Mittwoch, 31. März 2010

VOM SCB, VOM SIEG UND DEM DRUMHERUM

Die weniger Eishockey-angefressenen LeserInnen hier, die haben momentan wahrlich ein schweres Leben mit der Sternenzauberfrau.
Ihr verzeiht mir hoffentlich, oder?

Aber wenn ihr jetzt gerade meine heisere Stimme hören würdet, meine glänzenden Äugelein und das leicht debile Dauergrinsen ... ich meine zu wissen, ihr lächelt mit. Trotzdem. Oder deswegen?
Wisst ihr, meine Lieben, mir kribbeln die Handinnenflächen von gestern Abend immer noch. Gestern war nämlich der dritte Halbfinalmatch - und ich habe mitgelebt, mitgefreut, mitgelitten, Blut geschwitzt! Meine Mannen spielten gut, solide, und bodenständig. Haben 3:2 gewonnen und somit den siebten Sieg in Folge eingespielt. Was so viel heisst, als dass uns nur noch ein einziger Sieg zum Erreichen des Finals fehlt.
Jaja, ihr lest richtig: UNS.
Aber damit man mich auch richtig versteht - darauf lege ich Wert: WIR verlieren auch zusammen.

Nach langer, langer Zeit ist mal wieder dieses wunderbare, nicht käufliche, ganz besondere, glückliche, verbindende, sehr ehrliche, begeisterte und begeisternde UNS / WIR zu spüren. Ihr hättet dabei sein müssen, wie die letzten 4 Matchminuten selbst wir auf den Sitzplätzen uns erhoben, ohne Punkt und Komma unsere Mannschaft über die Zeit bis zum Schlusspfiff klatschend zum Sieg trugen.
Ich konnte mich absolut nicht still halten, hüpfte wild (und verfluchte die 3 Deziliter Mineralwasser, welche ich grade eben vorher noch getrunken hatte - das Zeug drückte erbärmlich auf die Blase!), ich kniff in kritischen Sekunden die Augen zu, biss auf die Zähne, beschwörte und bekniete wieder mal alle guten Hockeygeister auf unsere Seite und jubelte erlöst beim Schlusspfiff. Wie man eben nur jubeln kann, wenn man auch die andere Seite der Medaille kennt ...
Es war grandios! In jeder Faser spürbar, wie die Anfeuerungsrufe, das Klatschen, der tobende Lärm einem vibrieren lassen. Ganz besonders im Herzen.
Alleine wenn ich dies jetzt schreibe, krabbelt mir Gänsehaut wie die La-Ola-Welle von oben in den Haarspitzen bis ganz nach unten zum kleinen Zeh und wieder zurück. Mehrfach! Rauf-runter-rauf-runter...

Was solche Momente für ein Emotionsbündel wie mich heissen, mir bedeuten, ist für Insider ein klarer Fall. Gimme five! Allen anderen bleibt oftmals nur das obligate Augenrollen und das sich wundern.
Um der Sache ein bisschen Ausgeglichenheit zu verleihen und für beide Seiten attraktiv zu machen, werde ich euch heute
A) vom Match und
B) vom Geschehen um den Match herum erzählen.
Wo sich über 16'000 Menschen auf relativ engem Raume tummeln, ist nämlich auch gegeben, dass es viel ... nennen wir es: menschliches ... zu beobachten gibt. Und ich liebe es, den Menschen meine Aufmerksamkeit zu schenken!

Nicht aus reiner Schaulustigkeit heraus. Nein. Viel mehr, weil die Spezies Mensch an und für sich so interessant ist, dass ich einen freien Nachmittag ruhig auch mal im Strassencafé irgendwo an der Front mit Blick auf Menschen geniessen kann.
Was es da alles zu erschauen, zu erfahren und zu erahnen gibt - ich könnte Romane schreiben!

