Dienstag, 23. März 2010

ALLES TOMATE?

Wenn man rote Flecken auf dem Balkonboden zu vermelden hat, dann kann das vielerlei Gründe habe.
Der unserige heisst: Tomaten.

In einem Anfall von Wahnsinn - anders kann ich es mir heute nicht mehr erklären - haben wir letzten Sommer 4 kleinen - ca. 15cm grossen, unscheinbaren, herzigen, hellgrünen, unspektakulären, zahmen Tomatensetzlingen ein zu Hause gegeben.


2 x Cherrytomate, 1 x Balkontomate, 1 x Pflaumentomate.
Tönt alles wunderbar, ich weiss. Wer mag sie nicht, diese leicht süsslichen, herrlichen, saftigen, prallen und aromatischen Tomätchen - die man von der Staude weg in den Mund steckt, mit einem MHHHH! die Augen schliesst und geniesst!

Zu den 4 Mini-Tomätchen-Stäudchen wurden uns 4 überdimensional grosse, nein: riesige, schwarze Behältnisse verkauft. Und ellenlange Holzstangen - zum dran hochbinden. Wenn ich jetzt so daran zurück denke, meine ich zu wissen, dass der Verkäufer damals hämisch gegrinst hat. Es muss so sein!
Voller Vorfreude auf baldige Ernte tuckerten wir nach Hause, pflanzten die kleinen Sprösslinge in die viel zu grossen Töpfe, gossen reichlich Wasser und Pflanzennahrung auf die kleinen Würzelchen und harrten der Dinge die da kommen sollten.

Und wie sie kamen! Aus den harmlos aussehenden, maximal 3blättrigen Setzlingen, wuchsen innert weniger Wochen riesenhafte Monstertomatenbüsche heran, grösser als ich! Ok, auch wenn ich bloss meine 1.65m vorzuweisen habe, aber immerhin.
Jede einzelne Staude soff - ich sehe mich ausser Stande, diese Tatsache anders zu benennen! - 20 Liter Wasser am Tag. 10 ltr. am Morgen, 10 ltr. am Abend. Und wehe, WEHE, ich vergass mal das Giessen! Dann welkten sie in einem erbärmlichen Zustand vor meinen und der Nachbars Augen. Schlimm.

Wie gut erinnere ich mich noch, als wir damals die erste Minitomate am Strauche entdeckten. Welch Hurrageschrei! Die Cherrys waren die Fleissigsten. Am Anfang. Dann wurden diese aber bald von den Balkontomaten überholt - aber nur für kurze Zeit, die Pflaumentomaten holten dann zu einem exorbitanten Reifebeschleunigungsprozess aus und fluteten uns mit den roten, allseits beliebten Früchten...
Da schrien wir dann auch wieder. Allerdings aus einem anderen Grund.

Bis weit in den Winter genossen wir - mit abnehmender Begeisterung:
Tomaten pur, Tomaten mit Mozzarella, Tomatensalat, Tomatenkuchen, Tomatensosse in 1'000 Varianten, gefüllte Tomaten, getrocknete Tomaten, Tomatensuppe, Tomatenrisotto, Tomatenpizza, Tomatengratin, Tomatenpfännchen, Tomatengnocchi, Tomatenbratlinge, Tomatenessenz und und und.
Aus dem Traum wurde ein Albtraum! Konnten uns ob der Flut gar nicht mehr retten! Wir verschenkten, verfütterten kiloweise von den Dingern, deren Namen wir kaum mehr zu sagen wagten - nennt man sie einmal beim Namen, ploppt es und 30 neue Tomaten hängen am Strauche. Zumindest so war unsere Wahrnehmung.
Die Sträucher breiteten sich zu einem Urwald aus, nahmen uns Sicht, Sonne und die Hoffnung, je wieder etwas anderes als Tomaten zu essen.
Wenn es eine Tomatenphobie gibt, gekoppelt mit einem nicht zu unterschätzenden Tomatentrauma - dann hatten wir sowohl das Eine, wie das Andere. Ganz bestimmt! Auf jeden Fall!

Ich könnte noch heute schwören, dass die samtweichen Locken meines Liebsten in dieser Zeit einen leicht rötlichen Touch angenommen haben. Mich dünkt, dass Sohn Max Bäckchen abnorm rosig wurden. Ich meinerseits, ich scheine eine Allergie entwickelt zu haben - Katerli meint, ich sei seither noch kommunikationsbedürftiger geworden. Da mag er Recht haben - schliesslich fing ich im Oktober dann mit diesem Blog an. Der Beweis wäre somit sozusagen erbracht - oder?
Ich könnte schwören!

Gestern nun habe ich den Balkon also schon mal ansatzweise Frühlingsfein gemacht. Habe mit einem Erfolg, der sich doch sehr in Grenzen hielt, diese besagten roten Flecken wegzuputzen versucht. Letztendlich blieb es beim Versuche. Die Jahre werden es bringen, erfahrungsgemäss. Wie so manch anderes auch.

Schätzeli und ich haben gestern noch besprochen, wie wir unseren Balkon in diesem Jahr bepflanzen. Viele bunte Blumen, hoher Bambus, Efeu, Weidenbäumchen, Olivenbaum, Zitrone und vielleicht sogar Orange. Die extreme Sonnenfront bei uns darf man ja ruhig ausnutzen.
Tomate werden wir auch haben - schliesslich ist so ein feiner, frischer Tomatensalat mit Zwiebeln, Basilikum, Olivenöl und Balsamico was ganz Leckeres.


Aber: 1 Tomatenstrauch.

EINER!

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