. Und Tschüss!
Der "Erfinder" dieser Super-Dooper-Wahnsinns-Werbekampagne muss das Skript dazu spät am Abend, nach mehreren Gläsern Hochprozentigem, im Delirium geschrieben haben. Anders kann ich es mir nicht erklären.


Extrem wunderschön finde ich die darmanregende Werbung der linksgedrehten Bifidusbakterien in Joghurt der Extraklasse. Die leidenden Menschen mit Blähbauch. Welch flatulenzielle Pein! Man beachte die tiefen Sorgenfalten über dem angespannten Jeansbund! Und dann das erlösende Lachen, nach 2 Wochen. Verdauung gut - alles gut.
Das ist ja prima! Muss ich mir merken! Hätte ich das früher gewusst!! Wie konnte ich mich bloss über den Verlust von Computerdaten der letzten 2 Monate aufgrund des Compiabsturzes so ärgern? Wo meine Verdauung doch so prima klappt! Verdauung gut - alles gut! Werbung sei Dank!


Gerne hätte ich genau an dieser Stelle Werbung in eigener Sache gemacht. So im Sinne von "STERNENZAUBER ist, wenn man trotzdem lacht".
Dies lasse ich angesichts der oben getätigten Aussagen und guter Verdauung aber besser bleiben.

ODER?

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