Der junge Mann rechts neben mir gestern Abend, meine Mundwinkel kräuseln sich noch immer Richtung Ohren. Ein durchaus netter Mann im zarten Alter von geschätzten 17. Aufgefallen ist er mir das erste Mal, weil er in den falschen Momenten klatschte. Also zum Beispiel, als Kloten ein Tor schoss. Glücklicherweise hatte er da gestern nicht übermässig damit zu tun.
Viel mehr ins Auge fiel mir aber, dass er alle 2 bis 3 Minuten seinen Kopf erst sachte nach hinten in den Nacken legte - um ihn dann mit Schuss nach vorne zu schleudern. Leicht befremdlich. Erst habe ich sorgenvoll gedacht: der arme Junge. Bei näherer Betrachtung aber fiel mir doch die, sagen wir mal, Einzigartigkeit seiner Frisur auf. Ich würde diese folgendermassen beschreiben:
Es sah so aus, als hätte er enorm viel Rückenwind abgekriegt. Zumindest seine Haare. Ich tippe auf orkanartige Windböen, Beaufort-Stärke 12. Sein Stinktierstreifenmässig gefärbter Schopf war nämlich, vom Wirbel ausgehend, derart strikte seitlich, oben, unten, überall rundherum nach vorne gekämmt, irgendwie wohl noch mit Scheibenkitt oder derartigen Materialien in ihrer ... ähh ... Flugrichtung einbetoniert und zusätzlich mit Glanzhaarspray gelackt worden. So sehr, dass sie wohl jeden verirrten Puck hätten abprallen lassen.
Da der Junge sich aber wohl nicht so ganz sicher bezüglich dieser Sache war, ruckte er sein Haupte wie an einem AC/DC-Konzert in schöner Regelmässigkeit nach vorne. Mit Anlauf! Befühlte anschliessend zur Kontrolle die Standhaftigkeit der Haarspitzen und gab sich anschliessend für die nächsten ca. 180 Sekunden mit dem Resultate zufrieden.
Jedem das seine.


Unsere Sitzplätze hätten wir eigentlich gleich hinter der Spielerbank des SCBern. Grundsätzlich sehr informativ -wenn man an Spielerhintern interessiert ist. Sitzen die Spieler, dann wuseln Trainer und Betreuer einem vor der Nase rum und verdecken die Sicht aufs Spielfeld. Passiert was Spannendes auf dem Eis, stehen Alle auf. Ich möchte es nicht verschreien und entschuldigt bitte meine Ausdrucksweise, aber ich kenne - so gesehen - jeden Arsch.
Weil diese Plätze aber leider nicht viel mehr zu bieten haben, sucht man sich dann halt andere. Und 2 freie Sitze finden sich immer irgendwo. Seit Jahr und Tag sitze ich im gleichen Sektor. Ab dem Zeitpunkt, als links über uns der gegnerische Fansektor definiert worden ist, haben wir allerdings ein paar Reihen nach unten gezügelt, ausser Bierbecher-Wurf-Reichweite.
Man duftet nämlich nicht unweigerlich besser danach. Jeder Taxichauffeur würde mich abweisen! Und die Zugkontrolleure werden sich ihre Sache auch denken.

So haben wir denn gestern auch unsere Plätze gefunden - meist ganz links aussen in der Reihe. Was aber bedeutet, dass in der Pause viele Menschen in engem Abstand durch spazieren.
Ich nenne dies gerne "die Duftparade". Vom edlen Parfum bis hin zu "ich dusche 1x im Monat, ob es nötig ist oder nicht", findet sich die gesamte Palette. Einer der Herren gestern Abend war wirklich eindrucksvoll - edel ausgedrückt. Seine Jacke erinnerte an ein uraltes Bärenfell. Eines, das Generationen vor ihm irgendein Vorfahre im hintersten Teil des Estrichs deponiert und vergessen hatte. Das Ausdrucksstarke daran war, dass man vom Geruch her hätte meinen können, das dieses arme Tier zumindest stückweise noch in seinem Felle hängt und langsam verrottet.
Ansonsten finde ich kaum eine anständige Erklärung, welche die intensive Prägnanz seines auffälligen Seins erklären könnte.


Ihr seht, liebe Menschen hier, so ein Hockeymatch hat vielerlei Facetten. Sehr sportliche wie auch sehr menschliche. Es ist und bleibt spannend! In jeder Hinsicht.

Meine kleine Geschichte hier ist nur ein winziger Einblick. Es gäbe noch so viel zu erzählen.
Das werde ich auch tun.

GANZ BESTIMMT!

2 Kommentare:

pierre hat gesagt…

nur zu, wir sind gespannt ;-)
schöns tägli

Sternenzaubers Geschichtenhimmel hat gesagt…

Immer wieder gerne.
Hätte ich bloss ein bisschen mehr Zeit - in meinem Kopf sind Bücher! :-)

Liäbi Grüessli und schöns Tägli zrügg

Sternenzauber-Fränzi

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