Sonntag, 31. Januar 2010

FRAU HOLLE - GO HOME!

Was für ein aufregendes Wochenende! In jeder Hinsicht!

Ich habe so viel zu erzählen. Von Freunden, der Familie, Erlebnissen, von Köln und Kneipen, Wiedersehensfreuden und schlaflosen Nächten. Eines nach dem andern. Heute ist das Wetter dran - und daraus resultierende Turbulenzen, Konsequenzen.

Die Hinfahrt am Freitag war nicht ohne - der Winter hier in Deutschland ist ungewohnt heftig (wir Alpenvolk sind uns dies ja gewohnt) und wie die Deutschen auf den Winter reagieren auch. Die ersten 300km flutschten wunschgemäss und ich musste zu Schatzes Freude auch nur 1x aufs Klo. Er mag diese Pinkelpausen nicht - irgendwie unterbreche ich damit stets den Lauf, den er grad hat. Aber sobald ich dann bei jeder Bodenwelle Augenwasser kriege, MUSS es einfach sein!

Nach diesen lockeren ersten Kilometern begann dann aber das Schneetreiben - und die Warnmeldungen am Radio proportional auch. Das sind immer diese Momente, wo ich mein Temperament zügeln und Ruhe an den Tag legen muss, zum ruhenden Pol mutiere - weil Katerli zusehends in die Ausnahmesituation "Fahren unter schwierigen Verhältnissen" gerät. Nicht wegen ihm selber - er (und da muss ich ihm echt ein grosses Kompliment machen) kann es. Ein guter Fahrer mit viel Um- und Voraussicht, mit dem Reaktionsvermögen einer Raubkatze ... aber dem Nervenkostüm eines verletzten Tyrannosaurus Rex, der sich in die Enge getrieben fühlt.

Also - die nette Stimme aus dem Radio verhiess, wie bereits erwähnt, nichts Gutes. Dichtes Schneetreiben, zunehmend Glatteis und schwer befahrbare Strassen ... genau auf der Strecke, auf welcher wir unterwegs waren! Wilhelmines Wischerblätter sausten in Höchstgewindigket über die Scheiben, trotzdem war die Sicht alles andere als gut. Strassenschilder und Autobahn zugeschneit. Katerchen drehte so langsam am Rad, weil unser Navi die Ankunftszeit immer weiter nach hinten korrigierte, ich drauf und dran war, Charlotte ... Susi ... Alexandra - oder wie immer die Dame im Navi heisst - meine Meinung zu geigen. Bekanntlich ist es Perle vor die Säue werfen. So kraulte ich dann halt einfach meinem Liebsten die gestäubten Nackenhäärchen und redete in monotonem Singsang beruhigend auf ihn ein. Ich bin dabei eingeschlafen.

Da war dann aber plötzlich dieses Auto, welches mit 30 km/h über die Autobahn schlich - schön mittig zwischen Spur 1 und Spur 2, wahlweise mal ein bisschen weiter rechts, dann wieder ein bisschen mehr links. Das Zähne fletschen vom Katerli hat mich dann geweckt. Als wir höllisch aufpassend neben besagtem Fahrzeug vorbei fuhren, entpuppte sich dieses Gefahrenpotential als ein alter, sehr alten Mann, der sich krampfhaft am Lenkrad anklammerte, die Nase schier vorne bei der Scheibe und wohl infolge Nachtblindheit völlig die Orientung verloren hatte.
Kaum war diese Gefahr gebannt, raste einer der ganz Grossen, Starken, mit männlich-potent-heldenhaften 150km/h im dichten Schneetreiben links neben uns vorbei. Dicht gefolgt vom nächsten Geschoss, das sich natürlich nicht abhängen lassen wollte - versteht jederman(n), oder? Die Netiquette und meine gute Erziehung verbieten es mir, weder Gestik noch Wortwahl meines ob solchen Schwachmaten nervlich äusserst irritierten Katerchens wieder zu geben.
Im Kegel des Fernlichtes sah man ein paar Minuten später ein Auto abgestürzt im Strassengraben, das zweite in Symbiose halb darauf liegend - "dumm gelaufen" quetschte Schätzu zwischen zusammengebissenen Zähnen fauchend und knurrend hervor. Ich meine gesehen zu haben, dass sein Blick leicht diabolisch angehaucht und gefährlich blitzend war. Hab sofort wieder gekrault. Die gestäubten Nackenhäärchen.


