Freitag, 16. April 2010

TANGA, BLEICHMITTEL UND EIN SCHWULER PAPAGEI

Heute war ich beim Frisör. Und Frisör ist immer gut.
"Du siehst aber gut aus" - so meine Fabienne, als ich den Salon betrat. Einfach schon nur deshalb sind Frisörbesuche oft besser und launeaufhellender als jeder Besuch beim Therapeuten. Ich sah nämlich heute Morgen so aus, als hätte mich eine Kuh wiedergekäut. Mehrfach. Voller Inbrunst.

Es sind die Nachwehen von gestern, vom Match. Der war nämlich sensationell gut, meine Mannen müssen irgendwie Mehrfachzünder ins Mittagessen gemischt bekommt haben. Anders kann ich mir dieses Schnellzug-Eishockey nicht erklären. Die Genfer haben irgendwann enorm Frust geschoben ob des Spielverkaufes - und diesem Ärger haben sie mittels Boxeinlage Luft gemacht. An und für sich habe ich ja gegen eine gepflegte Auseinandersetzung nichts. Handschuhe wegschmeissen und sich Mühe geben, dem Gegner das Spielershirt über den Kopf zu ziehen und so seiner Dominanz ein Bild geben - das ist in meinem Verständnis eines emotionalen Hockeymatches inbegriffen.
Wäre es damit getan gewesen, hätten die Zuschauer nicht ihre gute Kinderstube vergessen und Becher, Feuerzeuge - sogar ein Handy habe ich gesehen - laut protestierend aufs Eis geschmissen. Insbesondere das äusserst unfaire, unsportliche Verhalten dieses einen Genf-Servette-Spielers - das war zu viel des Schlechten. Viel zu viel. So eine Frust-Beule aber auch!
Selbst ich liess mich von seinem unterirdischen Verhalten hinreissen und haben diesem Herrn Wörter aufs Eis geworfen, für die meine Jungs früher Zimmerarrest und Streichen des Taschengeldes kassiert haben. Ich habe mich verbal übergeben.
Mir war gerade danach.
Anyway - den zweiten Punkt haben wir im Trockenen und die Mannschaft hat eine eindrückliche Meistervorstellung gegeben. Meine Nerven waren zum Zerreissen angespannt, ich schrie mich heiser und klatschte mir die Hände taub. Minutenlang stand standen wir alle im Stadion und applaudierten - angesichts so einer Leistung bleibt einem treuen Fan gar nichts anderes übrig. Sogar die La Ola-Welle ging durchs Stadion. Gänsehautfeeling.



Die Emotionen schlugen ergo meterhohe Wellen und ich war nach dem Matche fix und alle. Irgendwann um Mittenacht waren wir dann zu Hause, noch immer zitterten mir die Hände vor lauter Aufregung und Freude. Der Schlaf war gut, aber auch da vom Matchfieber geprägt, unruhig. Ist aber auch schwierig, wenn man im Traum dauernd Pässe geben muss und Schüsse abwehrt. Was für ein Krampf!
Entsprechend heute mein Spiegelbild. Durchgekaut, bleich, leicht hohlwangig, stimmlos, durch genudelt, noch immer nervös und vor allem ... müde.
Hatte grade eben noch 20 Minuten Zeit, mich tageslichttauglich her zu richten, dringend nötige Optimierungen zu realisieren. Das Make-Up war ein Hauch zu dunkel und der Puder legte sich in den Fältchen der Augen quer und betonte uncharmant die dunklen Augenringe. Die Haare auf Sturm, der Blick verschleiert.
Und Fabienne sagt - wirklich glaubhaft - "Du siehst heute richtig gut aus". Fabienne, Du bist eine wahre Freundin!

Ich genoss die Vorzugsbehandlung einer Kopfmassage und gab mich dem entspannenden Ambiente hin.

Meine Stimmung forcierend, erzählte mir Fabi vom Mini-Pig "Tanga", das sich mit zunehmenden Rundungen in der Katzentüre verfing, laut fordernd um Hilfe quiekte und trotzdem nicht davon abliess. Bis besagtes Minischwein irgendwann mal mit der rausgerissenen Katzentüre um den Bauch im Garten rumspazierend gefunden wurde. "Tanga" heisst übrigens nicht umsonst "Tanga" - ihr beliebtestes Kleidungsstück beim im Waschzuber wühlen. Kleidet sie anscheinend äusserst gut - quer wie eine Augenklappe über das Rüsselgesicht gezogen - wie ein Pirat. So ein Schwein!


Als hätte ich mich da nicht schon schön gelacht, bekam ich noch die Story vom schwulen Papagei vorgesetzt. Er, der sich unsterblich in den Freund ihrer Mutter verliebt hat und mit allen erlaubten und unerlaubten Mitteln um diese Liebe kämpfte. Ich sage nur so viel, dass die Familie viele ungewollte Piercingnarben davon trug.
Der Papagei war dann leider nicht mehr tragbar und lebt heute in einem Altersheim. Lernt den Leuten da das Fluchen und ist drauf und dran, sich in den einen Pfleger zu verlieben. Halleluja!

Als ich 3 Stunden später frisch erblondet und getunt durch die Gassen meiner Stadt bummelte, war ich fast wieder wie neu. Mein Innenleben so hell wie die Haare auf dem Kopf.

SCHWEIN GEHABT!

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