Freitag, 22. Januar 2010

VERSCHLAFEN! ZUM GLÜCK?

Jetzt bitte keine falschen Rückschlüsse ziehen - es ist bestimmt nicht passiert, weil wir seit Neustem diesen herrlichen Sternenhimmel beim Einschlafen an die Decke projizieren. Mittlerweilen sind wir davon zwar nicht nicht weniger begeistert als am ersten Abend - aber wir gaffen nicht mehr 3 Stunden lang dem Geschehen zu. Zugegebenermassen blinzeln wir sicherlich noch jede Nacht ein paar Minuten in die Sterne, warten die ersten 3 Sternschnuppen ab und schlafen dann glückselig ein.
An dem liegt es also nicht.

Dass ich verschlafe, ist mir in meinem ganzen Leben bisher nur 3x passiert. An die beiden anderen Male erinnere ich mich deshalb noch so genau, weil mir dadurch wohl das Leben gerettet wurde. Wenn ich davon erzähle, kriege ich auch heute noch immer sofort Hühnerhaut und es wird mir irgendwie anders ... und auch wenn ich gerne hier meine Spässe mache, die Pointen mit Pfeffer jeweils noch nachwürze und meiner schriftstellerischen Freiheit zuweilen Auslaufmöglichkeiten biete - was ich euch jetzt erzähle, ich genau so passiert.

Das erste Mal habe ich am 02. August 1980 verschlafen. Ich war damals mit 2 Freunden auf der wunderschönen Insel Capri in den Ferien. Der Tag der Abreise war gekommen. Nie vorher hatte ich den Wecker überhört, doch an diesem 02.08.1980 wurde ich erst wach, als meine Freunde schier die Hotel-Türe eintraten. Es war der Grund, weswegen wir unser Tragflächenboot (welches uns nach Neapel rüber bringen sollte) verpassten und somit auch den Zug in die Schweiz.
Mit ein paar Stunden Verspätung fuhren wir dann der Schweiz entgegen.

Meine Erinnerung daran ist noch derart frisch - wie ich dann vom Bahnhof in Chiasso aus meine Eltern angerufen habe, sie informieren wollte, dass ich 4 Stunden später ankommen werde - und erst eine grosse Stille herrschte, welche dann von Schreien und Schluchzen abgelöst wurde. Der Grund: Unser ursprünglich gebuchter Zug wurde damals in Bologna von Terroristen in die Luft gesprengt. Auf WIKIPEDIA habe ich darüber unter anderem folgende Zeilen gefunden:
"Eine in einem abgestellten Koffer versteckte Zeitbombe detonierte um 10:25 Uhr in Bahnhof von Bologna. Der Sprengsatz bestand aus TNT und T4. Die Explosion zerstörte einen Großteil des Hauptgebäudes und den Ancona-Chiasso-Zug, der auf Gleis 1 wartete. Die Explosion war kilometerweit zu hören. Das Dach des Wartesaals brach über den wartenden Fahrgästen und dem Zug zusammen, was die Zahl der Todesopfer massiv erhöht. 85 Menschen wurden getötet - über 200 schwer verletzt."
Welch Glück ich damals hatte ...

Das zweite Mal habe ich am 21. Mai 1985 verschlafen. Wir wohnten zu dieser Zeit in Worb und ich fuhr jeden Tag mit dem berühmten blauen Bähnli nach Bern. An diesem Tag aber - ich weiss nicht warum - erwachte ich erst gegen 08.00h. Der Schreck war gross, weil ich genau an diesem Tag Protokollführerin einer wichtigen Sitzung war und es mir glattweg nicht leisten konnte, die ganzen Bosse warten zu lassen. Also schnell ein Taxi ordern und ab nach Bern, ohne Umweg in mein Büro direkt zum Sitzungszimmer. In der Mittagspause suchte ich dann mein Büro auf und fand unzählige Rückrufbitten meiner Mutter, von Freunden, meinem damaligen Mann. Ob diesem Ansturm ein wenig irritiert, rief ich die erste Nummer auf der Liste an. Er läutete nur kurz - und schon hatte ich meine völlig aufgelöste Freundin am Telefon ... "Du lebst! Wir hatte alle derart Angst um Dich". Auf meine verblüffte Rückfrage erzählte sie mir, dass die Bahn Richtung Bern mit dem entgegenkommenden Zug frontal zusammengestossen sei und meine 3 anderen Freundinnen, mit welchen ich jeden Morgen gen Bern fuhr, ums Leben gekommen seien. Man hätte pausenlos und vergeblich versucht mich zu erreichen.
Welch Glück ich damals hatte ...

Der meiner Person zugeteilte Schutzengel scheint mir auf jeden Fall sehr zugetan zu sein. Ein zuverlässigeres, cleveres und vorausblickendes Wesen. Und sollte er / sie hier mitlesen: DANKE!



Heute Morgen war es also dann das dritte Mal.



Ich erwachte um 06.00h ob meinem Traum - ich träumte, ich hätte verschlafen. Schreckte auf und merkte, dass es Wirklichkeit war. Die einzelnen Fragmente meines Ich zusammen sammelnd, gab es Katzenwäsche und einen Kaffee - und dann düsten wir schon mit Wilhelmine (unserem Auto) Richtung Bern. Ich kam rechtzeitig, sogar zu früh, im Büro an.

Nun ist es Mittag und ich bin noch immer nicht zur optimalen Tagesform aufgelaufen. Heute musste ich diesen speziellen Stift gegen Augenringe verwenden - und Wangenrouge für den frischen Eindruck. Zum Glück hauen die bunten Farben meiner Kleider den heute eher blassen Eindruck raus. Und mein Koffeinkonsum treibt zu Höchstleistungen an - selbst wenn ich mich so nicht anfühle. Jede Nacktschnecke hat mehr "Pfupf" als ich.

Ich renne mir schon den ganzen Tag hinterher - und werde mich wohl heute auch nicht mehr einholen. Jä nu!
Freue mich auf den Sternenhimmel am Abend und das Ausschlafen morgen früh.
Und das mit dem Verschlafen ...

... WER WEISS, WOFÜR DAS HEUTE GUT WAR!

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