Die Radiosender wussten in den folgenden Stunden gar nicht, welche Warnmeldung zu überfrierender Glätte, Blitzeis, Schneeverwehungen, Auffahrkollisionen, Unfällen nun denn die Wichtigste sei ... Es war sehr anstrengend, auch für mich. Ich, die ich immer mitfahre, mitlenke, die imaginäre Pedalerie drücke und mich gleichzeit festhalten muss - für alle Fälle.
Als der Radiosender dann noch "Highway to hell" zum Besten gab, beschloss ich Sender zu wechseln. Na ja - Bata Illic's "Ich hab noch Sand in den Schuhen aus Hawaii" machte die Sache nicht besser. Hätte er vielleicht diesen Sand auf die Strasse gekippt, dann hätte man darüber sprechen können. aber so ... !
Wir waren einfach nur froh und dankbar, als wir Stunden später und verspätet, aber heil und gesund, Wilhelmine auf dem Hotelparkplatz zur Nachtruhe abstellen konnten.

Die so sehr verdiente Nachtruhe war dann aber von nicht allzu langer Dauer, weil noch vor 06.00h die Trottoirs hier freigeschippt werden müssen. Und die Schneeschaufeln geben ja diesen einen schreienden Laut von sich, wenn sie über den Asphalt schaben. Der Biss ins Kissen ersetzte mir böse Flüche!
Das anschliessende Frühstück und der Kurzbesuch bei den Schwiegereltern liessen aber die Strapazen bald vergessen.

Vielleicht mag es auch an der Shopping-Vorfreude gelegen haben, dass mein Elan zur Hochform auflief! Weil nämlich mein Kleiderschrank zu Hause diese stets wiederkehrende Leere aufweist - Frauen wissen, von was die Rede ist - machten wie uns auf den Weg gen Oberhausen zum Outlet-Laden meiner Wahl.


Auch diesen Weg säumten übrigens Polizei, Sanität, Fahrzeuge in allen Stadien der Auflösung. Mal auf dem Dach, mal auf der Seite, aber auch tief im Graben unten. ....!....!
Nach erfolgreicher Mission Kleiderschrank, nahmen wir die Strecke nach Kölle - zu gut Deutsch: Köln, unter die Räder. Unsere lieben Freunde, Herzmenschen, wohnen da. Und seit der Heirat auf Rhodos, den gemeinsamen Ferien, haben wir uns nicht mehr gesehen - und doll vermisst. Endlich war Wiedersehen angesagt! Davon erzähle ich dann bald auch.

Freund Ralf warnte uns aber vor den Strassenverhältnissen - worauf mein Schätzu mir verschmitzt lächelnd erklärte: "Ach weisst Du, die Rheinländer sprechen ab 2cm Neuschnee von Wetterchaos und bei 2 Schneeflocken auf 100m von dichtem Schneetreiben - wir fahren jetzt!" Gesagt, getan. War auch kein Problem, die Autobahn leergeräumt, alles prima.
Nach einem einmaligen Abend (!) - der dringender Wiederholung bedarf (ich habe zum ersten Mal eine richtige Kneipe mit der dazugehörenden Kneipenkultur erlebt) - versprach die Heimfahrt zur Rutschpartie zu werden. Es glitzerte wie ein Sternenmeer auf der Strasse! Lief aber alles gut - wie gesagt, Katerchen ist Meister seiner Fachs. Irgendwann nach Mitternacht waren wir im Bette, freuten uns auf Schlaf satt. Allerdings ohne die Rechnung mit der Schneefräse des frühen Morgens gemacht zu haben. Während Katerli noch lapidar von der Notwendigkeit infolge deutscher Rechtsprechung lamentierte, ging ich die diversen Möglichkeiten der Liquidation des Übeltäters durch. Da ich mir keine Horrorfilme anschaue und ergo keine entsprechende Ahnung - nicht mal das geringste Talent - zum Vollstrecker habe, beschloss ich es bei innerlich-üblen Beschimpfungen und der Tatsache, nach dem Aufstehen die wirklich gute Maske mit der Hyaluronsäure meinem Gesichte zu Gute kommen zu lassen, zu belassen.

Vielleicht wird ja die Versprechung wahr und es polstert die Poren, Falten, Linien tatsächlich auf. Dann sieht man mir die Kneipentour wie auch die kurze Nacht sicher nicht mehr an. 3 Tassen Kaffee und der Roll-on (auch koffeinhaltig!) gegen die Augenringe tun offensichtlich gute Dienste - ich sehe jetzt nur noch durch genudelt aus, nicht TOTAL durch genudelt.

Anyway - wir haben die Heimfahrt von heute Abend auf morgen früh verschoben. Brauchen unbedingt noch ein bisschen mehr Ruhe und Schlaf, bevor wir uns auf den Heimweg machen.

Ich hätte da jetzt noch diese eine Bitte:
FRAU HOLLE - LASS STECKEN!

1 Kommentar:

Webseitenerstellung hat gesagt…

Einerseits ist Schnee schön nd gibt ein Weihnachtliches GEfühl, aber auf der anderen Seite wie viele schon in einen Unfall verwickelt warren. Viele rase immer weiter und denken garnicht daran was sie damit anrichten können.

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