Montag, 11. Januar 2010

STERNENZAUBER WAR AUCH MAL KIND...

Heute hat mir mein Cou-Cousin ein Uraltfoto geschickt. Darauf bin ich, meine Schwester, Cou-Cousin und seine kleine Schwester zu sehen.

Unglaublich - dieses Bild ist an die 43 Jahre alt ... und in dem Moment, als ich es betrachtete, kamen die Erinnerungen dieses Abends. Ich weiss alles noch so genau, als wäre es erst gestern gewesen. Vielleicht deshalb noch so gut, weil ich stinke sauer war und den Grossen den Abend verderben wollte. Die hatten sich das nämlich so gedacht, dass wir Kinder abgefüttert und beizeiten dem Sandmann zum Frasse vorgeworfen werden sollten. Während es sich die Erwachsenen gut gehen lassen, lecker Essen geniessen.
Und wäre ich dann nicht halt doch eingeschlafen, ich hätte wirklich und wahrhaftig Radau gemacht.
Aber eben...



Und kaum ist diese kleine Erinnerungsschleuse geöffnet, fluten so viele kleine und grosse Erinnerungen in mein Ich. Erstaunlich, was alles noch da ist.

Gerade mal 3 Jahre lang war ich bei meinen Eltern Prinzessin gewesen ... und nun war da plötzlich dieser winzige Schreihals, der sämtliche Aufmerksamkeiten von mir weglenkte. Ich heckte Gegenmassnahmen aus:
Packte meine "neue" Schwester aus dem Kinderbettchen, schleppte sie aus dem 5ten Stockwerk runter auf die Strasse und wollte sie für Fr. 5.-- an den Mann / die Frau bringen. Meine Eltern haben mich auf frischer Tat ertappt und ich habe seither stets ein ungutes Gefühl, wenn ich den Begriff "Teppichklopfer" höre... Mein Hintern schmerzt selbst in der Erinnerung!

Und was meine Schwester anbetrifft - ich glaube, das nimmt sie mir heute noch übel... habe auch dieses Jahr keine Weihnachtskarte bekommen. Tja.

Nachdem meine Eltern mit dem Kinderarzt Rücksprache gehalten hatten, kaufte man mir eine Puppe und wollte mich so schonend an das kleine Wesen und das Leben als Nr. 2 gewöhnen. Gab mir die Aufgabe, mich mit der Puppe zu beschäftigen, zu spielen, sie anzuziehen, zu pflegen. Ich wollte aber keine Puppe, sondern den gelben Bagger! Und eine Cowboyausrüstung! Mit Colt! Keiner verstand mich! Also spielte ich dieses blöde Spiel mit und machte weisungsgemäss alles nach, was meine Mutter mit Schwesterchen anstellte. Das Nägel schneiden gelang mir nicht sonderlich - da ich wohl feinmotorisch wortwörtlich noch in den Kinderschuhen steckte - ich schnitt der armen Puppe die Finger ab. Da war dann aber Land unter! Mutter in Tränen aufgelöst dem Kinderarzt meine unterschwelligen Aggressionen gegen Schwesterchen in grellsten Farben schildernd, befand der, dass ich wohl doch einem Kinderpsychologen vorgeführt werden müsste.
Zum Glück kam es nicht soweit, weil irgendein einfühlsamer Mensch meine Eltern aufklärte und sie von der irrwitzigen Idee abbrachten, dass ich ein sadistisches Killerkind sein könnte, sondern nur eine eifersüchtige, unbeholfene Erstgeborene, welche sich mit dieser Situation erst mal arrangieren musste.

Ich habe darauf hin den Bagger doch noch gekriegt und durfte für längere Zeit zu Oma und Opa in die Ferien. Als ich wieder nach Hause kam, hatte sich mein Kleinkinder-Selbstbewusstsein soweit erholt, dass ich die Nebenbuhlerin neben mir akzeptierte.
Meiner Mutter machte aber alsbald zu schaffen, dass ich mir eines ihrer leeren Tablettenröhrchen aus dem Abfall fischte, mit der Kinderschere aus Zeitungspapier kleine, runde Tabletten ausschnitt und bei jedem Schrei von Schwesterchen mir einen solchen Papierschnipsel genehmigte ...
Aber alles in allen sei ich immer ein sehr fröhliches und lustiges Kind gewesen. :-)



Schon recht früh habe ich zudem meine finanzielle Lage bedacht. Im zarten Alter zwischen 4 und 5 machte ich folgende Geschäfte:
Für 10 Rappen habe ich eine Schnecke pur verspeist, 20 Rappen kostete die gleiche Vorstellung inkl. Schneckenhäuschen. Würmer gab es für 15 Rappen und die Verspeisung der Wurm-Erdhügelchen war gegen Aufpreis von 5 Rappen zu haben.

Als meine Eltern diese Nebeneinkünfte mitkriegten, schickten Sie mich zur Ablenkung in die rhythmische Frühgymnastik und schenkten mir Kater Max. Endlich kriegte ich auch meine Cowboyausrüstung MIT Colt, sowie sonntägliches Ponyreiten. Ab da war ich dann zufrieden. Kaum konnte meine Schwester auf eigenen Füssen stehen, war sie Mitglied meiner Bande. So durfte ich sie zumindest ab und zu mal offiziell an den Marterpfahl fesseln.

Mir fällt gerade auf:
ICH HABE SCHON LANGE NICHTS MEHR VON IHR GEHÖRT!

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