Montag, 12. Oktober 2009

MORGEN-GRAUEN

Unser Morgen beginnt kurz vor 5, da hüpft mein Handy unangemessen munter und vorlaut-fröhlich auf dem kleinen Tisch neben meinem Bett und trällert uns gemein-beschwingte Töne um die Ohren, reisst uns aus dem Schlaf.
Ich taste mich dann, so schnell die Tageszeit es zulässt, zur Quelle des Lärms vor, drücke auf Wiederholen, bewege mich der frühen Tageszeit angemessen langsam zur rechten Betthälfte rüber, kuschle mich in die Wärme meines Schatzes und blende für 10 Minuten den Klingelton aus.

Wobei … hier muss ich schon die erste Textkorrektur anbringen. Es betrifft den Satz, „bewege mich der frühen Tageszeit angemessen langsam zur rechten Betthälfte rüber“. Diese Tatsache ist an und für sich richtig – mit der Einschränkung: Mein Augenstern hat zugegebenermassen noch gewisse Single-Allüren, deren Bekämpfung sich als nachweislich hartnäckig erweisen. So betrifft dies auch die Aufteilung der Betthälften. Rein theoretisch gesehen, würde ich meinen, dass 90cm unseres 1.80m breiten Bettes mir gehören.
Aber eben … rein theoretisch. Der beste aller Männer hat folgende Taktik entwickelt: Beim Einschlafen lullt er mich mit Streicheleinheiten ein, wiegt mich in Sicherheit und gewährt mir in dieser Phase auch den mir zustehenden Bettanteil. Soweit – so gut.
Das nachfolgende Szenario ist aber in seiner Dreistigkeit kaum zu überbieten: Kaum bin ich schnurrend eingeschlafen – werde ich gaaaaaanz sachte zur Bettkante buxiert, das hat mittlerweile schon System!
Kaum dass ich mich dann instinktiv am äussersten Ende der mir zugewiesenen 20cm Bettkante festgekrallt habe, legt ER sich mittig in die verbleibenden 1.60m Bett, die Beine und Arme weit von sich gestreckt. Er schläft immer herrlich. Wen wundert es, dass ich mir ob dieser Ungeheuerlichkeiten Nacht für Nacht sämtliche Kissen zu mir rüber sammle, um wenigstens meinen Kopf angemessen weich zu betten…? Hä?!!

Anyway… ich probiere mir verständlicherweise zumindest für die letzten 10 Minuten noch ein bisschen Bett, Wärme und Decke zu ergattern … und dann dudelt das Ding zum zweiten Mal. Jetzt gilt es aber ernst.
Während Schatz noch unverständliche Wortfragmente von sich gibt, richte ich mich schon mal vorsichtig auf. Schlüpfe in meine quietschpinkfarbenen Plüschschluppen von IKEA, die mich immer an Yeti erinnern. Ich staune immer wieder, wie mein inneres Navigationsgerät mich zielgerichtet durch die Diele Richtung Bad steuert. Da schaue ich dann zum ersten Mal in den Spiegel. Und genau in diesem Moment ist mir auch der Titel dieses Posts eingefallen. Morgen-Grauen.
Na ja. Ich schütte mir dann 3 Hand voll kaltes Wasser ins Gesicht, schüttle mich wie ein nasser Pudel und staune ob den Entfaltungsmöglichkeiten, die mein Anblick mir bietet. Doch das ist ein Insider – und ich bitte die Leser, diese Information auch entsprechend diskret zu behandeln.

Meine quietschrosa Puschen schlurfen mich dann rüber zur Küche, wo ich zu meinem eigenen Erstaunen den ON-Knopf der Kaffeemaschine stets auf Anhieb finde. Ich scheine prima darauf konditioniert zu sein (…und werde zu gegebener Zeit über meine Kaffeesucht schreiben..).

Und ab da geht’s bei mir steil aufwärts. Am liebsten hätte ich das Zeug ja intravenös – mit Dauerzugang. Und Espressotropfen für die Augen. Koffeinshampoo gibt’s ja bereits .Kaum hab ich den ersten Schluck Kaffee intus, sieht die Welt schon wieder bunt aus. Selbst der Anblick meiner Haare – er erinnert doch sehr an ein geplatztes Kissen – kann mich nicht mehr umhauen. Und siehe da, meine Laune stellt sich mit den quietschrosa Schluppen auf die gleiche Stufe. – der Tag kann kommen, ich renne ihm mit HURRA entgegen.

Im Gegensatz zu ihm, meinem Liebsten. Ihm bereite ich den Kaffee wie er ihn gerne möchte – schön viel Zucker und nur einen kleinen Schuss Milch. Und bloss nicht zuviel plaudern beim hinstellen. Mein Mitteilungsbedürfnis kurz nach 6 ist enorm. Erklärt sich selbstredend aus den 6 Stunden Schlaf, in denen ich ruhig war. Mir plaudert es dann munter drauf los, ich kann in diesen früher Morgenstunden ohne mit der Wimper zu zucken die Welt neu erfinden.
Alleine die steile Zornesfalte auf Schatzes Stirn hält mich jeweils davon ab, ihm ausführlich davon zu berichten….. *duckundleisedavonschleich*. 

Zugegeben – es gibt schönere Dinge als den Morgen.
Aber – und nun kommt es – möchte ich Dir, Katerli, sagen: Ich geb Dir trotz allem gern die 1.60m vom Bett ab. Ich geniesse einen jeden neuen Tag, an dem ich am Morgen neben Dir erwache. Das Leben macht Spass mit Dir! Ich liebe Dich!

Und sollte ich wider Erwarten des Morgens zu laut, zu mitteilungsbedürftig, zu gutgelaunt sein – verschliesse mir meinen Mund ganz einfach mit einem Kuss.
Einem Deiner Mhhhhhhhh-Küsse. Bitte. Komm her! Sonst plaudere ich…!

Gibt es schönere Momente als den Morgen….?

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