Samstag, 2. Januar 2010

JA / NEIN / VIELLEICHT

Ich habe viele Facebook-Bekanntschaften. Ihr auch?
Auch heute wieder bekam ich die Meldung, dass ein verloren geglaubter Freund mich im Freundefinder eingab, fand und mir anschliessend eine Nachricht sandte, ob ich ihn als Freund (wieder) in mein Leben aufnehmen würde. Selbstverständlich habe ich diese liebevolle Anfrage nicht ignoriert, sondern akzeptiert.
So einfach geht das.

Ebenso das Gespräch, welches ich kürzlich im Zug mitbekam. Da hat ein internetkundiger junger Mensch wohl seinem nicht so sehr kundigen Opa am Handy erklärt: "Also, ich habe jetzt einen Account bei Facebook für Dich gelöst. Account ... Account ... ach weisst Du, dass ist sowas wie ein Schlüssel, damit Du bei Facebook rein kannst. Ja, genau, da kannst Du jetzt rein. Da treffen wir uns dann.  Und ich habe Dir auch eine Anfrage gesandt, ob Du mein Freund sein willst. Nein, ich weiss schon, ich bin Dein Enkel, aber auf Facebook musst Du mir Freund sagen. Da kann man nicht Enkel, Onkel, Opa, Eltern oder so was anklicken, nur Freunde. Und wenn Du Kontakt zu mir haben willst, dann klicke jetzt einfach auf Freund akzeptieren. Super Opi, jetzt sind wir Freunde!"
So schnell geht das.



Man mag von dieser Facebook-Geschichte halten was man will - und Kritik in dieser Sache ist nicht unwichtig. Ich habe sogar im WWW einen Anbieter gefunden, der vermittelt  gegen die geringe Gebühr von nur 177 US-Dollar 1'000 Facebook-"Freunde" ...
Soweit sollte man es nicht kommen lassen - aber von Tante Grete bis hin zu dem bereits bei der Geburt angemeldeten Hansli finden sich in meinen Freunden auch so einige. Es gibt da Leute, die schreiben alle paar Minuten jeden Pieps aus ihrem Leben rein. Und eigentlich interessiert es mich überhaupt nicht, dass bei Gustav momentan rote Geschirrspültücher in der Küche hängen oder dass Vreni zeitgleich im Estrich den Koffer holt.
Aber: ich habe z.B. meinen CouCousin wieder gefunden, seine Familie dadurch kennengelernt. Sie würden mir heute fehlen, dass kann ich mit Fug und Recht behaupten. Ich wurde von Menschen gefunden, die mein Leben nun wieder bereichern. Wir haben Verbindung. Was wir daraus machen, liegt an uns selber. Alleine diese Möglichkeit zu haben, finde ich zumindest sehr wertvoll.
Dass diese Facebook-Freundesgeschichte einem durchaus den einen oder anderen lustigen Augenblick beschert ... es gibt Schlimmeres.

Meine "Opa-willst-Du-mein-Freund-werden-Geschichte" verlieh meinen Erinnerungen Flügel und mehr:
Da hat sich in meinem Bauch nämlich wieder dieser herrliche Kribbeln gemeldet, dieses bestimmte Kribbeln, bei dem ich dann gleich loslachen muss. Erinnerte mich diese Situation doch an das wunderbare Erlebnis, welches ich vor über den Daumen gepeilten 40 Jahren in der zweiten Klasse erleben durfte. Da lag nämlich nach der grossen Pause auf meinem Pult ein Zettel. Darauf stand: Ich will mit Dir gehen. Willst Du mit mir gehen? Mache ein Kreuz bei der Antwort:   JA   /  NEIN  / VIELLEICHT  / NACH DEN FERIEN. Gib den Zettel dann in der nächsten Pause Heinz und er gibt ihn mir. Gruss von Rolf.

Ich war zwar auch im zarten Alter von fast 8 Jahren geschmeichelt, aber alles andere als darauf erpicht mit einem Buben - wähhh - so was ähnliches wie eine Freundschaft einzugehen. Ich habe dann NEIN angekreuzt und ihm unten auf dem Zettel hingekritzelt, dass er aber dafür in meine Bande aufgenommen werde. Wenn er denn wolle.
Er hat mir damals als Ersatzbruder (ich hatte leider nie einen und wer eine Bande leitet, der braucht auch einen grösseren Bruder als Beschützer) noch einige gute Dienste geleistet, hat den Peter Weber mal ganz doll verkloppt, weil der mich immer wegen meiner Sommersprossen gehänselt hat. Rolf musste 2 x das Kindergartenjahr machen und war deshalb 1 Jahr älter als wir Anderen - und vor allem: grösser. Dieses Argument kam dann auch beim Peter Weber an.
Als ich Rolf mit 25 durch einen Zufall wieder begegnete, wäre ich gerne auf seine Anfrage aus der zweiten Klasse zurückgekommen. Aber wie das Leben so spielt - jemand vor mir hatte bereits JA angekreuzt. Pech gehabt. That's life.

Was haben wir uns ob diesen JA/NEIN/VIELLEICHT-Zettelchen anlässlich der ersten paar Klassentreffen amüsiert. Und jetzt ... jetzt ist es genau wieder so weit. Wir schreiben uns gegenseitig auf Facebook an und fragen, ob er oder sie Freund werden wolle.
Kürzlich kriegte ich sogar die Meldung von Rolf, ob ich denn wolle.

Ich habe gekichert - und auf AKZEPTIEREN geklickt.
Es gibt Dinge, die bleiben für immer.

WENN AUCH NEU VERPACKT

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