Mittwoch, 9. November 2011

2 X KAKTUS, 1 X ROSE

Erst mal habe ich heute wieder die freudige Freude, einen neuen Stern am Geschichtenhimmel begrüssen zu können!Herzlich WILKKOMMEN, liebe ELA! Hab Spass an den grossen und kleinen Geschichten meines manchmal ganz schön chaotischen, sehr lebendigen Lebens.
Schön bist Du da!

Gestern sind mit gleich 2 Kaktüsser (für Kinder: Kakteen) über den Weg gelaufen. Manchmal staune ich ob der Impertinenz, der Ignoranz und absoluten Gefühlslosigkeit gewisser Leute. Ich komme immer wieder zum Schluss, dass es im Gegensatz zu Menschen eben auch Leute gibt. Zum Glück sind die in der Minderheit - aber sie haben in meinem Wutempfinden eine lange Halbwertzeit und empören mich nachhaltig.
Da melden sich bei mir zuweilen niedere ... ja niederste Instinkte! Und ich finde - sogar zu Recht.
Ich freundliches, anständiges Wesen. Ich sozusagen gewaltpotentialfreie Zone ... ich hab dann zuweilen Mord- und Meuchelgedanken Klasse "nicht unter 18 Jahren und nur für starke Nerven".

Kaktus Nr. 1:
Kurz nach 06.30h, ich wartete gestern in Bern auf mein Tram Richtung Büro. Mit mir so einige andere Menschen, unter anderem ein älterer Mann im Rollstuhl. Die Berner Trams sind teilweise noch so konzipiert, dass der Schaffner aussteigen und eine Rampe ausklappen muss.
Per Zufall stand gerade ein Angestellter von BERN MOBIL an der Haltestelle und beäugte bereits miesepetrig den Rollstuhlfahrer. Der Mann sah Arbeit auf sich zukommen. So war es denn auch. Tram hielt - der Rollstuhlfahrer wartete geduldig. Während sich Tramschaffner und Kollege sichtlich den Ball gegenseitig zu- und wieder wegschoben.
Augenrollend setzte sich dann der eine Angestellte in Bewegung, klappte die Rampe auf und stand da wie bestellt und nicht abgeholt. Der Mann im Rollstuhl war dann gezwungen zu fragen, ob er ihm denn bitte helfen würde und ihn auf die Rampe helfen könnte. Was wiederum sehr widerwillig verrichtet wurde - der hat den Mann so richtig mit Wut und Anlauf in das Tramabteil rein geschubst. So sehr, dass der bremsen musste, ansonste wäre er Mitfahrenden in die Beine gebrettert.
Trotzdem sagte er "DANKE". Der Angestellte BERN MOBIL ging in diesem Augenblick grad vor mir durch und ich hörte ihn verächtlich "Krüppel!" murmeln.

Und da - genau in diesem Augenblick brach bei mir der Höflichkeitsdamm, ich packte den Herrn am Ärmel und schmetterte ihm empört und laut mitten in sein unfreundliches Gesicht, dass der Herr im Rollstuhl zwar an den Beinen behindert sei ... "ganz im Gegensatz zu Ihnen, SIE sind verkrüppelt im Kopf, im Herz, in den Gefühlen und in der Seele. Sie sind - so gesehen - ein richtig armes Schwein!".
Bei sowas kann ich mich nicht zurückhalten. Und ehrlich gesagt ... will ich auch gar nicht!

Kaktus Nr. 2:
Bekannterweise unterhalte ich hier in der Garage das Büro alleine. In jeder Hinsicht. :-).
Wenn mein privates Handy ruft, kann ich dem nicht immer entsprechen ... weil zum Beispiel Kundschaft am Tresen steht, ich grad ein Telefongespräch führe, einfach anderweitig beschäftigt bin. Gestern tutete dann also mein Handy, ich kannte die Nummer nicht - aber momentan kann es sein, das betreffend Umzug Anrufe reinkommen - und so nahm ich mir die Zeit den Anruf entgegen zu nehmen. "Guten Tag Frau Sternenzauber, bestimmt haben Sie schon davon gehört dass die Zeitung XY ihr Angebot ausgedehnt ..." -  "Guten Tag Herr Sowieso, entschuldigen Sie bitte dass ich Sie unterbreche, aber ich bin auf der Arbeit und habe grad keine Zeit - könnten Sie mich vielleicht über den Mittag oder am Abend anrufen?". Worauf der nette Herr deutlich hörbar in den Hörer schnaubte, das Handy in meiner Hand eiskalt wurde und sich mit einer Eisschicht überzog, während der "nette Herr" mindestens 2 empörte Oktaven höher mich belehrte: "Halllloooo - dieses Akquisegespräch nimmt nicht mal 5 Minuten Ihrer sooo wertvollen Zeit in Anspruch und Sie wimmeln mich einfach ab?! Wollen SIE etwa über meine Zeit bestimmen?".
Ok - Höflichkeitsdamm Nr. 2 war jetzt vielleicht aufgrund des Dammbruches vom Morgen bereits ein bisschen instabil. Und möglicherweise befinde ich mich sogar in einem biorhythmischen Tief. Aber ich erteilte ihm - dem Höflichkeitsdamm - nichts desto trotz die Lizenz zum sofortigen, lustvollen Brechen.
Neneneeee - so nicht mit mir!
"Herr Sowieso - wenn ich Ihnen was sagen darf ... und auch wenn ich es nicht darf, ist mir nämlich grad schnurzpiepegal ... Sie sind der grottenschlechteste Verkäufer der sich jeeeeeee in meine Telefonleitung verirrt hat. Nicht nur haben Sie kein Talent, Sie haben keine Manieren. Und ihr Können reduziert sich auf einen Fliegenschiss! Und erst noch haben Sie eine total unsympathische Stimme. Und jetzt - RAUS AUS MEINER LEITUNG! Aber sofort".
Plöpp.

Ja, das war ich! Kaum zu glauben!
Der Tag verlief dann aber anschliessend prima ... harmonisch, passend, gut.
Meine Laune war keineswegs angeschlagen - im Gegenteil.

Hier kommen wir nun zur Rose des Tages:
Und so machte ich mich dann um 18.00h frohgemut auf den Weg ins traute Heim. Mich freuend auf Ruhe.
Reihte mich am Bahnhof in die Schlange der Pendler. Der Zug fuhr ein, hielt an - ich stand, welch Glück, gleich bei einer Türe. Womit (m)ein Sitzplatz gesichert war.
Die Masse strömte aus dem Zuge, stolperte mehr oder weniger koordiniert über die steile Treppe runter. Und plötzlich stand er da - der kleine Junge oben an der Treppe. Im Rollstuhl. Der Bub war vielleicht 6 Jahre alt und hatte ein sommersprossiges, fröhliches Gesicht, der Schalk lachte ihm aus seinen schönen, kugelrunden Augen. Er verwehrte jede Art von Hilfe und angelte sich in seinem Rollstuhl gekonnt und ganz alleine die Zugstreppe runter. Als wär das nix! Unten an den 3 hohen Stufen angekommen, schaute er in die Runde der Wartenden und lachte laut auf, vor Freude es geschafft zu haben. Schaute zurück zu seinen Eltern, welche ein bisschen angespannt aber ihm stolz zunickend sein kleines, grosses Kunststück würdigten. Meinem Munde entsprang von ganz alleine ein "WOWHHH - das hast Du toll gemacht" - und eine ältere Frau begann zu klatschen. Woraus Dutzende anderer Hände sich dem Applaus anschlossen und den kleinen Radakrobaten feierten. Der Junge platzt fast vor lauter Stolz und Aufregung ... ein wunderbarer Moment.
Eben ein knallroter, schöner, besonderer Rosenmoment.

Und  ... was soll ich sagen - 1 Rose minus 2 Kaktüsser ergibt unter dem Strich immer noch

EIN KRÄFTIGES ROSEN-PLUS!

3 Kommentare:

ALEXANDRA SCHMID hat gesagt…

Liebe Franziska,
Danke!
Danke, dass es noch Menschen gibt, die solche Sachen sehen, die HINsehen oder -hören, sich Gedanken machen, sich darüber aufregen oder freuen und dies auch mitteilen.
Ich beobachte so oft Menschen, die durch die Welt stiefeln, als ginge sie all das gar nichts an. Weder solche Aufregermomente, noch die schönen und zauberhaften Momente. Ich weiss, wir alle haben einen vollen Tag, den Rücken voller Sorgen und manchmal eine Nacht ohne Schlaf, aber darüber darf man doch das Menschsein und TEILnehmen nicht vergessen...
Hier, genau hier bei Dir finde ich diese Teilnahme immer wieder. Und das finde ich einfach unendlich schön.
Alles Liebe,
Alexandra

Rosine hat gesagt…

Liebe Sternenzauberin, du bist ja zur Zeit voller Emotionen. Trotzdem les ich so was gern. besonders das mit dem miesesten Verkäufer hast du schön beschrieben.

LG Rosine ♥

Dodo hat gesagt…

Da ich auch zu meinem Freundeskeris einen Rollifahrer zähle, der sich sehr für seine Rechte und mehr Menschlichkeit und Lebensqualität für Menschen mit Behinderungen (Ich bin nicht behindert, ich werde behindert) einsetzt, gilt mein ehrliches Gefühl der Bewunderung deiner ungebremsten Zivilcourage gegenüber den Busfahrern! Wow! kann ich da nur sagen. Sowas bringst in dieser knalligen Intensität wohl auch nur du fertig.
Dem mölchte ich aber auch gegenüberstellen, dass in Thun, wo ich ja nun lange Zeit an der "WAG"-Haltestelle ein- und ausgestiegen bin, mir solch unfreundliches Verhalten gegenüber Rollstuhl-Kundschaft nie begegnet ist. Ein Kompliment auch an diese Adresse!

LinkWithin

Related Posts with Thumbnails