Ich erzähle Dir heute aus der Zeit vor 6 Jahren - als ich, 2 Monate vor meinem 42. Geburtstag und nach über 20 Jahren Ehe plötzlich da stand: Mann weg, Geld weg, Perspektive weg.
Frau, 42, Verlassen. AUTSCH!
Und mit diesen Tatsachen ging dann auch ein gutes Stück Selbstwertgefühl über den Jordan.
Ich kam mir damals in etwa so überflüssig vor wie der Staub unter dem Teppich. Hatte die Ausstrahlung eines toten Esels - und auch etwa dessen Wirkung. Die trüben Oktober-Herbsttage wirkten sich nicht unbedingt sonderlich erhellend aufs angeschlagene Gemüt aus und als ich mir den kleinen Zeh 3-fach an einem "seiner" Umzugskartons brach ... da war dann nicht mehr viel von der Aura der Sternenzauberfrau übrig ... Sterne sterben still. Man sieht nur ihr letztes, spektakuläres Aufglimmen - dann ist es dunkel am Himmel.
Aber irgend so ein kleiner Sternenfunken hat sich wohl damals retten können und....
....nach 3 Wochen des Katzenjammers, des langsamen Verglühens - alleine mitten im Orkan der Gefühle - kriegte ich so langsam wieder Funkverbindung zu meinem ICH. Der kleine, übriggebliebene Sternenfunke hatte ein paar kleine Fehlzündungen, wischte sich dann aber die letzte Sternenstaubträne aus dem rechten inneren Sternenwinkel, hustete, schneuzte sich, zog tief die Luft ein und stellte sich fortan wieder stolz an den Himmel.
Guten Willens, wieder zu leuchten und weit sichtbar zu sein.
Klartext:
Ich stellte mich vor den Spiegel, lächelte mir zögerlich entgegen und erforschte das Spiegelbild. Meine strassenköterblonden Haare mit den vielen Mèches ... zu bieder. Die Augenschatten ... zu dunkel. Das Lächeln ... noch nicht ganz wie früher, aber auf dem besten Weg dazu. Die Lippen ... blassrosa. Kleidung ... kein Pfiff.
Alles in allem: Frau, Du brauchst eine neue Frisur, neue Farben, neue Energie ... und neue Inspiration!
Gesagt - getan: Ich vereinbarte einen Termin beim Frisör - und gleich noch einen bei der Kosmetikerin, leistete mir eine neue Garderobe und ein paar flippige Accessoires.
Der nächste Tag sollte also mein Glückstag werden. Seit langem wieder mal einer ....
Ich erinnere mich soooooo gut. Nicht nur Äusserlich herausgeputzt - nein, mit poliertem Selbstvetrauen, energetisierter Persönlichkeit und gestärktem Charakter wandelte ich anschliessend durch die schönen Gassen der Berner Altstadt.
Habe mir in den spiegelnden Schaufensterscheiben zugelächelt, in einem Strassencafé die wärmenden letzten Herbstsonnenstrahlen genossen, mir ein Vermicelle gegönnt und sogar mit dem Kellner geschäkert. Juhiiii! Das Leben hatte mich wieder, zurück aus der Versenkung, keinen Tag mehr verschenken. Leben!
Ich war also wieder auf Sendung, meine Antennen gerichtet und auf Empfang.
So lustwandelte ich zufrieden gen Bahnhof, wartete da auf das Tram. Der Mann mit dem blonden Lockenkopf und den strahlendblauen Augen fiel mir auf, er lächelte mich derart herzig und herzlich an, dass ich mich erst umdrehte um zu schauen, ob wirklich ich gemeint war. Ja! ICH! *FEELGOOD!*
Der Zufall wollte es, dass wir in die gleiche Strassenbahn einstiegen, er liess mir sogar galant den Vortritt. Ich suchte mir einen Stehplatz, Blue-Eye stand gleich hinter mir.
Kaum ruckelte das Tram an, spürte ich die leise Berührung. Mein Puls tanzte Cha-Cha-Cha, das Blut schoss mir ins Gesicht und die Kniekehlen waren wie Pudding! Oh! Im Vollblutweibe pulsierte wieder der Lebenssaft! Es war ein gutes Gefühl. Und ich genoss es. Sichtlich.
4 Haltestellen ... oder sollte ich doch gleich bis Endstation durchfahren...?
Seine Hand nestelte seitlich an meiner Jeans - ein bisschen unbeholfen, aber herzig. Ich mag das eh nicht, diese glattgeleckten Draufgänger. Seine Aufregung war deutlich zu spüren.
Mein kurzer Blick nach hinten - zu ihm - sollte ihn ermuntert. Er schaute mich ein bisschen verlegen an, lächelte dann aber strahlend zurück. Zwischen der 2ten und 3ten Haltestelle wurde er wagemutiger, streichelte mich über dem Knie, zögerlich - aber immerhin. Kurz nach der 3ten Haltestelle kam dann der Exploit - er tätschelte mich ... am Poooooo!
Ich zog die Luft hörbar scharf ein und begann in meiner Handtasche rumzunesteln - schliesslich musste ich in 20 Sekunden aussteigen - suchte verzweifelt nach einer meiner Visitenkarten. Die wollte ich dem Lockenkopf, frivol lächelnd und mit halbgeschlossenen Augenlidern, wortlos ins Jacket stecken - ihm einen Blick voller Sinnnlichkeit, Gluthitze und Verlockung schenkend.
Ich - LA FEMME FATALE!
3....2....1.....ich drehe mich um, zu Allem bereit. Doch: mein Blue-Eyes-Boy stand längst an der Türe, zum Aussteigen bereit...!?!?
Mein Blick ging hinunter zum Buggy neben mir, wo ein ca. 15 Monate alter Bengel sich die Zeit damit vertrieb, die um ihn herum stehenden Menschen zu streicheln, tätscheln, kneiffen und an den Hosen zu zupfen.
FAZIT: ANTENNEN MÜSSEN NACHJUSTIERT WERDEN......! SUBITO!!!!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen