Dienstag, 2. März 2010

NÄCHSTER HALT ... OLTEN!

Heute ist es mir beinahe wieder passiert. Aber nur beinahe. Gerade noch rechtzeitig habe ich es bemerkt.
Ansonsten wäre ich wieder via Olten nach nach Hause gefahren. Und das sind alles in allem doch letztendlich 3 Stunden mehr als normal.

Es mag heute daran gelegen haben, dass mein Computerprogramm abgestürzt ist. Jeder, der mit so ner Maschine arbeitet, weiss was das bedeutet. Ich mag gar nicht daran denken ...!
Untätig im Büro rumsitzen ist auch nicht mein Ding und Sternenzauber ohne Computer ist wie Fondue ohne Brot. Geht nicht. Und so habe ich meinen freien Donnerstagnachmittag gegen einen freien Nachmittag heute getauscht. Nicht mit Begeisterung, eher aus der Not heraus.
Meine Gedanken müssen entsprechend bei meiner Arbeit gewesen sein, als ich wieder mal den falschen Bahnsteig erwischte. Ich setzte mich einfach in den Zug rein und hielt es der Situation gemäss angebracht, die Augen zu schliessen, tief Luft zu holen und langsam auf 5 zu zählen.

Bei 3 hörte ich die Ansage: "Die SBB begrüssen Sie im Intercity nach Basel. Nächster Halt: Olten!" Ich wie von der Tarantel gestochen hoch vom Sitz, Sprint durch den Gang, raus aus dem Zug.
Es war schon mal anders ....

... vor gar nicht allzu langer Zeit. Ein Freitagabend - ich fix und alle, froh endlich gleich am Bahnhof meinen Liebsten zu treffen, mit ihm nach Hause zu gondeln, Wochenende einläuten. Ich studierte auf dem Weg zum Perron bereits am Wochenendeinkauf rum, plante in Gedanken einen Kinoabend am Samstag und Champagner-Bett-Frühstück am Sonntag. Das Frühstück verwarf ich gleich wieder ... zumindest die Bett-Variante. da hat mein Katerli irgendwie keinen heissen Draht für. Das sei kompliziert, überall würden dann Krümel piksen und überhaupt - den Schampus schütte man auch aus.
Mann vielleicht - Sternenzauber nicht. Die findet Frühstück im Bett höchst romantisch und sehr sinnlich. Na ja, frühstücken wir halt unromantisch am Küchentisch - ich bin ja zu Kompromissen bereit.

Hätte ich vielleicht genau diese Gedankengänge nicht durchwandert, wäre mir aufgefallen, dass der Fahrplanwechsel auch einen Perronwechsel mit sich gebracht hatte. 3 statt 5. Die Macht der Gewohnheit und der Herdentrieb, spülten mich mit der Gruppe schnatternder Teenies die Treppe runter. Oh! Der Zug war schon da! Ungewohnt - aber super. Dann konnte ich mir ja schon mal schöne Freitag-Feierabend-Plätze für meinen Schatz und mich raus suchen. War ja noch alles frei. In aller Ruhe enterte ich das vorderste Viererabteil, machte mich breit und lang, atmete tief durch und genoss den Moment. Schätzu musste ja jetzt gleich kommen.

So langsam füllte sich der Zug - bloss mein Herzblatt war nirgends zu erblicken. Ok. Kennt frau ja. Der hat vielleicht seinen Zug nicht erwischt und kommt eine halbe Stunde später. Warten wir mal ab. Dann kam die Durchsage: "Die SBB begrüssen Sie im Intercity nach Basel. Nächster Halt: Olten". Ich grinste still vor mich hin. Falsche Ansage - der Eine oder Andere wird jetzt bestimmt panisch raus hüpfen. Gut, hat man so viel Bahnerfahrung wie ich und kennt solche Situationen aus dem FF. Einfach sitzen bleiben - das Ganze löst sich gleich als Irrtum auf.

Der Zug ruckelte an - genau 18.04h, wie immer, kein Schätzi weit und breit. "Vielleicht doch mal anrufen...?", fragte mich meine innere Stimme. Gedacht, getan.
Er nahm den Anruf auch sofort entgegen und fragte: "Hast du den Zug verpasst?". Ich: "Nö - aber Du wohl!". Er: "Hä?? Ich sitze im Zug, er fährt eben ab. 04 - wie immer". Ich: "Ja, ich weiss, ich sitze auch da. Steh mal auf - ich stehe auch auf, dann sehen wir uns".
Ich stand auf. Alleine auf weiter Flur. Der Zug, welcher gleich neben "meinem" Zug gestartet war, fuhr auf gleicher Höhe. Und da stand ein Mann. Da stand ... MEIN MANN! Wir sahen uns! Getrennt durch 2 doppelverglaste Scheiben! Auf verschiedenen Geleisen. Unterwegs in unterschiedliche Richtungen ...!

Jesses Gott! Mit schwante es langsam.


Leise Panik stieg in mir auf, meine Knie wurden butterweich, meine Stimme leicht hysterisch: "Schaaatz ... was machst Du denn da drüben??". Die Leute um mich staunten mit grossen Augen, begannen die Situation zu verstehen und grinsten, beteiligten sich mittlerweilen rege an dem Geschehen. Deshalb warf ich in die angespannte Stille des Abteils: "KANN MIR BITTE MAL JEMAND SAGEN, WOHIN DIESER ZUG FÄHRT??!!??"
Basel. Mit Zwischenhalt in Olten.


Prima. Bingo. Echt gut gelaufen!
Und so wurde eine lange Freitag-Feierabend-Fahrt daraus. Die spitzen Bemerkungen meiner 3 Männer anlässlich meinem 3 Stunden verspäteten nach Hause Kommens habe ich heldenhaft ignoriert. In Olten hatte ich nämlich auch noch den Zug gen Berner Oberland um Haaresbreite verpasst ... weil ich gemäss Berner Gemütlichkeit in Ruhe von Perron zu Perron gepilgert bin - und musste mit dem blöden, engen, unbequemen Cisalpino eine halbe Stunde später Vorlieb nehmen.
Noch heute wird mir diese Geschichte vorgehalten. Jaja, wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen.

Aber - und wer mich kennt, der weiss das - hat aus meiner Sicht alles sein Gutes. Selbst so eine Story.
Heute kam mir diese Erfahrung nämlich sehr gelegen. Sonst wäre ich jetzt nämlich in Olten.


HAB ICH NICHT RECHT?

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