Es passierte letzten Samstag.
Der Wochenendeinkauf war erledigt, keine grösseren anstehenden Arbeiten die noch erledigt werden mussten, die Stimmung gelöst, heiter und grundlegend wochenendmässig gut.
Die Aussichten auf einen spannenden Hockeymatch am Abend und einen ruhigen Sonntag war Honig für unsere Seelen. Herrlich.
Umso mehr verwunderte ich mich, welch Töne ich plötzlich aus dem Computerzimmer hörte. Vorhin sass da doch eben noch mein Schatz...?
Wie soll ich die Töne beschreiben? Etwas zwischen lautstarker Teenie-Party, Schlägerei zweier sich rivalisierenden Rockerbanden und Katastrophenalarm bei Erdbebenalarm Wert Richterskala 10! Ich habe mir wirklich Sorgen gemacht.
Bin sofort aufgesprungen und zum Compizimmer gehetzt - um eventuelle erste Hilfe leisten zu können.
Die auch wirklich nötig war - auf den ersten Blick. Mein Katerli hing in Zuckungen begriffen halb über dem Stuhl, halb über dem Pult. Seine Arme gestikulierten unkoordiniert in der Gegend rum - ähnliche Bilder sieht man jeweils bei den Strangulationsopfern in Krimis. Auch sein Gesichtsausdruck verhiess nichts Gutes!
Herzinfarkt? Epileptischer Anfall? Hat er ungewollt irgendwelche psychedelischen Drogen in den Kaffee am Morgen gemixt gekriegt und ist nun voll auf einem Horrortrip?
Ich repetierte kurz, was ich im Nothelferkurs über die lebensrettenden Sofortmassnahmen gelernt hatte: Bereit zur cardio-pulmonalen Reanimation. Agieren nach dem Ampel-Schema: Schauen - Denken - Handeln.
Habe also erst mal geschaut und das eben Dokumentierte erblickt. Erschreckend war es!
Dann habe ich gedacht: Was passiert hier gerade mit meinem armen Katerli? Diese Frage warf ich unterschwellig hysterisch und mit erhöhtem Stimmvolumen in den Raum!
Worauf mein Liebster sofort zu zucken aufhörte, sich mir zuwandte, mit leicht irrem Blicke und dezent sabbernd meinem Intellekt eröffnete: "So geil ... "Reign in Blood" von SLAYER ... so geil!"
Gemäss dem erlernten Ampel-Schema Punkt 3 habe ich sofort gehandelt: Türe zu gemacht, Kopf verständnislos geschüttelt und ihn für temporär verrückt erklärt.
Ich habe mir dann aber doch meine Gedanken zu diesem interdisziplinären Zwischenfall gemacht, schliesslich bin ich seine Frau und für das seelisches Gleichgewicht mitverantwortlich. Geht es ihm nicht gut? Midlife-Crisis? Testosteron-Schock? Erhöhtes Aggressionspotential? Kann ich mit ihm am Abend gefahrlos an den Hockey-Match gehen oder zettelt er eine Schlägerei an? Hat er doch was mit dem Herzen?
Falls nein - was haben SLAYER was ich nicht hab?!?
Ich bin dann zum Schluss gekommen, mir erst mal einen Latte zu brauen - so was beruhigt meine Nerven ungemein. Vielleicht könnte ich mit meinem Schätzeli ja einen Yoga-Kurs besuchen, soll Wunder wirken und dabei helfen, die innere Mitte zu finden. Oder doch eher abstraktes Malen? Klöppeln? Origami für Anfänger?
Noch während ich in Gedanken die Liste der Möglichkeiten durch ging, kam Katerchen fröhlich pfeifend, mit dem Leben und sich im Reinen, zufrieden und ausgeglichen aus dem Compizimmer gedackelt. "Geil ... einfach geil..."! Sein Grinsen fing unter dem Ohrläppchen des linken Ohres an und endete auf der anderen Gesichtshälfte unter dem Ohrläppchen des rechten Ohres.
Es war also davon auszugehen, dass physisch und psychisch soweit alles mit ihm ok war. *AUFSCHNAUF*
Kleine Jungs, grosse Jungs. Wo ist der Unterschied? Ich lächelte.
Er blinzelte mir zu und meinte: "Vielleicht besser, dass Du nicht ans Metallica-Konzert mit kommst".
GENAU DAS DENKE ICH AUCH! :-)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen